Arzt zeigt Röntgenbild von Lunge, Bildquelle: ©Adobe Stock/Chinnapong
Arzt zeigt Röntgenbild von Lunge, Bildquelle: ©Adobe Stock/Chinnapong

Pneumokokken – die unterschätzte Gefahr fürs Herz

 

Viele Menschen verkennen das Risiko, das mit einer Pneumokokken-Infektion verbunden ist. Die Erreger können eine Lungenentzündung auslösen, schlimmstenfalls auch eine Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung. Ein Lungenfacharzt erklärt, warum neben Säuglingen vor allem Ältere und Herzkranke gefährdet sind – und wie sich diese am besten schützen.

Von Dr. Christiane Teetz
 

29.07.2025


Bildquelle (Bild oben): Chinnapong – stock.adobe.com

Was genau sind Pneumokokken?

Pneumokokken (medizinisch: Streptococcus pneumoniae) sind Bakterien, die sich häufig im Nasenrachenraum ansiedeln. Bei jungen, gesunden Menschen lösen sie häufig keine oder nur gewöhnliche Erkältungsbeschwerden wie Schnupfen und Husten aus. Sie können aber auch eine Mittelohrentzündung (medizinisch: Otitis) verursachen sowie eine Entzündung der Nasennebenhöhlen. Wenn Pneumokokken die unteren Atemwege erreichen, droht auch gesunden Menschen eine Lungenentzündung. Die Erreger übertragen sich hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion, also über Sprechen, Niesen und Husten.

Warum können Pneumokokken so gefährlich werden?

Eine Infektion mit Pneumokokken kann für Babys, aber auch für ältere und vorerkrankte Menschen gefährlich werden. Der Grund: Das noch nicht ausgereifte Immunsystem von Babys kann die Bakterien noch nicht gut in Schach halten. Und auch im Alter nimmt die Abwehrstärke ab. Dann können Pneumokokken auch die unteren Atemwege befallen und eine Lungenentzündung (medizinisch: Pneumonie) auslösen. „Besonders gefährlich werden Pneumokokken, wenn sie in die Blutbahn geraten und sich weiter im Körper verbreiten“, sagt Pneumologe Dr. Selcuk Tasci vom Helios Klinikum Bonn/Siegburg. Dann besteht das Risiko einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (medizinisch: Sepsis) oder Hirnhautentzündung (medizinisch: Meningitis). „Etwa 5000 Menschen sterben pro Jahr an Pneumokokken-Infektionen und noch mehr an deren Folgeschäden“, so Dr. Tasci.

Zum Experten

PD Dr. Selcuk Tasci

Privatdozent Dr. Selcuk Tasci ist Chefarzt der Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Helios Klinikum Bonn/Rhein-Sieg und Helios Klinikum Siegburg.

Porträt von Dr. Selcuk Tasci, Bildquelle: @Helios Kliniken GmbH
Bildquelle: @Helios Kliniken GmbH

Warum sind Pneumokokken eine besondere Gefahr für Herzkranke?

Pneumokokken können eine Lungenentzündung mit hohem Fieber, Schüttelfrost, Husten (mit Auswurf) und Atemnot auslösen – und jeder schwere Atemwegsinfekt bedeutet eine erhebliche Belastung für das Herz. Zudem können die Bakterien das Herz auch direkt angreifen. „Die Entzündungsprozesse, die eine Lungenentzündung in Gang setzt, können sich auf den ganzen Körper ausbreiten, auch auf die Blutgefäße und das Herz“, sagt Dr. Tasci. Es besteht dann nicht nur ein erhöhtes Risiko für Blutvergiftung und Hirnhautentzündung, sondern das Herz kann schwerwiegende Schäden davontragen. „Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen erleiden dann möglicherweise erstmals oder erneut einen Herzinfarkt, eine Herzmuskelentzündung oder Herzrhythmusstörungen“, so der Pneumologe.

Müssen Herzkranke bei einer Lungenentzündung immer ins Krankenhaus?

