Der US-Football-Star Damar Hamlin musste Anfang 2023 auf dem Spielfeld wiederbelebt werden, nachdem er einen Herzstillstand erlitten hatte. Jetzt sprach er erstmals über den Grund – eine Commotio cordis.
Der US-Football-Star Damar Hamlin musste Anfang 2023 auf dem Spielfeld wiederbelebt werden, nachdem er einen Herzstillstand erlitten hatte. Jetzt sprach er erstmals über den Grund – eine Commotio cordis.
Von Silja Klassen
25.04.2023
Bildquelle (Bild oben): iStock / amysuem
Der dramatische Zwischenfall erschütterte die Sportwelt: Anfang Januar 2023 war der US-amerikanische Football-Spieler Damar Hamlin nach einer Abwehraktion auf dem Spielfeld bewusstlos zusammengebrochen. Er wurde noch auf dem Spielfeld wiederbelebt und ins Krankenhaus gebracht. Jetzt sprach Hamlin in einem Interview mit der American Heart Association über die Hintergründe: Er hatte eine Herzerschütterung mit anschließendem Herzstillstand erlitten, eine sogenannte Commotio cordis.
Bei einer Commotio cordis kommt es zu einem Herzstillstand unmittelbar nach einem plötzlichen Schlag oder Stoß auf den Brustkorb, etwa durch Kontakt mit dem Gegner oder durch einen Treffer mit einem harten Ball. Wenn der Aufprall zum falschen Zeitpunkt innerhalb eines Herzschlags passiert, führt er zu einer potenziell tödlichen Herzrhythmusstörung, dem Kammerflimmern. Besonders gefährdet scheinen Jungen und junge Männer zu sein.
Wenn ein Athlet oder eine Athletin von einem Gegner oder einem Gegenstand wie zum Beispiel einem harten Ball oder einem Schläger auf die Brust getroffen wird, stolpert er oder sie in der Regel für einige Sekunden vorwärts. Bewusstlosigkeit, Atemaussetzer und Pulslosigkeit können folgen.
Wer nach einem stumpfen Schlag auf die Brust kollabiert, muss umgehend auf einen Herzstillstand untersucht werden. Wenn keine Atmung oder kein Puls feststellbar sind, muss sofort der Notruf gewählt und mit der Wiederbelebung begonnen werden. Die größten Überlebenschancen hat die oder der Betroffene, wenn ein automatisierter externer Defibrillator (AED) eingesetzt wird. Wie das Gerät bedient wird, erklärt es über eine eingebaute Sprachwiedergabe selbst. Mit jeder Minute Verzögerung bis zum Schocken mit dem AED sinkt die Überlebensrate um zehn Prozent. Ohne sofortige Wiederbelebung überstehen Betroffene eine Commotio Cordis nur selten.
Es liegen keine konkreten Untersuchungen vor, wie häufig eine Commotio cordis passiert. Sie tritt jedoch sehr selten auf – durchschnittlich werden weniger als 30 Fälle pro Jahr berichtet. Ein Register, das in den USA eingerichtet wurde, hat in einem Zeitraum von 15 Jahren insgesamt 224 Fälle dokumentiert. Etwa ein Viertel (26 %) der Betroffenen waren jünger als zehn Jahre und nur neun Prozent älter als 25 Jahre. In 95 Prozent der Fälle waren es Jungen oder junge Männer.
Während des Sports sollten Trainer oder Trainerinnen anwesend sein. Sie sollten außerdem, ebenso wie Eltern und Sportler, über die Anzeichen einer Commotio Cordis geschult werden und Wiederbelebungsmaßnahmen beherrschen. Ein automatisierter externer Defibrillator (AED) sollte in der Nähe von Sportplätzen und Spielfeldern verfügbar sein – und der Standort den Trainerinnen und Trainern bekannt sein. Außerdem sollten Sportler und Sportlerinnen je nach Sportart ordnungsgemäß Schutzausrüstung tragen beziehungsweise vermeiden, von einem Ball, Puck oder ähnlichem getroffen zu werden.
Bevor Genesene wieder Sport treiben können, sollte das Herz kardiologisch untersucht und beurteilt werden. Liegt die ärztliche Sport-Freigabe vor, sind die Trainerinnen und Trainer aufgefordert, die Athletinnen und Athleten sorgfältig zu beobachten, um sicherzustellen, dass es keinen weiteren Vorfall am Herzen gibt.
„Der Vorfall hat mein Leben verändert, aber er ist nicht das Ende meiner Geschichte", sagt Damar Hamlin US-amerikanischen Medien. Er sei Medizinern, Trainern sowie Teamkollegen dankbar und bereite sich jetzt auf die Rückkehr aufs Spielfeld vor – und sein NFL-Comeback.