Fußball gegen Vorhofflimmern: Warum jeder seinen Puls prüfen sollte

Im Rahmen der Jahrestagung 2023 der DGK organisierte die Deutsche Herzstiftung ein Fußballspiel unter dem Motto „Kicken gegen Vorhofflimmern“. Es war der Auftakt zu einer Kampagne, die alle Menschen zum regelmäßigen Pulsmessen aufrufen will.

Von Sven Stein

 

14.04.2023

 

Bildquelle oben: © Michael_Ruffler_PIX-Sportfotos_Deutsche Herzstiftung

Sie kickten für den Kampf gegen eine der häufigsten Herzkrankheiten – das Vorhofflimmern. Am Rande der DGK-Jahrestagung 2023 in Mannheim spielten die HSV-Frauen gegen ein Team von Kardiologinnen und Kardiologen, die AGEP-Allstars. Das Ziel: „Aufmerksamkeit zu schaffen, wie wichtig es ist, das Vorhofflimmern frühzeitig zu erkennen“, sagt Prof. Roland Tilz, Direktor der Klinik für Rhythmologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. „Die Menschen sollen lernen, wie man selbst die Sinne schärfen kann, indem man den eigenen Puls fühlt und bei Unregelmäßigkeiten abklären lässt.“

Herzstiftung organisierte Fußball gegen Vorhofflimmern

Prof. Tilz initiierte das „Kicken gegen Vorhofflimmern“ gemeinsam mit Prof. Julian Chun vom Cardioangiologischen Centrum Bethanien am Agaplesion Markus Krankenhaus Frankfurt (Main). Organisiert wurde die Partie von der Deutschen Herzstiftung, unterstützt von der DGK und der Arbeitsgruppe Elektrophysiologie und Rhythmologie (AGEP). Der Kontakt zum HSV war über den Sponsor der Frauen-Mannschaft entstanden, das Gesundheitsunternehmen Abbott. HSV-Legende Felix Magath unterstützte die Aktion, stand als Trainer an der Seitenlinie. Auch Ex-HSV-Profi Jimmy Hartwig war dabei, schrieb fleißig Autogramme und unterhielt das Publikum als Stadionsprecher.

Fußballteams von AGEP und HSV-Damen. Gruppenfoto mit Meistertrainer Felix Magath (Mitte vorne): die Teams der AGEP und der HSV-Damen. Bildquelle: Michael_Ruffler_PIX-Sportfotos_Deutsche Herzstiftung

Vorhofflimmern ist häufigste Herzrhythmusstörung

Warum dieser Einsatz gegen die Herzrhythmusstörungen? „Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Erkrankungen. Von den heute 55-jährigen Europäern erkrankt jeder Dritte im Laufe seines Lebens daran“, erklärt Prof. Tilz. „Das führt zu einer erhöhten Sterblichkeit, zu mehr Schlaganfällen, Herzschwäche und ähnlichem.“ Doch das ließe sich ändern: „In den letzten fünf Jahren hat man erkannt, dass es sich mit dem Vorhofflimmern verhält wie bei Krebs: Je früher man behandelt, desto höher sind die Erfolgsaussichten. Deshalb muss man frühzeitig darauf untersuchen.“

 

In einem ersten Schritt sollte jeder Mensch regelmäßig seinen eigenen Puls prüfen, um mögliche Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Auch vor dem Fußballspiel, in einer Spielunterbrechung und nach der Partie fühlten die Spielerinnern und Spieler ihren Puls. Auf der Tribüne zeigten Expertinnen und Experten, wo sich der eigene Puls am besten erspüren lässt, nämlich durch Fingerauflegen am Handgelenk direkt unterhalb des Daumens.

 

Das Fußballspiel war zudem der Auftakt für die Kampagne „Keep your rhytm“ mit dem Frauen-Team des HSV, die auch in den sozialen Medien verbreitet wird. Das Ziel der Initiatoren ist ein weltweiter Tag des Pulses, der an jedem 1. März auf das Vorhofflimmern aufmerksam machen soll. „Warum der 1.3.? Weil ein Drittel der Menschen an Vorhofflimmern erkranken wird“, erklärt Prof. Tilz.

Puls lässt sich am Unterarm fühlen Der Puls lässt sich mit zwei Fingern auf der Arterie am Unterarm direkt unter dem Daumen fühlen. Unregelmäßigkeiten können auf Vorhofflimmern hindeuten. Bildquelle: Keep Your Rythm

Ausdauersportler mit erhöhter Gefahr für Vorhofflimmern

Durch Vorsorgeuntersuchungen ließen sich viele der Erkrankungen früh entdecken. Im Profi-Sportbereich gehören solche Untersuchungen zum Standard. „Leistungs- und Ausdauersportler haben eine erhöhte Gefahr eines Vorhofflimmerns“, erklärt Prof. Götz Welsch, Leitender Mannschaftsarzt des HSV, gegenüber Herzmedizin.de. „Daher sind wir sensibilisiert und führen jedes Jahr bei den Spielerinnen und Spielern einen kardiologischen Check mit Belastungs-EKG und Herz-Ultraschall durch. Im Training habe wir außerdem eine Pulskontrolle und könnten Auffälligkeiten relativ schnell erkennen."

 

Wie wichtig solche Kontrollen sein können, zeigte erst Anfang März der Fall des Mittelfeldspielers Marius Wolf von Borussia Dortmund. In einem Interview machte er öffentlich, dass er Ende 2022 wegen Vorhofflimmerns am Herzen operiert wurde. Zehn Tage nach dem minimalinvasiven Eingriff habe er wieder trainieren können. Der BVB-Profi hatte vorher mehrere Spiele wegen Kreislaufproblemen und Schwindel verpasst – typische Symptome bei Vorhofflimmern.

 

Und was können Menschen tun, die keine Profi-Sportler sind? Prof. Tilz rät: „Um Vorhofflimmern vorzusorgen, sollten sich die Menschen als Basis-Maßnahmen mehr bewegen, den Blutdruck einstellen, Gewicht verlieren und auf die Ernährung achten. Im zweiten Schritt ganz wichtig: Puls fühlen! Wenn er unregelmäßig ist, die Ursache abklären lassen, damit sie frühzeitig behandelt werden kann.“

 

Das Team der Kardiologinnen und Kardiologen schlug sich beim Fußballspiel gegen Vorhofflimmern im Übrigen achtbar. Gegen die in der Regionalliga noch verlustpunktfreien HSV-Damen verloren die AGEP-Allstars dank der von Trainer Magath gut eingestellten Defensive nur 1:6. Schließlich gilt, wie bei der Gesundheit, auch in der Abwehr: Vorsorge schützt.

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