Neben anderen Organen kann auch das Herz von einer Covid-19-Erkrankung betroffen sein. Wie häufig eine Herzmuskelentzündung auftritt, welche Symptome darauf hindeuten können und wie Sie sich mit einer solchen Myokarditis verhalten sollten.
Neben anderen Organen kann auch das Herz von einer Covid-19-Erkrankung betroffen sein. Wie häufig eine Herzmuskelentzündung auftritt, welche Symptome darauf hindeuten können und wie Sie sich mit einer solchen Myokarditis verhalten sollten.
Von Silja Klassen
29.03.2023
Bildquelle (Bild oben): iStock / klebercordeiro
Eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 kann nicht nur die Lunge angreifen, sondern auch das Herz und das Gefäßsystem schädigen. Eine Herzmuskelentzündung, medizinisch Myokarditis, im Rahmen einer Covid-19-Erkrankung ist dabei aber selten. Noch geringer ist das Risiko einer Myokarditis nach einer Corona-Impfung. Insgesamt sind die Zahlen durch die Pandemie allerdings gestiegen: Vor dem Auftreten des Corona-Virus bekamen acht Menschen von 100.000 eine Herzmuskelentzündung, in der Corona-Zeit erhöhte sich dieser Wert auf 150 bis 160 Fälle pro 100.000 Menschen.
„Die Corona-bedingte Myokarditis wird kaum dadurch verursacht, dass das Corona-Virus die Herzmuskelzellen befällt, das ist wirklich ein seltenes Ereignis“, erklärt Prof. Andreas Zeiher vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main. „In den meisten Fällen wird das Herz durch die insgesamt systemische Entzündungsreaktion, die Corona auslöst, überflutet mit entsprechenden Entzündungszellen, die wiederum eine Myokarditis auslösen.“
„Die Symptome sind die gleichen wie bei einer Myokarditis, die nach einer anderen Virusinfektion auftritt – in der Regel sind das meistens Brustschmerzen“, sagt Prof. Zeiher. Was bei der Diagnose häufiger „ein bisschen verwirrend“ sein kann, sind zusätzliche Symptome wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit, die grundsätzlich bei einer Covid-19-Erkrankung vorkommen, aber oft, ohne dass das Herz betroffen ist.
„Aber insbesondere, wenn man unter Belastung Atemnot bekommt, dann klingen alle Warnglocken. Wird dieses Symptom während oder nach einer Corona-Infektion wahrgenommen, sollten unbedingt ein EKG und Blutabnahme bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt erfolgen,“ erklärt Prof. Zeiher. Denn bleibt eine Myokarditis unentdeckt und kann fortschreiten, führt dies zum Absterben von Muskelzellen und im schlimmsten Fall zu Herzversagen.
„Wenn sich Sportlerinnen oder Sportler – egal, ob im Freizeitsport, mit Leistungsambitionen oder als Profi – unwohl fühlen und gleichzeitig Brustschmerzen haben, sollten sie sich auf jeden Fall untersuchen lassen. Denn wer sich mit einer laufenden Herzmuskelentzündung körperlich stark belastet, kann eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung auslösen, die bis zum Tod führen oder die Herzgesundheit dramatisch verschlechtern kann“, warnt Prof. Zeiher. Der Grund dafür: Eine Überanstrengung reduziert unser Immunsystem kurzfristig, sodass die Entzündung im Herzen weiter voranschreiten kann.
Wer nachgewiesenermaßen eine Herzmuskelentzündung hatte, macht besser für drei bis sechs Monate keinen Hochleistungssport. Und bevor es wieder ins Leistungstraining geht, sollte sich die Sportlerin oder der Sportler noch mal nachuntersuchen lassen. Bei Freizeitsportlerinnen und -sportlern, die nicht immer an ihre absolute Leistungsgrenze gehen und keine Einschränkung der Herzfunktion haben, sei man ein bisschen entspannter, so Prof. Zeiher. „Wir empfehlen ein paar Wochen Sport-Pause. Beobachten Sie selbst, wann sie sich wirklich wieder wohler fühlen.“
In sehr seltenen Fällen kann eine Impfung gegen das Corona-Virus tatsächlich eine Herzmuskelentzündung auslösen. „Erstaunlicherweise vor allem bei jungen Männern, während die ‚normale‘ Myokarditis in jüngerem Alter eher bei Frauen auftritt“, so Prof. Zeiher. „Den Grund dafür kennen wir nicht, aber die Fälle sind sehr, sehr selten. Die internationalen Zulassungsbehörden rechnen ungefähr mit zwei Betroffenen auf 100.000 Geimpfte, die eine Myokarditis bekommen“. Das entspricht 0,002 Prozent der Corona-Geimpften. Andere sprechen von einer Größenordnung von einem bis zehn Fällen pro einer Million Personen (0,0001 bis 0,001 %) im ersten Monat nach der Impfung.
Diese impf-assoziierten Herzmuskelentzündungen sind in aller Regel nicht gefährlich, die Sterblichkeit ist extrem gering. „Manche sagen sogar, sie liegt bei null“, so Prof. Zeiher. „In großen Studien zeigt sich jetzt, dass die Sterblichkeit ungefähr bei 0,8 bis 1 Prozent der Betroffenen liegt. Und häufig trifft es dann Menschen, die ein vorgeschädigtes Herz haben.“
Was man beachten muss: Myokarditis ist als Nebenwirkung einer Impfung keine Neuigkeit. „Auch bei Impfstoffen gegen andere Erreger tritt sie in sehr seltenen Fällen auf“, so Prof. Zeiher. Die Fallzahlen sind bei den mRNA-Impfstoffen, die während der Corona-Pandemie ihren Durchbruch feierten, ein wenig höher. Die Gründe dafür sind ebenfalls noch nicht genau geklärt. „Aber das Risiko einer impf-assoziierten Myokarditis ist ungefähr um den Faktor 10 bis 15 niedriger als das Risiko einer durch eine Corona-Infektion induzierte Myokarditis. Das muss man betonen“, so der Kardiologe.