Neu in die Leitlinien aufgenommen wurden Empfehlungen bezüglich einer Intervention bei asymptomatischen Patienten mit schweren Herzklappen-Erkrankungen. Hier kommt es auf das richtige „Timing“ an: Bei zu früher Intervention könnten prozedurale Risiken den Nutzen überwiegen, bei verspäteter Intervention könnten wiederum irreversible Schäden den Therapieerfolg limitieren.
Aortenklappen-Insuffizienz: Im Fall einer schweren Aorteninsuffizienz wird eine Herzklappen-Operation jetzt bei asymptomatischen Patienten mit linksventrikulärer Ejektionsfraktion (LVEF) ≤50% oder linksventrikulärem endsystolischem Durchmesser (LVESD) >50 mm (oder >25 mm/m2 Körperoberfläche als Index-Cut-off) empfohlen (Klasse-I/B). Bei Patienten mit LVESD >20 mm/m2 Körperoberfläche oder LVEF ≤55% kann eine Operation in Betracht gezogen werden, wenn das Operationsrisiko niedrig erscheint (Klasse-IIb/C).
Aortenklappen-Stenose: Eine frühe Intervention wird bei asymptomatischen Patienten mit schwerer Aortenstenose und systolischer Dysfunktion (LVEF <50%) empfohlen (Klasse I/B), ebenso bei asymptomatischen Patienten mit schwerer Aortenstenose und Symptomen beim Belastungstest (Klasse-I/C).
In Betracht gezogen werden sollte eine Intervention künftig bei asymptomatischen Patienten mit LVEF >55% und normalem Belastungstest, wenn das prozedurale Risiko niedrig ist und Parameter wie sehr schwere Aortenstenose, schwere Klappenverkalkung oder deutlich erhöhte BNP-Werte vorliegen (Klasse-IIa/C).
Erweiterte Empfehlungen sind in den neuen ESC/EACTS-Guideline auch im Hinblick auf asymptomatische Patienten mit primärer Mitralklappen-Insuffizienz oder mit primärer Trikuspidalklappen-Insuffizienz enthalten.