Hinweise auf eine Lungenentzündung müssen bei älteren und Menschen mit Vorerkrankungen immer stationär behandelt werden. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren (etwa Röntgen, Ultraschall) sowie Blutuntersuchungen. Die Behandlung wird dann mit Antibiotika ursächlich behandelt, und zugleich erfolgt eine medikamentöse Linderung der Symptome, etwa durch Schleimlöser und Inhalationen.

Zeigt sich ein Herzschaden immer schon während der Infektion mit Pneumokokken?

In vielen Fällen äußert sich ein Herzschaden zeitversetzt. „Auswirkungen der Infektion auf das Herz können sich auch erst Wochen oder sogar Monate, nachdem eine Lungenentzündung ausgeheilt ist, zeigen“, sagt Dr. Tasci. „Hinweise auf eine Herzschädigung sind zum Beispiel anhaltende Erschöpfung oder Kurzatmigkeit, die sich nicht innerhalb von zwei bis drei Wochen bessern.“ Diese sollten immer abgeklärt werden.

Ist eine Lungenentzündung auch eine Gefahr für das Herz junger Menschen?

Auch junge Personen sollten Hinweise auf eine Lungenentzündung – Kurzatmigkeit, hohes Fieber, Husten mit Auswurf – zügig abklären. „Selbst bei einem leichteren Atemweginfekt sollten sie sich zudem körperlich schonen“, rät Dr. Tasci. „Sonst besteht das Risiko, dass der Erreger durch das Blut wandert und zum Beispiel eine Entzündung des Herzmuskels auslöst, eine Myokarditis. „Sogar junge, gesunde Menschen Menschen können dann gravierende Herzprobleme wie Herzrhythmusstörungen oder gar eine chronische Herzinsuffizienz entwickeln“, sagt der Pneumologe. Erhöhte Gefahr besteht auch nach Herzoperation.

Wie kann man sich vor einer Pneumokokken-Infektion schützen?

Leider gibt es keinen vollständigen Schutz vor Pneumokokken. Wer sich an Schutzmaßnahmen wie etwa regelmäßiges Händewaschen und -desinfizieren hält, kann sein Risiko für eine Infektion jedoch erheblich reduzieren. Für Säuglinge ab zwei Monaten, Menschen ab 60 Jahren sowie Menschen ab 18 Jahren mit chronischer Herzerkrankung empfiehlt die Ständige Impfkommission zudem eine Impfung zum Schutz vor Pneumokokken. „Nach einer Impfung kann es trotzdem noch zur Infektion kommen“, erklärt Dr. Tasci. „Doch ein schwerer Verlauf und Folgeschäden werden dadurch weitaus unwahrscheinlicher.“

Fazit:

Eine Infektion mit Pneumokokken setzt Entzündungsprozesse im Gang, die für jeden Menschen – insbesondere jedoch für Herzkranke – gefährliche Folgen haben können. Eine Schutzimpfung mindert das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs deutlich.

FAQ: Häufige Fragen zu Pneumokokken

Die Erkrankung kann unterschiedliche Symptome hervorbringen. Typisch sind plötzlich einsetzendes hohes Fieber sowie Schüttelfrost. Husten ist zu Beginn meist trocken, zeigt sich im Verlauf dann mit eitrigem Auswurf. In der Regel atmen Betroffene flach sowie schneller und haben Brustschmerzen.

 

Die Schutzimpfung kann eine Infektion mit Pneumokokken zwar nicht ganz sicher verhindern. Doch sie senkt das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs. Das bedeutet, dass eine Lungenentzündung und eine Blutvergiftung sehr unwahrscheinlich werden. Damit sinkt die Belastung für das Herzkreislauf-System sowie die Gefahr, dass Entzündungsprozesse auf das Herz übergreifen und Schäden verursachen können.

 

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts empfiehlt eine Impfung gegen Pneumokokken für alle Personen ab 60 Jahren und für weitere Risikogruppen ab 18 Jahren mit bestimmten Vorerkrankungen oder beruflichem Risiko. Je nach Impfstoff und individuellem Gesundheitszustand muss die Impfung nicht mehr oder erst nach mehreren Jahren aufgefrischt werden.

 

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