Studien kompakt

 

Kurz und knapp informiert – dieses Mal geht es um kardiovaskuläre Risiken durch Flugzeuglärm, zuckerhaltige Getränke, Hormonersatztherapien und Denosumab sowie Bestätigung für Prasugrel vs. Ticagrelor bei ACS, Lp(a)-Werte als Biomarker bei Brustschmerzen und positive Effekte von pflanzlichen Proteinen und Kaffee bei VHF.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

14.01.2025

 

Bildquelle (Bild oben): niratsn2510 / Shutterstock.com

Flugzeuglärm fördert Remodeling des Herzens

 

Lärm und insbesondere Flugzeuglärm sind unabhängige Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – das ist schon bekannt. Eine neue UK-Biobank-Studie wertete jetzt Kardio-MRT-Daten von 3.635 Fluglärm-Betroffenen aus und kommt zu dem Schluss, dass Fluglärm mit dickeren, schwächeren und steiferen Herzen assoziiert ist.1 Prof. Thomas Münzel und Kollegen weisen im Editorial darauf hin, dass angesichts des stark ansteigenden Flugverkehrs in Europa gesetzliche Grenzwerte für Fluglärm dringend notwendig sind. Weiterhin werden sofortige Maßnahmen zur Lärmreduktion gefordert, um die Bevölkerung vor den Belastungen durch chronischen Fluglärm zu schützen.2

Hormonersatztherapien mit kardiovaskulärem Risiko assoziiert

 

Eine große Registerstudie aus Schweden untersuchte den Einfluss von Hormonersatztherapien auf das kardiovaskuläre Risiko über einen Zeitraum von 2 Jahren.3 Eingeschlossen wurden über 900.000 Frauen (50–58 Jahre alt), davon 77.512 Frauen mit und 842.102 Frauen ohne Hormonersatztherapie. Orale Hormonersatztherapien waren mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen und venöse Thromboembolien verbunden, dagegen war die Einnahme von Tibolon mit einem erhöhten Risiko für Hirn- und Myokardinfarkte assoziiert.3

Denosumab: Schutz vor Osteoporose, aber auch höheres MACE-Risiko?


Laut einer japanischen Beobachtungsstudie mit 1.032 Dialyse-Patientinnen und -Patienten senkte der monoklonale Antikörper Denosumab vs. Bisphosphonat das Fraktionsrisiko um 45 %, aber erhöhte gleichzeitig auch das Risiko für MACE (Major Adverse Cardiac Events) um 36 %. Das bereits bekannte erhöhte Risiko von Denosumab für schwere Hypokalzämie bei eingeschränkter Nierenfunktion könnte auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erhöhen, schlussfolgerten die Autorinnen und Autoren. Weitere klinische Studien sind notwendig, um diese Ergebnisse zu überprüfen.4

300.000 Todesfälle pro Jahr durch zuckerhaltige Getränke


Forschende der Tufts-University in Boston untersuchten die Auswirkungen des Konsums von zuckerhaltigen Getränken (SSB) auf das Risiko von Typ-2-Diabetes (T2D) und CVD in 184 Ländern im Zeitraum von 1990 bis 2020 und stellten fest, dass weltweit rund 10 % der T2D- und 3 % der CVD-Fälle auf den SSB-Konsum zurückzuführen sind sowie über 300.000 Todesfälle pro Jahr. Besonders hoch waren die Belastungen durch SSB in Lateinamerika und der Karibik sowie in Afrika südlich der Sahara. Die Autorinnen und Autoren fordern wirksame Strategien und Interventionen gegen die zunehmenden Gesundheitsprobleme durch zuckerhaltige Getränke weltweit.5

Real-World-Daten: Überlegenheit von Prasugrel vs. Ticagrelor bei ACS

 

Eine Beobachtungsstudie des DZHK bestätigte das Resultat der ISAR-REACT-5-Studie zur Überlegenheit von Prasugrel vs. Ticagrelor beim akuten Koronarsyndrom (ACS) im klinischen Alltag. Die Analyse der Real-World-Daten von 17.642 Personen mit akutem Koronarsyndrom (AOK Bayern von 2012–2021), die den Patientencharakteristika von ISAR-REACT-5 entsprachen (Propensity Score Matching), ergab signifikant weniger primäre Endpunkt-Ereignisse (Tod jeglicher Ursache, nicht-tödlicher Myokardinfarkt und Schlaganfall) für Prasugrel vs. Ticagrelor bei vergleichbarem Sicherheitsendpunkt (schwere Blutungen). Insgesamt unterstützen diese Real-World-Daten die Empfehlungen der aktuellen ESC-Leitlinie, die Prasugrel bei ACS favorisieren.6

Lp(a)-Werte als Biomarker bei Brustschmerzen

 

