Studien kompakt

 

Kurz und knapp informiert: Dieses Mal geht es um alarmierende Zahlen zur Adipositas-Zunahme weltweit, zentrale Adipositas bei HFpEF, Tirzepatid und Adipositas-Schweregrad, Lp(a)-Spiegel als Risikofaktor für VHF, Nutzen der CCTA bei Verdacht auf KHK, Folgeschwangerschaften nach PPCM sowie Real-World-Updates zu kardiovaskulären Risiken durch Anabolika und Kontrazeptiva.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

12.03.2025

 

Bildquelle (Bild oben): niratsn2510 / Shutterstock.com

Alarmierende Prognose: Jedes dritte Kind mit Übergewicht

 

Laut einer im Lancet publizierten Analyse könnte weltweit jede dritte Person im Alter von 5 bis 24 Jahren bis zum Jahr 2050 übergewichtig sein, falls der derzeitige Trend ungebrochen anhält. Die Forschenden um die Australierin Jessica Kerr nutzten für ihre Prognose Daten aus 180 Ländern der Global Burden of Diseases (GDB)-Studie. Übergewicht und Adipositas haben sich zwischen 1990 und 2021 in allen Weltregionen bei jungen Menschen verdoppelt. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen werden in Deutschland in 25 Jahren mehr als 20 % der jungen Menschen übergewichtig sein. Die höchste Zunahme von Übergewicht wird in Nordafrika und im Nahen Osten erwartet.1

PARAGON-HF: Zentrale Adipositas bei HFpEF

 

4.796 Personen mit HFpEF wurden in der Phase-3-Studie PARAGON-HF entweder mit Valsartan oder mit Sacubitril/Valsartan behandelt. In einer aktuellen Sekundäranalyse wurde die Bedeutung von BMI und Taille-Größen-Verhältnis (WHtR) untersucht. Rund 50 % der Personen hatten eine Adipositas (BMI >30 kg/m2), aber fast alle Personen (96 %) hatten eine zentrale Adipositas (WHtR ≥0,5). Sowohl BMI als auch WHtR waren mit HFpEF-Hospitalisierungen assoziiert, ein linearer Zusammenhang wurde jedoch nur für WHtR festgestellt.2

SUMMIT: Tirzepatid und Adipositas-Schweregrad


Tirzepatid hatte in der Phase-3-Studie SUMMIT überzeugende Daten bei HFpEF und Adipositas geliefert. Auf dem THT-Kongress 2025 wurde eine Sekundäranalyse zur Wirksamkeit von Tirzepatid abhängig von BMI und WHtR (Taille-Größen-Verhältnis) vorgestellt. Die Reduktion der kardiovaskulären Mortalität durch Tirzepatid war in allen BMI- und WHtR-Tertilen vergleichbar, aber die Zunahmen von Lebensqualität und Leistungsfähigkeit waren bei höheren BMI-Werten stärker ausgeprägt, wobei die Verbesserungen mit dem Gewichtsverlust assoziiert waren.3

Hohe Lp(a)-Spiegel: Ein Risikofaktor für VHF?

 

Der Zusammenhang zwischen erhöhten Lp(a)-Spiegeln (≥50 mg/dl) und neu auftretendem VHF wurde in einer retrospektiven Studie von 3 US-amerikanischen Mayo-Kliniken mit 75.376 Personen über ein mittleres Follow-up von 9 Jahren untersucht. Die VHF-Inzidenz betrug 7,6 %. Bei erhöhten Lp(a)-Werten war das VHF-Risiko signifikant um 11 % erhöht. Laut den Autoren und Autorinnen kommen erhöhte Lp(a)-Spiegel daher als ein neuer unabhängiger Risikofaktor für Vorhofflimmern in Betracht.4

SCOT-HEART: Bessere Langzeit-Prognose mit CCTA

 

In der SCOT-HEART-Studie erhielten 4.146 Personen mit Brustschmerzen und Verdacht auf KHK randomisiert entweder eine Standardbehandlung oder eine koronare CT-Angiographie (CCTA). Nach einem medianen Follow-up von 10 Jahren waren kardiovaskuläre Todesfälle und nicht-tödliche Myokardinfarkte in der CCTA-Gruppe signifikant seltener. Die Revaskularisationsraten waren zwar in beiden Gruppen vergleichbar, allerdings wurden in der CCTA-Gruppe häufiger präventive Therapien verordnet. Daher profitierten Personen mit Brustschmerzen langfristig von der Identifizierung einer Atherosklerose mittels CCTA.5

