Absetzen der Antikoagulation nach PVI – eine Option?

 

ESC Congress 2025 | ALONE-AF: Die randomisierte Studie untersuchte die Frage, ob die Antikoagulation mit Apixaban nach erfolgreicher Ablation abgesetzt werden kann. Prof. Boyoung Joung (Seoul, Korea) stellte die Daten vor, die zeitgleich publiziert wurden.1,2


Prof. Rolf Wachter (Universitätsklinikum Leipzig) berichtet und kommentiert.

Von:

 

Expertenkommentar:

Prof. Rolf Wachter

Rubrikleiter Herz & Hirn

 

08.09.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Songquan Deng / Shutterstock.com

 

Die aktuellen Leitlinien für Vorhofflimmern empfehlen eine Fortführung der Antikoagulation nach einer Pulmonalvenenisolation. Ob bei Patienten mit niedrigem Risiko für einen Schlaganfall ein Absetzen der Antikoagulation sicher möglich ist, ist bisher nicht ausreichend untersucht. Außerdem ist jede Antikoagulation auch mit einem erhöhten Blutungsrisiko verbunden, dass durch ein Absetzen der Antikoagulation gesenkt werden kann. 

 

Das Ziel der Studie war der Nachweis, dass ein Absetzen der Antikoagulation ein Jahr nach Pulmonalvenenisolation weniger häufig zu Blutungen und Schlaganfällen führt als eine Fortführung der Antikoagulation unter der Voraussetzung, dass regelmäßig und sorgfältig nicht-invasiv nach Vorhofflimmerrezidiven gesucht worden ist.

 

Studiendesign und Methodik

 

In die offene randomisierte, kontrollierte Studie, die an 18 Krankenhäusern in Südkorea durchgeführt wurde, wurden Personen mit niedrigem CHA2DS2VASc-Score nach einer Pulmonalvenenisolation randomisiert zu einer Antikoagulation mit Apixaban in der für Vorhofflimmerprophylaxe zugelassenen Dosis (2x5 mg bzw. 2x2,5 mg bei Dosisreduktionskriterien) versus keine Antikoagulation. Der primäre Endpunkt war zusammengesetzt aus Schlaganfall, systemischer Embolie und schwerer Blutung innerhalb von 2 Jahren nach Randomisierung.

Ergebnisse

 

840 Patientinnen und Patienten wurden randomisiert: mittleres Alter 64 Jahre, 25 % Frauen, mittlerer CHA2DS2VASc-Score 2,1 und 68 % paroxysmales VHF. Ein primäres Endpunktereignis trat bei 0,3 % der Patientinnen und Patienten ohne Antikoagulation und bei 2,2 %  mit Antikoagulation auf (p=0,02). Dieser Unterschied wurde wesentlich getrieben vom Endpunkt schwere Blutungen, die bei 5 Patientinnen und Patienten im Antikoagulationsarm und keinem im Arm ohne Antikoagulation auftraten. Im Antikoagulationsarm kam es zu 5 Schlaganfällen (3 ischämische und 2 hämorrhagische), im Arm ohne Antikoagulation zu einem ischämischen Schlaganfall. Systemische Embolien traten bei keinem Patienten auf.

Limitationen

 

70 % der eingeschlossenen Patientinnen und Patienten hatten einen CHA2DS2VASc-Score von 1 oder 2, alle Patientinnen und Patienten bekamen im Jahr vor dem Einschluss in die Studie ein mindestens zweimaliges Herzrhythmusmonitoring über 1-3 Tage. Das Follow-up lag bei 2 Jahren, die Entscheidung zum Absetzen der Antikoagulation ist aber eine sehr langfristige Entscheidung. Mit größerem zeitlichen Abstand ist zu erwarten, dass es häufiger zu (asymptomatischen) Vorhofflimmerrezidiven kommt, dann könnte sich ein Verzicht auf eine Antikoagulation als schädlich erweisen.

Fazit

 

Bei Patientinnen und Patienten mit niedrigem CHA2DS2VASc-Score kann ein Jahr nach einer Pulmonalvenenisolation ein Absetzen der Antikoagulation erwogen werden unter der Voraussetzung, dass im Jahr nach der Pulmonalvenenisolation regelmäßig und sorgfältig nach Vorhofflimmerrezidiven gesucht worden ist.

Expertenkommentar

 

Die ALONE-AF-Studie zeigte, dass ein Absetzen der Antikoagulation bei Patientinnen und Patienten mit niedrigem CHA2DS2VA-Score 12 Monate nach einer Katheterablation sicher möglich ist, das Blutungsrisiko reduziert und das Schlaganfallrisiko nicht erhöht. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass der Herzrhythmus mehrfach mit 24- bis 72-stündigen Herzrhythmusmonitoring überprüft wurde, um ein Vorhofflimmern auszuschließen.

Zur Person

Prof. Rolf Wachter

Prof. Rolf Wachter ist stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Seine klinische Tätigkeit umfasst die gesamte Kardiologie mit Schwerpunkten in der interventionellen Kardiologie und der Herzinsuffizienz. Zusätzlich nimmt er diverse Funktionen in wissenschaftlichen Fachgesellschaften wahr. (Bildquelle: Universitätsklinikum Leipzig)

Referenzen

 

  1. Joung B. Long-Term Anticoagulation Discontinuation After Catheter Ablation for Atrial Fibrillation: The ALONE-AF Randomized Clinical Trial. Hot Line 8, 31.08.2025, Madrid, ESC 2025
  2. Kim D et al. Long-Term Anticoagulation Discontinuation After Catheter Ablation for Atrial Fibrillation: The ALONE-AF Randomized Clinical Trial. JAMA . 2025 Aug 31:e2514679. doi: 10.1001/jama.2025.14679. Online ahead of print.

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