Ein Mann hustet und hält sich das Herz, Bildquelle: ©Adobe Stock/peopleimages.com
Ein Mann hustet und hält sich das Herz, Bildquelle: ©Adobe Stock/peopleimages.com

Warum Herzkranke anfälliger für Infekte sind – und was sie dagegen tun können

 

Menschen mit einer Herzerkrankung bekommen häufiger Erkältungen als Gesunde. Zudem ist der Verlauf bei ihnen oft akuter und es kommt eher zur Komplikationen. Warum das so ist, was beim Infekt im Körper passiert und wie Betroffene sich schützen können, erklärt PD Dr. Caroline Morbach, kardiologische Oberärztin am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz und der Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Würzburg.

Von Katrin Denecke
 

22.08.2025

 

Bildquelle (Bild oben): peopleimages – stock.adobe.com

Wie verbreitet sich eine Erkältung im Körper?

 

Atemwegsinfekte verbreiten sich typischerweise über die Luft: Bei der sogenannten Tröpfcheninfektion werden die entsprechenden Viren über die Atemschleimhaut aufgenommen. „Dort integriert das Virus sein Erbgut in unser eigenes Erbgut und wir selbst beginnen, Viren zu produzieren“, erklärt Dr. Caroline Morbach. „Unser Immunsystem reagiert und beginnt, die mit Viren befallenen Zellen abzutöten. Dabei können Erreger in die Blutbahnen gelangen und sich im Körper ausbreiten.“ 

 

Viren können prinzipiell in jede Zelle eindringen und somit den gesamten Körper befallen. Ein viraler Infekt ist eine systemische Erkrankung, er betrifft also den ganzen Organismus.  

Warum infizieren Atemwegsviren manchmal auch das Herz?

 

Warum Viren bei einigen Patientinnen und Patienten ins Herz wandern und dort eine Herzmuskelentzündung auslösen, wird derzeit noch erforscht. „Eine Vermutung ist, dass bei den Betroffenen ein Immundefekt vorliegt“, so Dr. Morbach. „Doch um dies zu bestätigen, sind weitere Untersuchungen notwendig.“ 

 

Die Kardiologin rät jedem Patienten und jeder Patientin – egal ob herzkrank oder gesund – sich nach einem Infekt ordentlich auszukurieren und erst langsam wieder mit sportlichen Aktivitäten zu beginnen. „Das ist wirklich wichtig, da eine zu schnelle und zu hohe körperliche Belastung das Risiko für Probleme durch eine mögliche Herzmuskelentzündung deutlich erhöht“, so Dr. Morbach. „Selbst trainierte Sportlerinnen und Sportler sollten nicht direkt wieder ihre gewohnten 20 Kilometer joggen, auch wenn ihr Trainingsplan dies vielleicht vorsieht.“

Wie erkennt man eine versteckte Herzmuskelentzündung?

Das Erkennen einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist nicht immer ganz einfach, da die Symptome eher unspezifisch sind und oft mit einem vorangegangen Infekt in Verbindung gebracht werden. Treten Beschwerden wie starke, anhaltende Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Herzklopfen oder Brustschmerzen jedoch noch Tage nach einem Infekt auf, sollten Sie diese ärztlich abklären lassen. In einigen Fällen können auch Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen sowie Übelkeit und Schwindel auf eine Herzmuskelentzündung hinweisen. 

 

Um eine Myokarditis zu diagnostizieren, wird der Arzt oder die Ärztin nach der Anamnese und einer körperlichen Untersuchung ein EKG sowie eine Blutuntersuchung durchführen. Dann folgen in der Regel ein 24-Stunden-EKG und ein Herzultraschall. Gegebenenfalls wird auch eine Kardio-MRT durchgeführt. 

Warum sind Herzkranke anfälliger für Erkältungen und andere Infekte?

 

„Das Herz ist quasi der Motor unseres Körpers. Ist es beeinträchtigt, wird unser Körper nicht optimal durchblutet“, so Dr. Morbach. „Und jedes Organ, das nicht richtig durchblutet wird, ist geschwächt.“ Menschen mit einer Herzinsuffizienz haben häufig nicht nur eine Immunschwäche, die sie anfälliger für Erkältungen und andere Infekte macht – sie haben zudem oft mit Wasser in der Lunge zu kämpfen. Dies begünstigt einen Atemwegsinfekt zusätzlich, da die feuchte Umgebung und die eingeschränkte Funktion der Lunge einen guten Nährboden für Bakterien und andere Erreger bieten. Grundsätzlich sind Menschen mit einer Herzschwäche empfindlicher, da sie eine chronische Erkrankung haben, die den gesamten Organismus schwächt.

