Obwohl Grippeimpfungen nachweislich das Risiko schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse verringern, fällt die Immunantwort auf inaktivierte Standarddosis-Impfstoffe (SD-IIV) bei älteren Erwachsenen häufig unzureichend aus. Daher wurde ein hochdosierter inaktivierter Influenzaimpfstoff (HD-IIV) speziell für ältere Personen entwickelt. HD-IIV zeigte bereits im Rahmen der groß angelegten FLUNITY-HD-Studie im Vergleich zu SD-IIV einen höheren Schutz vor verschiedenen Hospitalisierungen.2 In einer präspezifizierten Sekundäranalyse des FLUNITY-HD-Datensatzes mit fast einer halben Million Probanden wurde nun unter Berücksichtigung vorbestehender kardiovaskulärer Erkrankungen (CVD) die Wirksamkeit hinsichtlich kardiovaskulär bedingter Hospitalisierungen untersucht.
FLUNITY-HD umfasste zwei, offene, individuell randomisierte Studien mit harmonisiertem Protokoll zum Vergleich von HD-IIV mit SD-IIV:
- DANFLU-2 (Dänemark): Erwachsene ≥65 Jahre, n=332.438, Studienzeiträume 2022–2025
- GALFLU (Spanien): Erwachsene 65–79 Jahre, n=133,882, Studienzeiträume 2023–2025
In beiden Studien wurden die Teilnehmenden 1:1 randomisiert mit HD-IIV (60 µg Hämagglutinin (HA) pro Stamm) oder SD-IIV (15 µg HA pro Stamm) geimpft und bis zum 31. Mai des Folgejahres nachbeobachtet.
Der gepoolte Datensatz umfasste insgesamt 466.320 Teilnehmende, von denen 107.700 (23,1 %) eine kardiovaskuläre Vorerkrankung aufwiesen. HD-IIV senkte im Vergleich zu SD-IIV unabhängig vom Vorliegen einer vorbestehenden CVD die Häufigkeit von Hospitalisierungen aufgrund von Influenza oder Pneumonie, kardiorespiratorischen Erkrankungen, laborbestätigter Influenza sowie aufgrund jeglicher Ursache (pInteraktion>0,66 für alle Outcomes).
Im Vergleich zur SD-IIV-Gruppe wies die HD-IIV-Gruppe eine signifikant geringere Inzidenz von Hospitalisierungen auf:
- wegen CVD um 6,6 % (HD-IIV 1,15 % vs. SD-IIV 1,24 %; relative Vakzin-Effektivität (rVE) 6,6 %; 95%KI [1,6;11,4] p=0,010)
- wegen Atemwegserkrankungen um 6,5 % (HD-IIV 0,92 % vs. SD-IIV 0,98 %; rVE, 6,5 %; 95 %KI [0,7; 11,9] p=0,027)
- wegen Herzinsuffizienz um 21,3 % (HD-IIV, 0,11 % vs. SD-IIV, 0,15 %; rVE, 21,3 %; 95 %KI [7,6; 33,0] p=0,003)
Die Inzidenz kardiovaskulärer Todesfälle war in der HD-IIV- und der SD-IIV-Gruppe ähnlich (0,15 % vs. 0,15 %; rVE -2,1 %; 95%KI [-18,6; 12,1] p=0,79).
Analysen, adjustiert für Studie/Land und Grippesaison, ergaben vergleichbare Ergebnisse.
Der Hochdosis-Influenzaimpfstoff bietet laut der Studie bei Über-65-Jährigen einen umfassenderen Schutz vor schweren kardiorespiratorischen Ereignissen als der Standarddosis-Impfstoff, einschließlich Personen mit bereits bestehender kardiovaskulärer Erkrankung. Der protektive Effekt war vor allem für Herzinsuffizienz-Hospitalisierungen besonders ausgeprägt. Diese Ergebnisse sprechen für den bevorzugten Einsatz des hochdosierten Impfstoffs bei älteren Personen als praktikablen, evidenzbasierten Ansatz zur Reduktion schwerwiegender Hospitalisierungen in dieser Hochrisikopopulation, schlussfolgert das Forschungsteam.
Inflammation ist ein kausaler Risikofaktor in der Entstehung kardiovaskulärer (CV) Erkrankungen. Trotz der seit weit über 20 Jahren bekannten Zusammenhänge zwischen insbesondere respiratorischen inflammatorischen Erkrankungen und sowohl kardiovaskulären wie auch Herzinsuffizienz-Ereignissen finden Untersuchungen zur Reduktion dieses inflammatorischen Risikos durch Schutzimpfungen erst rezent in den Fokus des Interesses.
FLUNITY-HD war eine präspezifizierte gemeinsame Analyse der dänischen und galizischen DANFLU- bzw. GALFLU-Studien zum Vergleich eines Hochdosis- versus Standarddosis-Influenza-Schutzimpfstoffes bei Menschen ≥65 Jahre. Obwohl dänische Teilnehmende im Verhältnis ca. 3:1 in die gepoolte Analyse eingingen, gelang erst durch die gemeinsame Analyse in FLUNITY-HD die Darstellung einer signifikanten Reduktion des primären Endpunkts, Hospitalisierung für Influenza und Pneumonie, der in DANFLU noch neutral geblieben war. Dies ermöglichte auch die statistische Analyse der sekundären Endpunkte kardiorespiratorische und Gesamt-Hospitalisierung, die in FLUNITY-HD durch den Hochdosis-Impfstoff signifikant reduziert waren. Bereits eine Subanalyse in FLUNITY-HD suggerierte einen positiven Effekt des Hochdosis-Impfstoffs unabhängig vom Vorliegen von CV-Erkrankungen.
Die nun vorliegende präspezifizierte Subanalyse zu kardiovaskulären Ereignissen aus der genannten gepoolten Analyse unterstützt den Befund und schlüsselt den günstigen Effekt des Hochdosis-Impfstoffs auf verschiedene CV-Endpunkte weiter, zeigt diesen außerdem unabhängig von einer vorbestehenden CV-Erkrankung. Aufgrund des höheren absoluten Risikos der CV-erkrankten Subgruppe war bei vergleichbarer relativen Risikoreduktion die absolute Risikoreduktion größer. Insbesondere Herzinsuffizienz-Hospitalisierung trat signifikant seltener auf, was konsistent durch die Studien und auch Impfsaisons zu beobachten war.
Insgesamt unterstreicht die Subanalyse zu FLUNITY-HD die Bedeutung von Schutzimpfungen, im konkreten Fall der Hochdosis-Influenza-Vakzine in einer älteren Population >65 Jahren insbesondere bei CV-vorerkrankten Patientinnen und Patienten. Die signifikante Reduktion insbesondere der Herzinsuffizienz-Hospitalisierung unterstreicht die Bedeutung von Impfungen als wichtigen Bestandteil kardiovaskulärer Therapie.
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