Nach den Studien BETAMI-DANBLOCK und REBOOT-CNIC, die in diesem Jahr beim ESC-Kongress vorgestellt wurden, wurde nun beim AHA-Kongress eine Metaanalyse präsentiert, die mehr Klarheit in die aktuelle Datenlage bringen soll: Profitieren Patientinnen und Patienten mit erhaltener linksventrikulärer Funktion (LV-Funktion) nach einem akuten Myokardinfarkt von einer Betablocker-Therapie?
In die Metaanalyse wurden insgesamt 17.801 Patientinnen und Patienten eingeschlossen. Die Daten stammen aus den Studien REBOOT, REDUCE-AMI, BETAMI, DANBLOCK und CAPITAL-RCT.
Von den Teilnehmenden erhielten 8.831 Personen einen Betablocker, während 8.970 Personen keine Betablocker-Therapie bekamen. Der primäre kombinierte Endpunkt umfasste das Auftreten von Tod, Myokardinfarkt oder Herzinsuffizienz.
Nach einer Nachbeobachtungszeit von 3,6 Jahren trat der primäre Endpunkt bei 8,1 % der Personen in der Betablocker-Gruppe und bei 8,3 % in der Nicht-Betablocker-Gruppe auf (HR 0,97; 95%KI [0,87; 1,01]; p=0,54).
In der Betablocker-Gruppe verstarben 335 Personen, in der Nicht-Betablocker-Gruppe 326 Personen (HR 1,04; 95%KI [0,89; 1,21]). Weder ein erneuter Myokardinfarkt (HR 0,89; 95%KI [0,77; 1,03]) noch eine Herzinsuffizienz (HR 0,87; 95%KI [0,64; 1,19]) traten in einer der beiden Gruppen signifikant häufiger auf.
Diese sehr große Metaanalyse bestätigt, was bereits durch die zuvor vorgestellten Studien vermutet wurde: Bei Patientinnen und Patienten nach Myokardinfarkt mit einer linksventrikulären Ejektionsfraktion über 50 % zeigt sich kein signifikanter Nutzen einer Betablocker-Therapie – weder im Hinblick auf den kombinierten primären Endpunkt noch auf dessen einzelne Komponenten (Tod, Myokardinfarkt oder Herzinsuffizienz).
Somit unterstreicht diese Arbeit, dass die routinemäßige Betablocker-Therapie nach Myokardinfarkt bei erhaltener LV-Funktion kritisch hinterfragt werden sollte. Gerade im Kontext der zunehmenden Polypharmazie ist es sicherlich sinnvoll, die Gabe von Medikamenten zu überdenken, die keinen Mehrwert bringen. Weniger Tabletten bedeuten oft eine bessere Therapietreue für die wirklich notwendigen Medikamente – und letztlich eine höhere Lebensqualität für die Patientinnen und Patienten. Künftige Leitlinien sollten daher diese neuen Daten unbedingt berücksichtigen.
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