Der Myokardinfarkt ohne obstruktive koronare Herzerkrankung (MINOCA) stellt eine klinisch heterogene, teils rätselhafte, aber dennoch klinisch relevante Entität dar, die mit erhöhter Mortalität, häufigeren Rehospitalisierungen und persistierender Angina-Symptomatik assoziiert ist. Bislang liegen keine randomisierten Studien zur Diagnostik und Therapie dieser Erkrankung vor.
Die PROMISE-Studie wurde initiiert, um zu prüfen, ob eine sogenannte Advanced-Diagnostik mittels intrakoronarer Bildgebung und funktioneller Testung sowie die daraus resultierende individuell stratifizierte Behandlungsstrategie im Vergleich zur Standardtherapie zu besseren klinischen Ergebnissen führt.
In diesem multizentrischen, randomisierten Studiendesign wurden 101 Patientinnen und Patienten mit diagnostiziertem MINOCA im Verhältnis 1:1 entweder einer stratifizierten Behandlung auf Basis einer umfassenden ätiologischen Abklärung oder der üblichen Standardversorgung zugeteilt. Der primäre Endpunkt war die Veränderung des Angina-Status nach 12 Monaten, gemessen mit dem Seattle Angina Questionnaire Summary Score (SAQSS). Die Studie wurde vorzeitig auf Empfehlung des Data and Safety Monitoring Board beendet, da sich ein deutlicher Nutzen in der Interventionsgruppe und potenzielle Nachteile in der Kontrollgruppe abzeichneten.
Von insgesamt 101 randomisierten Teilnehmenden konnten 92 mit bestätigtem MINOCA in die finale Analyse eingeschlossen werden (mittleres Alter 62±13 Jahre, 48 % Frauen; 45 in der stratifizierten Behandlungsgruppe, 47 in der Standardgruppe). Nach 12 Monaten zeigte sich im SAQSS ein signifikanter Vorteil zugunsten der stratifizierten Behandlung mit einer mittleren Differenz von +9,38 Punkten (95%KI [6,81; 11,95]; p<0,001). Hinsichtlich der MACE bestand in diesem kleinen Patientenkollektiv kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen.
Obwohl klein, ist die PROMISE-Studie die erste randomisierte Untersuchung zu Therapieansätzen bei MINOCA. Sie zeigt, dass die Pathophysiologie des Myokardinfarkts und der Koronaren Herzerkrankung komplex ist. Versuche, diese komplexe Erkrankung zu „streamlinen“, zu vereinfachen, zu standardisieren oder kostengünstiger zu gestalten, können letztlich den Patientinnen und Patienten schaden.
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