Arzt hört lachenden Patienten ab, Bildquelle: ©Adobe Stock/Reese Coop/peopleimages.com
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Herz und Atemwegsinfekt – was ein Pneumologe seiner Familie raten würde

 

Viele Menschen interessieren sich dafür, was Ärzte außerhalb des Behandlungszimmers erzählen. Pneumologe Dr. Selcuk Tasci vom Helios Klinikum Bonn/Siegburg gibt Einblicke in seinen Alltag. Er erklärt, warum auch scheinbar harmlose Infekte die Herzgesundheit gefährden können, weshalb nächtliche Atemaussetzer ein Herz-Risikofaktor sind und hinter welchen Symptomen sich Lungenerkrankungen manchmal verstecken – und warum auch das gefährlich für das Herz werden kann.

Von Dr. Christiane Teetz
 

01.08.2025


Bildquelle (Bild oben): Reese Coop/peopleimages.com – stock.adobe.com

Wie wichtig ist es für das Herz, Atemwegsinfekte auszukurieren?

Viele Menschen unterschätzen Atemwegsinfekte und kehren zu früh in den Alltag zurück. „Wir hören oft: Es geht mir schon wieder besser, da kann ich wieder joggen gehen“, erzählt Dr. Tasci. „Doch das ist gefährlich.“ Wer sich bei einer Infektion mit Influenza-Viren oder dem RS-Virus nicht schont und den Infekt auskuriert, riskiere eine Ausbreitung der Erreger im Körper – unter anderem auf das Herz. „Es kann dann zur Herzmuskelentzündung kommen, einer Myokarditis“, sagt der Pneumologe. Diese äußert sich durch anhaltende Erschöpfung, Atemnot oder Leistungsschwäche. „Wer diese Signale ignoriert und sich weiter belastet, kann einen dauerhaften Herzschaden erleiden“, so Dr. Tasci.

Warum sind Atemwegsinfekte manchmal gar nicht so leicht zu erkennen?

Ein Irrglaube, dem der Pneumologe häufig begegnet: Lungenkrankheiten sind leicht zu erkennen, weil sie sich immer durch Husten oder Atemnot äußern. Doch das stimmt nicht immer. „Wir hatten kürzlich eine Frau mit starken Rückenschmerzen auf der Station, die weder Husten noch Fieber hatte“, erzählt Dr. Tasci. „Am Ende war die Ursache eine behandlungsbedürftige Lungenentzündung, deren Entzündungsherd so lag, dass der Schmerz in den Rücken ausstrahlte.“ Dr. Tasci rät deshalb, auch leichte, ungewöhnliche Erkältungssymptome ernst zu nehmen und immer auszukurieren.

Zum Experten

PD Dr. Selcuk Tasci

Privatdozent Dr. Selcuk Tasci ist Chefarzt der Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Helios Klinikum Bonn/Rhein-Sieg und Helios Klinikum Siegburg

Porträt von Dr. Selcuk Tasci, Bildquelle: @Helios Kliniken GmbH
Bildquelle: @Helios Kliniken GmbH

Wann darf man nach einem Infekt wieder Sport treiben?

Auch bei scheinbar leichtem Husten und Schnupfen rät Dr. Tasci zu Vorsicht. „Körperliche Schonung ist wichtig, während des Infekts und danach.“ Seine Empfehlung: mindestens eine Woche strikte Pause bei Symptomen sowie weitere drei Wochen ohne intensiven Sport nach Abklingen der Beschwerden. „Der Körper braucht Zeit, um Entzündungen vollständig abzubauen“, so der Pneumologe. „Nicht nur in den Atemwegen sondern auch in den Organen.“

Welche Warnsignale können nach einem Infekt auf einen Herzschaden hinweisen?

Ist es durch einen grippalen Infekt zu Herzschäden gekommen, zeigt sich dies unter Umständen erst Wochen später. „Wenn wir während einer Grippewelle viele Patientinnen und Patienten auf der pneumologischen Station haben, steigt kurz darauf die Zahl der Einweisungen in der Kardiologie“, berichtet Dr. Tasci. Er rät deshalb, auf Warnsignale wie Atemnot und außergewöhnliche Erschöpfung zu achten und die mögliche Verbindung zu dem überwundenen Atemwegsinfekt zu bedenken. „Wenn sich Atemnot und schwere Erschöpfung nicht innerhalb von ein bis zwei Wochen bessern, sollte man ärztlichen Rat einholen“, rät Dr. Tasci. Und bei unregelmäßigem Herzschlag, Engegefühl im Brustkorb oder Brustschmerzen gilt: den Notruf wählen!

