Nach 10 Jahren Nachbeobachtung liegen nun auch Langzeitergebnisse der Studie vor. Prof. Williams zeigte in ihrer Präsentation beim ESC 2024 in London eine nachhaltige 10-Jahres-Reduktion des gemeinsamen Endpunktes für Patientinnen und Patienten, die initial ergänzend zur Standardbehandlung eine CCTA erhalten hatten. Dieser Endpunkt aus Tod durch KHK oder Auftreten eines nicht-tödlichen Myokardinfarktes trat in der CCTA-Gruppe im Vergleich zur Kontroll-Gruppe signifikant seltener auf (n = 137; 6,6 % vs. n = 171; 8,2 %, HR 0,79, 95%-KI [0,63-0,99]; p = 0,043). Dies war in erster Linie auf eine Verringerung der nicht-tödlichen Myokardinfarkte zurückzuführen (n = 90, 4,3 % vs. n = 124, 6 %; HR 0,72, 95%-KI [0,55-0,94], p = 0,017).
In der Rate an KHK-bedingten Todesfällen (n = 60; 2,9 % vs. n = 62; 3,0 %, HR 0,97; 95%-KI [0,68-1,68]) zeigte sich kein Unterschied in den beiden Gruppen. Ebenso fand sich kein Unterschied in der Gesamtmortalität (n = 168; 8,1 % vs. n = 166; 8 %; HR 1,01; 95%-KI [0,82-1,25]) zwischen beiden Gruppen.
Prof. Williams führte dieses Ergebnis unter anderem auf das relativ junge Patientenalter zurück, das bei Einschluss im Mittel bei 57 Jahren lag.
Auch für verschiedene Subgruppen (u.a. für Alter, Geschlecht, kardiovaskuläres 10-Jahresrisiko, Symptomatik) zeigte sich für die CCTA-Gruppe ein verbessertes Outcome im Vergleich zur Kontroll-Gruppe. Zwar konnte innerhalb der Subgruppen selbst kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Armen festgestellt werden, allerdings scheinen besonders Patientinnen und Patienten mit niedrigem kardiovaskulären Risiko am stärksten von einem CCTA-gesteuerten Therapiemanagement zu profitieren. Bei Frauen zeigte sich dies am deutlichsten mit einer Hazard Ratio von 0,56 (95%-KI 0,35-0,9) für den gemeinsamen Endpunkt aus Tod durch KHK und nicht-tödlichen Myokardinfarkt; die Kaplan-Meier-Kurven beider Gruppen weisen eine kontinuierliche Separation auf. Bei Männern liegt die Hazard Ratio bei 0,89 (95%-KI 0,69-1,15); die Kurven verlaufen hier über den 10-Jahresbeobachtungszeitraum deutlich paralleler. Auch hier zeigt sich bei beiden Geschlechtern, dass der gemeinsame Endpunkt v.a. durch das geringe Auftreten von nicht-tödlichen Myokardinfarkten bedingt wird. Als eine mögliche Erklärung für den stärkeren Benefit bei Frauen führt Prof. Williams an, dass durch die CCTA bei Frauen häufiger die Diagnose einer KHK ausgeschlossen werden konnte und häufiger eine Reklassifikation erfolgte im Vergleich zu einer Risiko-Score-basierten Einschätzung.
Betrachtet man das Therapiemanagement der beiden Gruppen über den 10-Jahres-Nachbeobachtungszeitraum, so erhielten Patientinnen und Patienten mit einer CT-Bildgebung häufiger präventive Medikamente (ASS und Statin) und nahmen diese auch nach 10 Jahren mit größerer Wahrscheinlichkeit noch ein. Dagegen konnte kein Unterschied in der Durchführung einer invasiven Koronarangiografie (n = 524; 25% vs. n = 551; 27%, HR 0,95; 95%-KI [0,85-1,07]; p = 0,435) oder einer Koronarrevaskularisation (n = 313; 15 % vs. n = 317; 15 %, HR 1,0; 95%-KI [0,85-1,17]; p = 0,977) zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden.