Warum kann das Herz beim Sport plötzlich stillstehen?

Als die Profi-Sportler Eriksen und Hamlin einen plötzlichen Herzstillstand erlitten, war die Welt schockiert. Viel häufiger trifft es aber ambitionierte Freizeitsportlerinnen und -sportler. Schnelle Maßnahmen sind dann lebenswichtig.

Von Redaktion Herzmedizin

 

20.03.2023

Bildquelle (Bild oben): iStock / andreygonchar 

 

Die Zuschauer weltweit bangten während der Fußball-Europameisterschaft 2021 um den dänischen Profifußballer Christian Eriksen, dann widerfuhr es Anfang Januar 2023 auch dem US-amerikanischen Football-Profi Damar Hamlin – ein plötzlicher Herzstillstand. Die Schicksale der beiden zeigen, dass auch junge, sportliche Menschen davon betroffen sein können. Die Ursachen für einen Herzstillstand beim Sport sind vielfältig. Im Notfall sollte niemand zögern, lebenswichtige Maßnahmen zu ergreifen.

Wen trifft der plötzliche Herzstillstand beim Sport?

In Deutschland erleiden Jahr für Jahr etwa 65.000 Personen einen plötzlichen Herzstillstand. Für etwa 60.000 Menschen verläuft dieses schwerwiegende Ereignis tödlich. Passiert dies wie bei Eriksen oder Hamlin vor den Augen eines Millionenpublikums, sorgt es für Bestürzung, dass jemand ganz überraschend auf dem Spielfeld umfällt. Diese Fälle sind aber die Ausnahme. Denn es sind fast ausschließlich ambitionierte Freizeitsportlerinnen und -sportler, die von einem plötzlichen Herzstillstand beim Sport betroffen sind. Das zeigen Zahlen des „Sudden Cardiac Death Registers“ (SCD-Register), in dem Fälle von plötzlichen Herzstillständen dokumentiert werden. Ein erhöhtes Risiko wurde vor allem beim Fußballspielen und Laufen beobachtet.

Wie wichtig ist schnelle Wiederbelebung bei plötzlichem Herzstillstand?

Ein plötzlicher Herzstillstand ist meist die Folge eines anhaltenden Kammerflimmerns, ein Zustand, bei dem sich die Herzkammern aufgrund ungeordneter elektrischer Erregungen immer wieder sehr schnell und unkoordiniert zusammenziehen und wieder lösen. Dadurch wird kein Blut mehr durch den Kreislauf gepumpt und die Betroffenen verlieren plötzlich das Bewusstsein. Haben die Betroffenen keinen Puls mehr, ist eine schnelle Wiederbelebung lebenswichtig. Denn jede Minute, in der ein Mensch nach einem plötzlichen Herzstillstand nicht mittels Herzdruckmassage behandelt wird, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent.

 

Prof. Philipp Sommer, Sprecher der Arbeitsgruppe Elektrophysiologie und Rhythmologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), betont: „Entscheidend für die Prognose des Patienten ist die sofortige Einleitung der Reanimationsmaßnahmen durch Kompression des Brustkorbs. Diese kann und soll auch unbedingt von anwesenden Laien durchgeführt werden. Nur diese Maßnahme entscheidet häufig darüber, ob und wie der Patient ein derartiges Ereignis überlebt. Alles ist besser als nichts zu tun. Als medizinischer Laie können Sie auch nie für eine suboptimale Durchführung belangt werden – also Hand aufs Herz!“

Wie lässt sich eine Herzerkrankung bei jungen Menschen erkennen?

Die im SCD-Register dokumentierten Fälle zeigen deutlich, dass auch junge, vermeintlich gesunde Menschen oft unentdeckt unter schweren Herzkrankheiten leiden können, die dann wiederum zu schwerwiegenden kardialen Ereignissen wie einem Herzstillstand führen können. Die zugrunde liegenden Erkrankungen sind dabei unterschiedlich. So verzeichnet das Register eine vorzeitige Verkalkung von Herzkranzgefäßen, Herzmuskelentzündungen und angeborene Fehlverläufe von Herzkranzarterien als häufige Ursachen des plötzlichen Herztodes bei Sportlerinnen und Sportlern unter 35 Jahren. Auch virale oder bakterielle Infekte können eine Herzmuskelentzündung verursachen, sodass nicht zu früh nach einer vermeintlich überstandenen Infektion wieder mit dem Sport begonnen werden sollte.

 

Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten sportlich aktive Menschen regelmäßig eine sportkardiologische Untersuchung wahrnehmen. DGK-Pressesprecher Prof. Michael Böhm erklärt: „Insbesondere Sportlerinnen und Sportler mit unentdeckten Herzerkrankungen haben ein besonders hohes Risiko, beim Sport einen plötzlichen Herzstillstand zu erleiden. Dieses Risiko kann durch regelmäßige Screenings stark verringert werden.“

Müssen Herzerkrankte auf Sport verzichten?

Auf Sport verzichten müssen auch Menschen mit einer Herzkrankheit nicht, so Böhm weiter: „Körperliche Aktivität und auch sportliche Betätigung verringern kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle über eine Verbesserung des Gesamtrisikos auch bei erkrankten Patienten“. Besonders wichtig für Betroffene sind dabei regelmäßige kardiologische Untersuchungen und sofortige Vorstellung beim Kardiologen oder der Kardiologin oder in der Notaufnahme, falls Beschwerden auftreten.

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