Spritze mit der Beschriftung RSV, Bildquelle: ©Adobe Stock/kitsawet
Spritze mit der Beschriftung RSV, Bildquelle: ©Adobe Stock/kitsawet

RSV ist keine Kinderkrankheit – was das für Herzkranke bedeutet

Viele Menschen glauben, dass es sich bei einem RSV-Infekt lediglich um eine harmlose Kinderkrankheit handelt. Doch das Virus trifft auch Erwachsene und kann vor allem bei Menschen Herzerkrankungen schwere Komplikationen auslösen. Daher sollten gerade sie sich gut schützen …

Von Dr. Christiane Teetz
 

29.07.2025


Bildquelle (Bild oben): ©Adobe Stock/kitsawet

Was ist RSV?

Das sogenannte Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) gehört zu den häufigsten Erregern von Atemwegsinfekten. Das Virus breitet sich in den Atemwegen aus und vermehrt sich. Typische Symptome einer Infektion sind Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und oftmals Fieber. Auch Ohrenschmerzen und Kurzatmigkeit sind häufige Beschwerden. Der Erreger ist hochansteckend und überträgt sich über Tröpfchen- sowie Kontaktinfektion, also durch feinste Tröpfchen in der Luft oder durch das Berührung etwa einer kontaminierten Türklinke. Zwischen der Infektion und ersten Symptomen (Inkubationszeit) vergehen in der Regel zwei bis acht Tage. Die Zahl der RSV-Infektionen haben ihren Höhepunkt meist zwischen November und Januar.

 

Können auch Erwachsene an RSV erkranken?

Zwar infizieren sich die meisten Kinder bis zum Alter von etwa zwei Jahren mit dem sogenannten Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Doch die Infektion ist nicht auf sie beschränkt. „Auch viele Erwachsene sind von RSV betroffen, vor allem in den Wintermonaten“, sagt Dr. Selcuk Tasci, Facharzt für Lungenheilkunde (Pneumologe) und Chefarzt am Helios Klinikum Bonn/Siegburg. Wie bei dem Grippe-Virus stecken sich viele Menschen jedes Jahr erneut an, denn nach einer Infektion besteht keine dauerhafte Immunität. Der Unterschied zwischen einer normalen Erkältung und dem RS-Virus ist auch für Ärztinnen und Ärzte oft nicht leicht zu erkennen. Eine sichere Diagnose erfolgt deshalb durch einen PCR-Test, bei starken Beschwerden auch als Schnelltest.

 

Wie gefährlich kann RSV für Erwachsene werden?

Die meisten gesunden Erwachsenen, die sich mit dem Atemwegsvirus anstecken, erleben die Beschwerden als leichte Erkältung. Der Erreger breitet sich dann lediglich in den oberen Atemwegen aus. Vorausgesetzt, dass sich die Betroffenen körperlich schonen, erfolgt die Genesung meist innerhalb einer Woche. Dennoch ist RSV nicht grundsätzlich harmlos, sondern kann auch einen schweren Verlauf nehmen. Besonders riskant ist das Virus für ältere Menschen. Ebenso wie Menschen mit Vorerkrankungen haben sie ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf. „Ab etwa 60 Jahren nimmt die Leistungsfähigkeit des Immunsystems ab, sodass sich der Erreger leichter auf die unteren Atemwege ausbreiten kann“, sagt Dr. Tasci. „Dies kann zu schwerwiegenden Verläufen wie einer Bronchitis oder einer Lungenentzündung führen, die stationär behandelt werden müssen.“ Beschwerden wie Atemnot, schnelle flache Atmung, Fieber und ein schlechter Allgemeinzustand sollten immer ärztlich abgeklärt werden.

 

Was bedeutet eine RSV-Infektion für Herzkranke?

Ein RSV-Infekt kann für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen weitreichende, bedrohliche Folgen haben. „Die Entzündungsprozesse, die durch das Virus ausgelöst werden, können sich auf den ganzen Körper ausbreiten, auch auf die Blutgefäße und das Herz“, sagt Dr. Tasci. Es besteht dann ein hohes Risiko, dass es zu Komplikationen kommt. „Menschen mit Herz-Kreislauf-Leiden erleiden dann möglicherweise erstmals oder erneut einen Herzinfarkt, eine Herzmuskelentzündung oder Herzrhythmusstörungen“, so der Pneumologe. „Durch eine Entzündung des Herzmuskels kann es zu einer chronischen Herzschwäche, einer Herzinsuffizienz, kommen.“

 

Müssen Herzkranke bei einer RSV-Infektion ins Krankenhaus?

