Was der Puls über das Herz verrät

Der Puls spiegelt die Arbeit des Herzens im Körper wider. Verschiedene Faktoren beeinflussen seine Frequenz. Welche Werte als optimal gelten und warum der Puls ab einem gewissen Alter regelmäßig geprüft werden sollte.

Von Silja Klassen

 

Bildquelle (Bild oben): iStock / mheim3011  

Jedes Mal, wenn Ihr Herz schlägt, pumpt es Blut ruckartig und druckvoll in die Hauptschlagader (Aorta) und durch das Netz der Arterien in Ihrem Körper. Zwischen 60- bis 90-mal pro Minute schlägt das Herz normalerweise bei Erwachsenen. Das gilt als normale Frequenz eines gesunden Menschen. Die einzelnen Stöße lassen eine Druckwelle entstehen, die als Puls ­– beispielsweise am Handgelenk ­– spürbar ist. Der Puls verrät, wie schnell das Herz das Blut durch unseren Körper befördert und dient damit als Messinstrument, um die Funktionsfähigkeit des Herzkreislaufsystems zu beurteilen.

Welcher Ruhepuls ist optimal?

„In der Regel ist ein schneller Puls kein Grund zur Besorgnis“, sagt Prof. Felix Mahfoud vom Universitätsklinikum des Saarlandes. „Es ist meist die Reaktion des Herzens auf eine Belastung.“ Beim Sport erhöht das Herz bekanntermaßen seine Schlagzahl, damit mehr Blut in den Kreislauf gepumpt werden kann, wenn die Muskeln mehr Sauerstoff benötigen. Bei einem gut trainierten Herzen „ist Ihr Ruhepuls meistens niedrig“, so Prof. Mahfoud. Und grundsätzlich gelte: „Je langsamer Ihr Puls in Normalbelastung ist, desto besser ist das.“

 

Bei einem Ausdauersportler zum Beispiel kann der Ruhepuls mitunter sogar unter 40 liegen. Dagegen kann ein dauerhaft hoher Puls Anzeichen für eine schlechte Kondition sein, deren Ursachen möglicherweise zu wenig Ausdauersport, Übergewicht, Rauchen oder hoher Alkoholkonsum sind.

 

Ein gut trainiertes Herz schlägt im Ruhezustand langsamer, weil es kräftig pumpen kann und mit jedem Schlag sehr viel Blut in den Kreislauf bringt. Ein schwaches Herz dagegen muss für das gleiche Ergebnis häufiger schlagen. „Der optimale Puls liegt zwischen 50 bis 70 pro Minute“, sagt Prof. Mahfoud. „Alles darunter ist auch nicht wirklich gesund. Wenn Sie eine Herzfrequenz von 40 haben und nicht gerade Tour-de-France-Radfahrer sind, dann muss man schauen, wo diese niedrige Pulsfrequenz herkommt. Dann prüfen wir als Erstes die Regelmäßigkeit. Wenn der Puls regelmäßig ist, ist das schon mal gut. Alles unter 60 ist langsam, und alles über 100 ist zu schnell.”

Der Puls kann helfen, das Herzinfarkt-Risiko vorherzusagen. Der morgendliche Puls kann helfen, das Risiko für einen Herzinfarkt vorherzusagen. Bildquelle: iStock / AlexRaths

Was kann den Puls beeinflussen?

Sowohl Ruhe wie auch Aufregung, Stress und verschiedene Erkrankungen können den Puls beeinflussen und dauerhaft verändern. Daneben nehmen Faktoren wie Fitness, Körpergewicht und Körpergröße Einfluss auf die Herzfrequenz. Außerdem ist der Puls bei Frauen meist etwas schneller als bei Männern. Der Grund: Herzen von Frauen müssen schneller schlagen, um die gleiche Menge Blut zu pumpen, weil Frauenherzen in der Regel etwas kleiner sind als die von Männern.

Wer sollte den Ruhepuls regelmäßig prüfen?

Es gibt mehrere Verfahren wie Bluttests und Risikoscore, um das Herzinfarktrisiko eines Menschen vorherzusagen. Eine andere, noch einfachere Methode ist das morgendliche Messen des Pulses. Die Ruheherzfrequenz – die Anzahl der Herzschläge pro Minute im Ruhezustand – hilft, das Risiko für kardiale Ereignisse vorherzusagen.

 

Wenn man den Blutdruck misst, kann man zugleich prüfen, ob die Herzfrequenz regelmäßig oder unregelmäßig ist. Das Pulstasten ist sinnvoll. Viele Ärztinnen und Ärzte raten, spätestens ab dem 60. Lebensjahr den Puls ein- bis zweimal in der Woche zu messen. Prof. Mahfoud empfiehlt, darauf zu achten, dass der Puls regelmäßig ist. „Wenn er unregelmäßig ist, kann es ein Zeichen für Vorhofflimmern sein. Und Vorhofflimmern ist die häufigste Ursache für Schlaganfälle. Deshalb in dem Fall unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.“

Prof. Dr. Felix Mahfoud, M.A. Prof. Dr. Felix Mahfoud, M.A. ist Leitender Oberarzt, Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Innere Medizin III - Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Homburg

Wie lässt sich der Puls am besten messen?

Sie können Ihren Puls gut an der Innenseite des Handgelenks fühlen, unterhalb des Daumens, da die Arterie dort direkt unter der Hautoberfläche liegt.

 

So geht‘s: Legen Sie Zeige- und Mittelfinger fest auf die Ader am Handgelenk und der Puls lässt sich gut spüren. Dieser Punkt befindet sich dort, wo der Muskel Ihres Daumens in Ihr Handgelenk übergeht. Nun werden die Herzschläge pro Minute gezählt. Die besten Ergebnisse des Ruhepulses erhalten Sie am Morgen, kurz nach dem Aufstehen.

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