Lp(a)-Werte könnten hilfreich sein für die Risikobewertung von Brustschmerzen bei Personen ohne KHK in der Vorgeschichte. Eine dänische Studie stellte anhand der Daten von 4.346 Personen, die mit Brustschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert wurden, fest, dass erhöhte Lp(a)-Werte positiv mit einer Koronarstenose laut Koronar-CT-Angiographie verbunden waren. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Lp(a) als Biomarker für die Diagnostik bei Brustschmerzen.7

Pflanzliches Protein: Nicht nur das Klima profitiert, sondern auch die Herzgesundheit

 

Ernährung, Lebensstil und Herzgesundheit wurden von mehr als 200.000 Erwachsenen über einen Zeitraum von 30 Jahren untersucht. Die Ernährungsgewohnheiten wurden alle 4 Jahre abgefragt. Teilnehmende mit dem höchsten Verhältnis von pflanzlichem zu tierischem Protein in der Ernährung wiesen ein um 19 % geringeres Risiko für CVD und ein um 27 % geringeres Risiko für KHK auf gegenüber denjenigen, die mehr tierische Proteine konsumierten. Laut den Forschenden sind kardioprotektive Effekte ab einem Verhältnis von mindestens 1:2 pflanzlichem zu tierischem Protein nachweisbar.8

Kaffee gegen geistigen Verfall bei VHF

 

In der Swiss-AF-Studie mit 2.413 Personen mit VHF war ein höherer Kaffeekonsum dosisabhängig mit höheren kognitiven Fähigkeiten assoziiert. Die Personen mit dem niedrigstem Kaffeekonsum (< 1 Tasse täglich) schnitten bei den kognitiven Fähigkeiten am schlechtesten ab. Dagegen war das kognitive Alter bei denjenigen, die am meisten Kaffee tranken (≥ 5 Tassen täglich), um 6,7 Jahre jünger gegenüber Kaffee-Abstinenzlern. Insgesamt scheint Kaffee-Konsum keine negativen Effekte auf VHF zu haben, sondern im Gegenteil könnte sogar wirksam gegen kognitiven Abbau schützen.9

Referenzen

 

  1. Topriceanu CC et al. Higher Aircraft Noise Exposure Is Linked to Worse Heart Structure and Function by Cardiovascular MRI. J Am Coll Cardiol. 2024 Dec 13:S0735-1097(24)09797-3. doi: 10.1016/j.jacc.2024.09.1217. Epub ahead of print. PMID: 39772360.
  2. Münzel T et al. The High Stakes of High Decibels: The Cardiovascular Fallout From Aircraft Noise. J Am Coll Cardiol. 2024 Dec 18:S0735-1097(24)10058-7. doi: 10.1016/j.jacc.2024.10.090. Epub ahead of print. PMID: 39772366.
  3. Johansson T et al. Contemporary menopausal hormone therapy and risk of cardiovascular disease: Swedish nationwide register based emulated target trial. BMJ. 2024 Nov 27;387:e078784. doi: 10.1136/bmj-2023-078784.
  4. Masuda S et al. Cardiovascular Safety and Fracture Prevention Effectiveness of Denosumab Versus Oral Bisphosphonates in Patients Receiving Dialysis : A Target Trial Emulation. Ann Intern Med. 2025 Jan 7. doi: 10.7326/ANNALS-24-03237. Epub ahead of print. PMID: 39761590.
  5. Lara-Castor L et al. Burdens of type 2 diabetes and cardiovascular disease attributable to sugar-sweetened beverages in 184 countries. Nat Med. 2025 Jan 6. doi: 10.1038/s41591-024-03345-4. Epub ahead of print. PMID: 39762424.
  6. Krüger N et al. Ticagrelor vs Prasugrel for Acute Coronary Syndrome in Routine Care. JAMA Netw Open. 2024 Dec 2;7(12):e2448389. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.48389. PMID: 39621344; PMCID: PMC11612834.
  7. Brix GS et al. Elevated lipoprotein(a) is independently associated with the presence of signifi-cant coronary stenosis in de-novo patients with stable chest pain. Am Heart J. 2025 Jan 7:S0002-8703(25)00001-8. doi: 10.1016/j.ahj.2025.01.001. Epub ahead of print. PMID: 39788470.
  8. Glenn AJ et al. Dietary plant-to-animal protein ratio and risk of cardiovascular disease in 3 prospective cohorts. Am J Clin Nutr. 2024 Dec;120(6):1373-1386. doi: 10.1016/j.ajcnut.2024.09.006. PMID: 39631999.
  9. Barbagallo M et al. Coffee Consumption Correlates With Better Cognitive Performance in Pa-tients With a High Incidence for Stroke. J Am Heart Assoc. 2024 Dec 14:e034365. doi: 10.1161/JAHA.124.034365. Epub ahead of print. PMID: 39673298.

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