PPCM-Register: Folgeschwangerschaften möglich

 

Laut einer Analyse von Daten des europäischen PPCM-Registers von 73 Frauen mit peripartaler Kardiomyopathie (PPCM) und 98 nachfolgenden Schwangerschaften waren die Morbiditäts- und Mortalitätsraten der Mütter niedriger als erwartet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Folgeschwangerschaften bei PPCM möglich sind, selbst für Frauen mit einer leichten Herzinsuffizienz, sofern eine Betreuung durch ein erfahrenes medizinisches Team gewährleistet ist.6

Anabolika: 8-mal höheres Kardiomyopathie-Risiko

 

1.189 Männer aus dänischen Fitnessstudios, die wegen Anabolika-Einnahme sanktioniert wurden, wurden nach Alter und Geschlecht mit der doppelten Anzahl an Kontrollpersonen gematcht. Während der mittleren Follow-up-Dauer von 11 Jahren war das Risiko für Myokardinfarkte, Arrhythmien und Herzinsuffizienz signifikant jeweils um Faktor 2 bis 3 erhöht. Das Risiko für Kardiomyopathien war mit Faktor 8 am höchsten gegenüber der Kontrollgruppe. Insgesamt bestätigte die Studie vorhergehende Daten zu kardiovaskulären Risiken von anabolen Steroiden.7

Kontrazeptiva: Pille verdoppelt das Infarkt-Risiko

 

In eine Real-World-Studie wurden mehr als 2 Mio. Frauen (Alter 15-49 Jahre) von 1996 bis 2021 aus Dänemark eingeschlossen. Insgesamt traten 4.730 ischämische Schlaganfälle und 2.072 Myokardinfarkte auf. Die Kombinationspille verdoppelte jeweils das Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiko gegenüber der Nicht-Anwendung. Auch die östrogenfreie Minipille (Rate Ratio 1,6 bzw. 1,5) und der Vaginalring (Rate Ratio 2,4 bzw. 3,8) erhöhten jeweils das Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiko. Dagegen war nur die Levonorgestrel-freisetzende Hormonspirale nicht mit einem erhöhten Risiko verbunden. Obwohl die absoluten Ereignis-Zahlen gering sind, sollten die potenziellen Risiken einer arteriellen Thrombose bei der Verschreibung von hormonellen Kontrazeptiva bekannt sein.8

Referenzen

 

  1. Kerr J et al. Global, regional, and national prevalence of child and adolescent overweight and obesity, 1990–2021, with forecasts to 2050: a forecasting study for the Global Burden of Disease Study 2021. The Lancet. 2025 doi.org/10.1016/S0140-6736(25)00397-6.
  2. Peikert A et al. Near-universal prevalence of central adiposity in heart failure with preserved ejection fraction: the PARAGON-HF trial. Eur Heart J. 2025 Jan 28:ehaf057. doi: 10.1093/eurheartj/ehaf057. Epub ahead of print. PMID: 39873282.
  3. https://www.tctmd.com/slide/impact-obesity-severity-effects-tirzepatide-hfpef-summit-trial
  4. Awad K et al. Elevated Lipoprotein(a) Levels Linked to New-Onset Atrial Fibrillation: Insights from a Retrospective Cohort Study. Eur J Prev Cardiol. 2025 Feb 7:zwaf063. doi: 10.1093/eurjpc/zwaf063. Epub ahead of print. PMID: 39919039.
  5. Williams MC et al. Coronary CT angiography-guided management of patients with stable chest pain: 10-year outcomes from the SCOT-HEART randomised controlled trial in Scotland. Lancet. 2025 Jan 25;405(10475):329-337. doi: 10.1016/S0140-6736(24)02679-5
  6. Sliwa K et al. Pregnancies in women after peri-partum cardiomyopathy: the global European Society of Cardiology EuroObservational Research Programme Peri-Partum Cardiomyopathy Registry. Eur Heart J. 2025 Feb 12:ehaf006. doi: 10.1093/eurheartj/ehaf006. Epub ahead of print. PMID: 39936475.
  7. Windfeld-Mathiasen J et al. Cardiovascular Disease in Anabolic Androgenic Steroid Users. Circulation. 2025 Feb 13. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.124.071117. Epub ahead of print. PMID: 39945117.
  8. Yonis H et al. Stroke and myocardial infarction with contemporary hormonal contraception: real-world, nationwide, prospective cohort study. BMJ. 2025 Feb 12;388:e082801. doi: 10.1136/bmj-2024-082801. PMID: 39938934; PMCID: PMC11816856.

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