In der auf dem aktuellen AHA-Kongress vorgestellten SARAH-Trial (Sacubitril-Valsartan on Prevention of CArdiotoxicity in High-Risk Patients Undergoing Anthracycline CHemotherapy) wurde der Effekt von Sacubitril/Valsartan zur Protektion vor kardiotoxischen Schäden durch Anthrazykline untersucht. Eingeschlossen wurden 114 Patientinnen und Patienten mit erhöhtem hs-TnI unter einer Chemotherapie mit Anthrazyklinen (im Mittel 244 mg/m2). Es erfolgte dann eine Placebo-kontrollierte Randomisierung in den Therapiearm mit Sacubitril/Valsartan (ARNI: Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren) mit einem Titrationsprotokoll.
Der Endpunkt war definiert als eine Reduktion des Global Longitudinal Strain (GLS) von ≥ 15 % in einem Beobachtungszeitraum von 6 Monaten. Zusätzlich wurden eine Reihe sekundärer Endpunkte untersucht (alternative Echoparameter als Zeichen der Kardiotoxizität, Schwere kardiovaskuläre Ereignisse und Veränderungen des Troponins).
Das primäre Ergebnis, eine ≥ 15%ige Reduktion des GLS nach 6 Monaten, betrug für Sacubitril/Valsartan im Vergleich zu Placebo: 7,1 % vs. 25,0 %; HR 0,23; 95%-KI (0,07-0,75), p = 0,015. Bei 17 % der Placebo-behandelten Patientinnen und Patienten wurde im kardio-MRT eine LVEF-Verschlechterung < 50 % beobachtet, dagegen aber nur bei 3,7 % der Patientinnen und Patienten im Therapie-Arm (p = 0,029). In den funktionellen Parametern gab es also eine Verbesserung, während es bei den Biomarkern bzw. klinischen Ereignissen keine Unterschiede gab. Die publizierten Daten stehen allerdings noch aus.
Die aktuellen Daten zeigen einen möglichen Vorteil für Patientinnen und Patienten bei Einnahmen eines ARNI während einer Anthrazyklin-Therapie. Es wurde allerdings nur ein kurzer Beobachtungszeitraum in einer kleinen Kohorte monozentrisch untersucht. Eine weitere Limitation ist die Power-Kalkulation basierend auf Surrogat-Parametern, für die eine langfristige klinische Aussagekraft bei diesem Patientenkollektiv nicht gut belegt ist. Abzuwarten bleibt, wie groß der Effekt nach einer längeren Beobachtungszeit beispielsweise auf die LVEF ist sowie die detaillierte Charakterisierung der Patientinnen und Patienten. Die individuellen Dosierungen der Anthrazykline und eine mögliche Kardioprotektion bei Hoch-Dosis-Patientinnen und -Patienten werden wichtige zusätzliche Informationen sein.
Trotz der oben genannten Limitationen ist diese Studie wichtig, weil sie neben einer potenziellen Wirksamkeit der ARNI-Therapie bei Anthrazyklin-Toxizität auch ein mögliches Studiendesign für zukünftige Studien im Bereich Kardio-Onkologie aufzeigt. Dies könnte Grundlage von größeren multizentrischen Studien sein kann.
Bonatto M. Effects of Sacubitril-Valsartan on Prevention of Cardiotoxicity in High-Risk Patients Undergoing Anthracycline Chemotherapy: A Double-Blind Randomized Placebo-Controlled Clinical Trial – The SARAH Trial. Late-Breaking Science Session 6. AHA 2024