Patientinnen und Patienten mit ACS profitieren von einer DAPT, da diese ischämische Ereignisse reduziert. Diese Therapie ist jedoch mit einem erhöhten Risiko für Blutungskomplikationen verbunden, insbesondere für GIB. Einen zusätzlichen Risikofaktor für obere GIB stellt eine bestehende H. pylori-Infektion dar. Daraus ergibt sich die Hypothese, dass ein systematisches H. pylori-Screening mit gezielter Eradikationstherapie das Risiko für GIB bei Patientinnen und Patienten unter DAPT nach ACS verringern könnte. Diese Fragestellung wurde in der HELP-MI SWEDEHEART-Studie untersucht.
In einer randomisierten Clusterstudie in 35 schwedischen Krankenhäusern wurde geprüft, ob ein routinemäßiges H. pylori-Screening bei Patientinnen und Patienten mit akutem Myokardinfarkt (MI) das Risiko für GIB senkt. Die Kliniken wurden in 18 Cluster eingeteilt und wechselweise jeweils für ein Jahr einem Screening- oder Kontrollzeitraum zugeordnet. Das Screening erfolgte mittels 13C-Harnstoff-Atemtest während der Hospitalisation, bei positivem Befund wurde eine Eradikationstherapie durchgeführt.
Insgesamt wurden 18.466 Patientinnen und Patienten eingeschlossen (medianes Alter 71 Jahre, 28,9 % Frauen). Von den Patientinnen und Patienten in der Screening-Gruppe wurden 70,1 % tatsächlich getestet. 23,6 % der Getesteten waren H. pylori-positiv, die Eradikationsrate lag bei 96,6 %.
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 1,9 Jahren trat eine GIB bei 4,1 % der Patientinnen und Patienten in der Screening-Gruppe und bei 4,6 % in der Kontrollgruppe auf (HR 0,90; 95%KI [0,77; 1,05]; p=0,18), was keinen signifikanten Unterschied darstellte. Auch bei den sekundären Endpunkten – Gesamtmortalität, Reinfarkt und schweren kardiovaskulären Ereignissen – zeigten sich keine signifikanten Gruppenunterschiede.
Per-Protokoll-Analysen ergaben tendenziell niedrigere GIB-Raten bei:
- Getesteten Patientinnen und Patienten: HR 0,84; 95%KI (0,65; 1,08); p=0,16
- H. pylori-positiven Patientinnen und Patienten: HR 0,47; 95%KI (0,22; 1,01); p=0,05
- Patientinnen und Patienten mit diagnostizierter und erfolgreich eradizierter Infektion HR 0,49; 95%KI (0,23; 1,06); p=0,07
Subgruppenanalysen zeigten signifikant niedrigere Blutungsraten bei:
- Milder Anämie: HR 0,64; 95%KI (0,42; 0,98)
- Moderater bis schwerer Anämie: HR 0,44; 95%KI (0,23; 0,87)
Ein routinemäßiges H. pylori-Screening bei unselektierten MI-Patientinnen und -Patienten in einer Population mit niedriger Infektionsprävalenz führt nach aktuellen Daten nicht zu einer signifikanten Reduktion gastrointestinaler Blutungen. Subgruppen mit erhöhtem Risiko – insbesondere Patientinnen und Patienten mit Anämie oder in Populationen mit höherer H. pylori-Prävalenz – könnten jedoch potenziell klinisch von einem gezielten Screening und einer nachfolgenden Eradikationstherapie profitieren.
Zur Übersichtsseite ESC Congress 2025