Kann man sich vor Virusinfekten schützen?

Einen vollständigen Schutz vor Infekten gibt es zwar nicht, doch Vorsorgemaßnahmen erhöhen die Sicherheit erheblich. Dazu gehören zum Beispiel regelmäßiges Händewaschen und die gängigen Schutzimpfungen. „Ich rate Älteren und Vorerkrankten, sich gegen das RS-Virus, Influenza und Pneumokokken impfen zu lassen“, sagt Dr. Tasci. Für Herzkranke sind Infekte besonders riskant. Ist das Herz schon vorgeschädigt, kann eine Virusausbreitung im Körper zur Myokarditis, Herzrhythmusstörungen oder Infarkt führen. „Impfungen können den Infekt zwar nicht ganz verhindern, jedoch das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs und von Folgeschäden für Risikopatientinnen und -patienten ganz erheblich mindern.“

Warum kann es für die Herzgesundheit wichtig sein, auch mal über Schlafstörungen zu sprechen?

Viele Patientinnen und Patienten kommen nicht wegen Asthma, Bronchitis oder Lungenentzündung in eine pneumologische Praxis oder Klinik, sondern wegen eines ganz anderen Problems: Schlafstörungen. „Ein häufiges Thema sind nächtliche Atemaussetzer – die sogenannte Schlafapnoe“, erklärt Dr. Tasci. Dabei kommt es immer wieder zu kurzen Atempausen. Der Körper wird nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was langfristig das Herz-Kreislauf-System belastet und sogar die Entstehung einer Herzschwäche, von Vorhofflimmern oder Bluthochdruck begünstigen kann. „Wer trotz ausreichend Schlaf morgens erschöpft aufwacht, sollte das abklären lassen“, empfiehlt Dr. Tasci.

Fazit

Die Diagnose einer Lungenerkrankung ist nicht immer leicht. Lungenfachärztinnen und -ärzte raten jedoch, auch scheinbar harmlose Erkältungsinfekte ernst zu nehmen und auszukurieren. Sonst können die Erreger der Krankheit das Herz schädigen. Beschwerden wie anhaltende Erschöpfung und Atemnot, die auf eine Entzündung des Herzmuskels durch Viren und Bakterien hindeuten, sollten ärztlich abgeklärt werden. Impfungen gegen Atemwegsinfekte schützen nicht nur die Lunge, sondern auch das Herz.

FAQ

Anhaltende Atemnot muss als möglicher Hinweis auf eine Lungenerkrankung immer abgeklärt werden. Sie kann aber auch von einem Herzproblem herrühren. Etwa wenn die Erreger eines scheinbar harmlosen Erkältungsinfekts eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) ausgelöst haben. Dann können anhaltende Erschöpfung und Atemnot auch noch Wochen nach dem Infekt auftreten und sollten immer ärztlich abgeklärt werden.

 

Atemwegsinfekte, die durch Bakterien oder Viren ausgelöst werden, lassen sich nicht sicher verhindern. Doch Schutzmaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen sowie das Tragen medizinischer Masken in großen Gruppen und geschlossenen Räumen in der Erkältungssaison helfen, das Ansteckungsrisiko zu verringern. Pneumologinnen und Pneumologen empfehlen zudem, das Risiko eines schweren Verlaufs bei Atemwegsinfekten durch Schutzimpfungen zu senken.

 

Lungenfachleute raten dazu, den Impfempfehlungen des Robert-Koch-Instituts zu folgen:

 

  • Impfung gegen Influenza für alle Personen ab 60 Jahren sowie Schwangere und weitere Risikogruppen ab 18 Jahren mit bestimmten Vorerkrankungen oder beruflichem Risiko
  • Impfung gegen RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) für alle Personen ab 75 Jahren sowie für Menschen ab 60 Jahren mit bestimmten Vorerkrankungen oder beruflichem Risiko.
  • Impfung gegen Pneumokokken für alle Personen ab 60 Jahren und für weitere Risikogruppen ab 18 Jahren mit bestimmten Vorerkrankungen oder beruflichem Risiko.

 

Weitere informative und weiterführende Inhalte/Artikel rund um das Thema Herz und Impfschutz finden Sie hier.

 

 

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