Zwei Hände in roten Winterhandschuhen formen ein Herz im Schnee – Symbol für Herzenswärme und Schutz in der kalten Jahreszeit, Bildquelle Anastassiya
Zwei Hände in roten Winterhandschuhen formen ein Herz im Schnee – Symbol für Herzenswärme und Schutz in der kalten Jahreszeit, Bildquelle Anastassiya

Wie kann ich mein Herz winterfest machen?

 

Sobald der Winter naht, müssen wir im Garten empfindliche Pflanzen mit Vlies vor der Kälte schützen. Im Wohnmobil sind die Leitungen zu leeren, damit keine Frostschäden entstehen. Und in Haus und Werkstatt empfiehlt es sich, noch einmal die Heizung zu checken – um kalte Überraschungen zu vermeiden. Aber wie mache ich eigentlich mein Herz winterfest?

Von Kerstin Kropac
 

10.09.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Anastassiya – stock.adobe.com

 

Bei Kälte verengen sich die Blutgefäße, in der Folge steigt der Blutdruck und auch die Herzfrequenz nimmt zu. Niedrige Temperaturen sind eine Belastung fürs Herz. „Daher sollten vor allem Menschen mit Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, hohen Cholesterinwerten oder einer koronaren Herzkrankheit in den kalten Monaten besonders auf sich achten“, sagt Prof. Dr. Thomas Deneke, Chefarzt der Rhythmologie am Klinikum Nürnberg und Herausgeber von Herzmedizin.de.

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Prof. Dr. Thomas Deneke

Prof. Dr. Thomas Deneke ist Chefarzt der Rhythmologie am Klinikum Nürnberg und Herausgeber von Herzmedizin.de.

Professor Thomas Deneke

1. Auskühlung vermeiden!

 

Studien zeigen, dass Kältebelastung unter anderem das Risiko für Vorhofflimmern, Herzinfarkte und wahrscheinlich auch Schlaganfälle erhöht. Daher raten Fachleute, den Wohnbereich ausreichend zu heizen und sich zudem warm zu kleiden – am besten mit Mütze, Schal und Handschuhen, da jede unbedeckte Hautstelle einen Wärmeverlust bedeutet. „Vor allem sollte man seinem Körper keine starken Temperaturschwankungen zumuten, weil man beispielsweise im Unterhemd aus dem Warmen in die eisige Kälte läuft“, sagt Prof. Deneke. „Das bedeutet Stress fürs Herz.“

2. Bewegung? In Maßen!

 

Regelmäßige körperliche Aktivität stärkt das Herz-Kreislauf-System und senkt das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle – das gilt natürlich auch für die kühleren Monate. Zu empfehlen sind zum Beispiel Spaziergänge oder Radtouren. „Gerade Herzkranke sollten sich bei niedrigen Temperaturen nicht zu Hause einigeln, aus Angst, sich zu überlasten“, sagt der Herzexperte. „Sie sollten lediglich exzessive Anstrengungen vermeiden, da sonst das Risiko für akute Herzereignisse steigt.“

„Gerade Herzkranke sollten sich bei niedrigen Temperaturen nicht zu Hause einigeln, aus Angst, sich zu überlasten. Sie sollten lediglich exzessive Anstrengungen vermeiden, da sonst das Risiko für akute Herzereignisse steigt.“

 

Prof. Dr. Thomas Deneke

3. Essen und Alkohol? Ebenfalls in Maßen!

 

Vor allem an den Festtagen ist die Verlockung groß, bei Essen und Alkoholkonsum mal über die Stränge zu schlagen. „Gerade für Herzpatienten und -patientinnen ist es aber keine gut Idee, auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein nach dem anderen zu trinken“, sagt Prof. Deneke. Denn schon eine einmalige Alkoholaufnahme erhöht den Blutdruck! Dasselbe gilt für üppige Mahlzeiten: Sie belasten das Herz-Kreislauf-System stärker als eine kleine oder normale Mahlzeit. „Also beim Weihnachtsmarktbesuch oder Festessen lieber ein bisschen vorsichtig sein.“