 

„Eine unerkannte Herzinsuffizienz wird übrigens oft erst durch eine Erkältung oder einen Infekt entdeckt“, so Dr. Morbach. „Es kommt dann zur Dekompensation, also zu Symptomen wie Atemnot, Wassereinlagerungen und Müdigkeit. Der Infekt ist dann der erste Auslöser, aber nicht die Ursache für die Herzinsuffizienz.“ 

Zur Expertin

PD Dr. Caroline Morbach

PD Dr. Caroline Morbach ist kardiologische Oberärztin am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz und der Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Würzburg.

Porträtfoto von PD Dr. Caroline Morbach, Bildquelle: privat
Bildquelle: ©privat

Worauf sollten Herzkranke während einer Erkältung oder anderen Atemwegsinfekten achten?

 

Wichtig ist es vor allem, ausreichend zu trinken. „Besonders bei hohem Fieber darf und sollte die Tagestrinkmenge in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin erhöht werden“, rät Dr. Morbach. In der Regel haben Menschen mit einer Herzschwäche eine Trinkmengenbeschränkung, da eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr die Herzleistung beeinträchtigen kann. „Doch bei hohem Fieber verliert der Körper Flüssigkeit, die unbedingt ausgeglichen werden sollte.“ Außerdem sollten sich Betroffene ausreichend schonen und körperliche Anstrengung vermeiden, andernfalls kann das Herz Schaden nehmen.

Warum beeinflusst ein Infekt Blutdruck und Puls?

 

Kommt es bei einem Infekt zu Fieber, kann dies den Puls erhöhen. Denn das Herz muss schneller schlagen, um die Wärme zu regulieren und den Körper herunterzukühlen. Zusätzlich können Entzündungsreaktionen im Körper zu einer Verengung der Blutgefäße führen, was ebenfalls den Blutdruck erhöhen kann. Beides ist vorübergehend – also kein Grund zur Sorge –, verdeutlicht aber noch einmal, dass schwere körperliche Belastung bei Erkältungen und Infekten möglichst vermieden werden sollte.

Wie können sich Herzkranke vor Infekten schützen?

 

Der wichtigste und sicherste Schutz vor einem Infekt ist die Impfung. „Nach den aktuell geltenden Empfehlungen sollten sich Patientinnen und Patienten mit einer Herzerkrankung gegen Influenza, RSV, Pneumokokken und Covid-19 immunisieren lassen“, so Dr. Morbach. Denn die Betroffenen haben ein deutlich höheres Risiko für Komplikationen oder einen schweren Verlauf der Erkrankungen. Und keine Sorge: Die Impfungen sind in der Regel gut verträglich. 

 

Grundsätzlich spielt außerdem eine gute medikamentöse Versorgung eine wesentliche Rolle beim Schutz vor Infekten. „Aktuelle Studien zeigen, dass Menschen mit Herzinsuffizienz, die gut eingestellt sind, tendenziell seltener Erkältungen haben als Betroffene, die nicht ideal versorgt sind“, erklärt Dr. Morbach. Die enge Zusammenarbeit mit dem Kardiologen/der Kardiologin und dem Hausarzt/der Hausärztin ist daher unerlässlich.

FAQ: Herz und Erkältung – die fünf wichtigsten Fragen

„Das Herz ist quasi der Motor unseres Körpers. Ist es beeinträchtigt, wird unser Körper nicht optimal durchblutet“, so Dr. Morbach. „Und jedes Organ, das nicht richtig durchblutet wird, ist geschwächt.“

 

Kommt es bei einem Infekt zu Fieber, kann dies den Puls erhöhen. Denn das Herz muss schneller schlagen, um die Wärme zu regulieren und den Körper herunterzukühlen. Zusätzlich können Entzündungsreaktionen im Körper zu einer Verengung der Blutgefäße führen, was ebenfalls den Blutdruck erhöhen kann.

 

Wichtig ist es vor allem, ausreichend zu trinken. „Besonders bei hohem Fieber darf und sollte die Tagestrinkmenge in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin erhöht werden“, sagt Dr. Morbach. Außerdem wichtig: konsequente Schonung!

 

Warum Viren bei einigen Patientinnen und Patienten ins Herz wandern und dort eine Herzmuskelentzündung auslösen, wird derzeit noch erforscht. „Eine Vermutung ist, dass bei den Betroffenen ein Immundefekt vorliegt“, so Dr. Morbach.

 

Nach den aktuell geltenden Empfehlungen sollten sich Patientinnen und Patienten mit einer Herzerkrankung gegen Influenza, RSV, Pneumokokken und Covid-19 immunisieren lassen. 

 

Sprechen Sie mit Ihrer Kardiologin oder Ihrem Kardiologen darüber, welche Impfungen für Sie sinnvoll sind und lassen Sie Ihren Impfstatus regelmäßig überprüfen.

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