Hinweise auf einen schweren Verlauf sollten immer zügig abgeklärt werden. Kommt es durch die Infektion zu einer Lungenentzündung, müssen vor allem ältere und vorerkrankte Menschen immer stationär behandelt werden. Und Herzkranke sollten auch Wochen nach dem Ausheilen der Infektion noch aufmerksam sein. „Auswirkungen auf das Herz äußern sich in vielen Fällen erst Wochen oder auch Monate nach dem Atemwegsinfekt“, sagt Dr. Tasci. „Bessern sich starke Erschöpfung oder Kurzatmigkeit nicht innerhalb von zwei bis drei Wochen nach einem RSV-Infekt, sollte stets eine mögliche Herzbeteiligung in Betracht gezogen und die Beschwerden ärztlich abgeklärt werden“, so Dr. Tasci.

 

Kann RSV auch für das Herz junger Menschen gefährlich werden?

Für Menschen unter 60 Jahren stellt eine RSV-Infektion vor allem dann eine Gefahr dar, wenn sie sich während der Erkrankung nicht körperlich schonen. „Dann besteht das Risiko, dass der Erreger durch das Blut wandert und zum Beispiel eine Entzündung des Herzmuskels auslöst, eine Myokarditis“, sagt Dr. Tasci. „Wird diese nicht behandelt, kann das Herz dauerhaft geschädigt werden. Sogar junge, eigentlich gesunde Menschen können dann Herzrhythmusstörungen oder eine Herzinsuffizienz entwickeln.“

 

 

Wie kann man sich vor RSV schützen?

Einen vollständigen Schutz vor dem RS-Virus gibt es zwar nicht, doch Vorsorgemaßnahmen erhöhen die Sicherheit erheblich. Dazu gehören Schutzmaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und -desinfizieren sowie das Vermeiden von Kontakt zu erkrankten Personen. Für Menschen ab 75 Jahren sowie vorerkrankte Menschen ab 60 Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission zudem eine Schutzimpfung. „Diese kann den Infekt in der Regel zwar nicht ganz verhindern, jedoch das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs und von Folgeschäden für Risikopatienten ganz erheblich mindern“, erklärt Dr. Tasci.

 

Fazit:

Pneumologinnen und Pneumologen erleben es im Alltag immer wieder, dass sich Lungenerkrankungen untypisch äußern, etwa nur durch starke Schmerzen oder durch Schlafstörungen. Die Fachleute warnen davor, scheinbar harmlose Atemwegserkrankungen einfach zu übergehen. Insbesondere Menschen mit Herzerkrankungen riskieren, dass Erreger des Infekts das Herz schwer zu schädigen. Sie sollten sich deshalb besonders gut schützen.

 

Zum Experten

PD Dr. Selcuk Tasci

Privatdozent Dr. Selcuk Tasci, Chefarzt der Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Helios Klinikum Bonn/Rhein-Sieg und Helios Klinikum Siegburg

Porträt von Dr. Selcuk Tasci, Bildquelle: @Helios Kliniken GmbH
Bildquelle: @Helios Kliniken GmbH

 

 

FAQ: Häufige Fragen zu RSV

Bei Erwachsenen verläuft die Infektion häufig milde und unspezifisch, also wie eine harmlose Erkältung mit Husten und Schnupfen, ohne Fieber und Gliederschmerzen. Daher wird sie oft unterschätzt und nicht erkannt. Auch eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis), die das Virus verursachen kann, ist nicht leicht zu erkennen. Warnsignale wie anhaltende Atemnot und Erschöpfung sollten immer abgeklärt werden.

 

Die Impfung senkt das Risiko eines schweren Verlaufs im Falle einer RSV-Infektion. Insbesondere bei älteren Menschen und Personen mit Vorerkrankungen sinkt mit der Impfung auch erheblich die Gefahr für Folgeschäden am Herzen. Denn das Virus kann nicht nur die Atemwege belasten, sondern auch das Herz in Mitleidenschaft ziehen. Deshalb werden die Schutzimpfungen gegen Atemwegserreger auch ausdrücklich von Kardiologen empfohlen.

 

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts empfiehlt die Impfung gegen das RSV für alle Personen ab 75 Jahren sowie für Menschen ab 60 Jahren mit bestimmten Vorerkrankungen oder beruflichem Risiko. Auch vor anderen Atemwegserkrankungen können Ältere und Vorerkrankte sich per Impfung schützen: gegen Influenza-Viren, Pneumokokken und COVID-19.

 

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