4. Auf ausreichend Schlaf achten!

 

Untersuchungen zeigen: Schon eine Nacht mit weniger Schlaf erhöht Blutdruck und Herzfrequenz und verschlechtert zudem die Gefäßfunktion. „Daher ist gerade in den kalten Monaten eine konsequente Schlafhygiene besonders wichtig – und das gilt auch für die besonderen Tage wie Weihnachten oder Silvester“, sagt Prof. Deneke. „Zu wenig Schlaf ist immer ein Faktor für das Auftreten von akuten Herzereignissen.“

5. Blutdruck und Blutzucker im Blick behalten

 

Kälte kann den Blutdruck um mehrere mmHg (Millimeter Quecksilbersäule, die Maßeinheit für den Blutdruck) erhöhen. Gerade für Menschen mit Bluthochdruck (Hypertonie) oder Diabetes ist es daher sinnvoll, diese Werte in den kühleren Monaten häufiger zu kontrollieren. „Manchmal kann im Winter eine Dosisanpassung sinnvoll sein – zum Beispiel bei Medikamenten wie Blutdrucksenkern oder Antikoagulanzien, die bewirken, dass das Blut langsamer gerinnt“, sagt der Kardiologe. „Das ist aber individuell sehr unterschiedlich, daher sollten Betroffene zuerst immer Rücksprache mit dem Facharzt oder der Fachärztin halten!“

6. Stress reduzieren

 

Da niedrige Temperaturen das Herz ohnehin schon belasten, sollten Herzkranke besonders darauf achten, Stress zu vermeiden. „Dazu gehört auch der psychosoziale Stress – zum Beispiel durch Einsamkeit“, erklärt Prof. Deneke. „In den Wintermonaten kommen leider häufig sehr viele Stressfaktoren zusammen: zu wenig Bewegung, zu üppiges Essen, zu viel Alkohol – das kann in Kombination mit der Kälte das Herz überlasten …“

7. Impfungen und Infekte ernst nehmen

 

Atemwegsinfekte wie Grippe, Pneumokokken, RSV oder Covid-19 belasten das Herz erheblich und erhöhen das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. „Betroffene sollten sich daher im Falle einer Infektion unbedingt schonen und den Infekt gut auskurieren“, so der Kardiologe. Noch besser ist es natürlich, den Infekt zu vermeiden. „Impfungen senken nachweislich das Risiko für schwere Herzkomplikationen. Deshalb empfehlen wir unseren Patientinnen und Patienten dringend Schutzimpfungen gegen die Grippe, Pneumokokken, RSV und auch COVID-19.“

Warum sich gerade Herzkranke impfen lassen sollten

Herzpatientinnen und -patienten sind leider gleich doppelt gefährdet: Aufgrund ihrer Erkrankung sind sie anfälliger für Atemwegsinfekte, weil ihr Immunsystem schwächer arbeitet. Gleichzeitig erhöhen Grippe und andere Atemwegsinfekte ihr Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Das heißt: Herzkranke werden nicht nur häufiger krank – ihnen drohen auch eher Komplikationen. Daher setzt sich die Nationale Herz-Allianz, das größte Bündnis verschiedener Fachgesellschaften wie der DGK, dem BNK sowie der Patientenvertretung in Deutschland dafür ein, dass sich Herzkranke gegen Atemwegserkrankungen wie die Grippe, Pneumokokken, COVID-19 und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) impfen lassen.

 

Fazit

 

Wir sollten nicht nur den Garten, das Wohnmobil und die Werkstatt winterfit machen – sondern auch das Herz. Besonders für Menschen mit Vorerkrankungen gilt: Rechtzeitig mit der Ärztin oder dem Arzt über Anpassungen bei Medikamenten, Bewegung oder Impfungen sprechen. Damit aus einem Infekt kein Infarkt wird – und alle herzgesund durch den Winter kommen.

 

Sprechen Sie mit Ihrer Kardiologin oder Ihrem Kardiologen darüber, welche Impfungen für Sie sinnvoll sind und lassen Sie Ihren Impfstatus regelmäßig überprüfen.

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