Was sind Anlass und Ziel der Publikation?
Im Jahr 2013 wurde von Autoren der AG5 „Kardiovaskulärer Ultraschall“ und der AG3 „Kardiovaskuläre Intensiv- und Notfallmedizin“ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) eine Empfehlung zur Notfallechokardiographie publiziert. Aufgrund vieler neuer Aspekte erschien es der Klinischen Kommission der DGK mehr als notwendig, ein Update zum Thema „Notfallechokardiographie“ bei den oben genannten Autoren in Auftrag zu geben. Das Ziel des Updates ist somit die Aktualisierung einer nationalen Empfehlung für die effiziente zielgerichtete Echokardiografie in Notfalleinheiten.
Was sind die wichtigsten Take-Home Messages?
- Die erste Rationale für das Update bleibt die Strukturierung einer schnellen und fokussierten Echokardiographie in der Weise, dass alle wichtigen kardialen Strukturen – speziell bei unbekannter Grunderkrankung – in der Dokumentation beinhaltet sind.
- Damit sollten die notwendigen echokardiographischen Sequenzen zur Beurteilung möglicher kardiovaskulärer Erkrankungen dokumentiert werden, wobei im Manual die Begründung für deren Dokumentation im Notfall gegeben wird.
- Der „ABCD-Ansatz“ hat in der Notfallechokardiografie weiter eine zentrale Bedeutung: „Awareness“ (A) - „Be suspicious“ (B) - „Comprehensiveness“ (C) - „Double R = record and review“.
- Anforderungen an die Hygiene sind zwar selbstverständlich, aber in der Notfallechokardiographie oft vergessen. Sie werden daher entsprechend beschrieben.
- Die Notfallechokardiographie braucht auch den Blick über den Tellerrand, somit gehören Lungen- und Thorax-Ultraschall sowie die Beurteilung der venösen kongestion (VExUS) mit entsprechenden Sequenzen dazu.
- Die Beurteilung der Hämodynamik zur Charakterisierung von Schockzuständen und Ursachen der Herzinsuffizienz kann durch schnelle Notfallechokardiographie einen zentralen Stellenwert im Notfallszenario einnehmen.
- Die Notfallechokardiographie muss auch in Gegenwart von temporären und permanenten Herzersatzsystemen strukturiert erfolgen, um Funktion des Herzens wie auch der Geräte zu analysieren.
- Die Notfallechokardiographie wird bei speziellen Situationen wie bei Endokarditis, Lungenembolie, Aortendissektion und Thoraxtrauma durch moderne Zusatz-Modalitäten (u. a. TEE und 3D-Echokardiographie) verbessert.
- Die Notfallechokardiographie ist ein Pfeiler der akuten Diagnostik bei Komplikationen von kardialen Interventionen einschließlich der Perikardpunktion sowie von nicht kardialen chirurgischen Eingriffen.
Zentrale Abbildungen aus dem Manual sind z. B. die Dokumentations-Protokolle mit der Kennzeichnung der Mindestanforderung durch „rote Punkte“ sowie die Anlotungen der echokardiographischen Kontrolle von LVAD-Systemen („left ventricular assist devices“):
Abb.1: Struktur des Untersuchungsablaufes zur Dokumentation der parasternalen und apikalen Schnittebenen einschließlich der optionalen (nicht notwendigen) multiplanen und multidimensionalen Echokardiographie.
Abb. 2: Schemazeichnung zur echokardiographischen Kontrolle von LVAD-Systemen („left ventricular assist devices“).
Was sind Herausforderungen bei der Umsetzung der Notfallechokardiographie und mögliche Lösungen?
Herausforderungen sind die Kenntnis der Ultraschallgeräte-Technik und deren Handhabung und damit auch die Anforderung an ein spezielles und strukturiertes Training, welches, in Verbindung mit pathophysiologischen Kenntnissen und medizinischem Wissen, die Grundlage für die richtige Diagnosestellung und die richtigen Therapieentscheidungen darstellt. Diese Anforderungen sind zusätzlich dadurch als besonders einzustufen, da in der Regel unter Zeitdruck, nicht mit den besten Geräten und unter ungünstigen Umgebungsbedingungen geschallt werden muss.
Welche Punkte sind offengeblieben?
Zu diesem Thema bleiben immer einige Punkte nicht angesprochen. Am wichtigsten erscheint den Autoren, dass alle die, die Notfallsonographie durchführen, sich mit dieser Thematik intensiv auseinandersetzen, damit sie immer besser werden. Damit ist das Ziel der Notfallechokardiographie nahezu immer, eine vollständige echokardiographische Untersuchung selbst unter den ungünstigsten Bedingungen durchzuführen.
Ausblick: Welche Entwicklungen zum Thema zeichnen sich ab?
Die Notfallechokardiographie wird sicherlich immer mehr durch moderne Technologien flankiert werden, dazu gehören nicht nur neue Geräte-Modalitäten, sondern auch Hilfestellungen durch die sogenannte „künstliche Intelligenz“. Allerdings muss letzteres vor der Einführung in die Klinik aufgrund der individuelle Schallbarkeit der Patientinnen und Patienten kritisch überprüft werden.
Manual zur Notfallechokardiographie aus Sicht des Kardiologen, Akut- und Notfallmediziners – Update 2024
Literaturnachweis: Hagendorff A., Helfen A., Boer J., et al.
Manual zur Notfallechokardiographie aus Sicht des Kardiologen, Akut- und Notfallmediziners – Update 2024
Kardiologie 2024 · 18:365–388 https://doi.org/10.1007/s12181-024-00702-y