Etwa 65.000 Menschen erleiden jedes Jahr in Deutschland einen plötzlichen Herzstillstand. 60.000 von ihnen sterben. Gerade hat eine Studie bestätigt: Der Einsatz eines AEDs kann einen solchen Tod verhindern. Doch obwohl diese Geräte mittlerweile an vielen öffentlichen Orten hängen, kommen sie noch viel zu selten zum Einsatz.
Was ist ein AED?
Der Automatisierte Externe Defibrillator ist ein tragbares Gerät, das den Herzrhythmus analysieren und im Notfall einen elektrischen Schock abgeben kann. Die Bedienung ist so einfach, dass sie auch von medizinischen Laien durchgeführt werden kann. „Eine Zeichnung auf dem Gerät zeigt, wie die Elektroden auf den nackten Oberkörper geklebt werden müssen“, erklärt Prof. David Duncker, Leiter des Hannover Herzrhythmus Centrums. „Stellt das Gerät ein gefährliches Rhythmusproblem fest, empfiehlt es einen Schock.“ Dabei gibt es den Helfenden genaue gesprochene Anweisungen. Dann wird ein Schock abgegeben. Anschließend weist die Stimme aus dem AED die Helfenden an, die Herzdruckmassage fortzusetzen.
Warum muss trotz AED die Herzdruckmassage durchgeführt werden?
Das Wichtigste bei einer Reanimation ist die Herzdruckmassage. Sie sorgt dafür, dass das Blut weiter im Körper zirkuliert und die Organe mit Sauerstoff versorgt werden. Deshalb sollte diese Wiederbelebungsmaßnahme am besten gar nicht oder nur möglichst kurz unterbrochen werden. „Am besten holt eine zweite Person den AED und klebt die Elektroden auf, während die Herzdruckmassage fortgesetzt wird“, sagt Prof. Duncker. Sollte der Ersthelfer allein sein, sollte er als erstes den Notruf wählen und nur dann einen AED holen, wenn der sich in unmittelbarer Nähe befindet. „Es macht keinen Sinn, herumzulaufen und ein solches Gerät zu suchen. Dann ist es für das Überleben wichtiger, mit der Herzdruckmassage zu beginnen, bis der Rettungswagen eintrifft“, sagt Prof. Duncker.
Hilft der AED jedem Menschen mit Herz-Kreislauf-Stillstand?
Laut dem Reanimationsregister von 2022 waren 19,8 Prozent der Fälle von Herz-Kreislauf-Stillstand defibrillierbar – das heißt: Bei etwa jedem fünften Menschen hat eine Kammerrhythmusstörung den Herz-Kreislauf-Stillstand verursacht. Dann pumpt das Herz nicht mehr, sondern zuckt nur noch, sodass kein Blut mehr ausgeworfen werden kann. „Kammerrhythmusstörungen, sogenannte Kammertachykardien und Kammerflimmern, sind die häufigste Ursache für den plötzlichen Herztod“, erklärt Prof. Duncker. „Die Defibrillation, der gezielte elektrische Schock durch den AED, kann dieses Rhythmusproblem beenden.“ Sollte bei dem Bewusstlosen ein nicht-defibrillierbarer Rhythmus vorliegen, dann erkennt der AED, dass ein elektrischer Schlag dem Betroffenen nicht helfen kann und weist die Ersthelfenden an, bis zum Eintreffen der Rettungskräfte eine Herzdruckmassage durchzuführen.
Wie bringt der Defibrillator das Herz wieder in den richtigen Rhythmus?
Ein Elektroschock durch einen Defibrillator ist vergleichbar mit einem Neustart am Computer. Im Herz gibt der Sinusknoten den Takt an. Das ist eine hochspezialisierte Zellansammlung, die einen elektrischen Impuls generieren kann. Durch die geordnete Erregungsleitung ziehen sich erst die Vorhöfe und dann die Kammern des Herzens zusammen. Bei einem gesunden Menschen passiert das etwa 60- oder 70-mal in der Minute – entsprechend einer normalen Herzfrequenz. „Beim Kammerflimmern herrscht in der Kammer aber ein komplettes elektrisches Chaos“, erklärt Prof. Duncker. „Dann gibt es zwar noch eine elektrische Aktivität, aber sozusagen nicht mehr in die richtige Richtung. Der Elektroschock sorgt dafür, dass alle Zellen gleichzeitig depolarisiert werden – das ist wie ein Reset am Computer. Danach kann der normale Rhythmus wieder übernehmen.“