Die iMODERN-Studie zeigt, dass eine sofortige vollständige Revaskularisation von Personen mit STEMI und Mehrgefäß-KHK gesteuert durch iFR, keinen Vorteil bietet gegenüber einer verzögerten, auf CMR-Ergebnissen basierenden Revaskularisation. Damit wird die Notwendigkeit einer unmittelbaren kompletten Revaskularisation bei STEMI-Patientinnen und -Patienten mit Mehrgefäßerkrankung nun wieder in Frage gestellt.
Im Gesamtbild müssen jedoch die Ergebnisse mehrerer Studien berücksichtigt werden: Die zwei hierzu wichtigsten sind sicher die FLOWER-MI-Studie und die MULTISTARS-AMI-Studie. Die FLOWER-MI-Studie zeigte eine Gleichwertigkeit zwischen hämodynamisch gesteuerter Revaskularisation mittels FFR und angiographisch gesteuerter Revaskularisation bei STEMI-Betroffenen. Die MULTISTARS-AMI-Studie wiederum belegte eine Überlegenheit der sofortigen gegenüber einer zweizeitigen angiographisch geführten Revaskularisation der Nicht-Culprit-Läsionen 19–45 Tage nach dem Infarkt.
Die Einordnung der iMODERN-Ergebnisse ist daher komplex: FLOWER-MI randomisierte angiographisch gesteuert gegen FFR-gesteuert, die Ergebnisse von MULTISTARS-AMI beruhen rein auf angiographischer Beurteilung und die von iMODERN auf dem Vergleich iFR vs. Stress-CMR. So scheint die Frage nach der optimalen Strategie – sowohl hinsichtlich Zeitpunkt als auch Methodik der vollständigen Revaskularisation – wieder unbeantwortet.
Unter praktischen und gesundheitsökonomischen Gesichtspunkten (z. B. Verfügbarkeit und Kosten von MRT, zusätzlicher Aufwand einer hämodynamischen Messung) erscheint derzeit eine sofortige oder zeitnahe angiographisch geführte vollständige Revaskularisation weiterhin als die sinnvollste und pragmatischste Vorgehensweise.