Studien kompakt

 

Kurz und knapp informiert: Dieses Mal geht es um das neue Adipositas-Gen MC4R, prenatale Dyslipidämien, FDA-Zulassung für Semaglutid-Tabletten, LV-GLS zur Verbesserung der SCD-Risikostratifizierung bei HCM, Absetzen der SGLTi-Therapie wegen Harnwegsinfektionen und Musik im Katheterlabor.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

29.10.2025

 

Bildquelle (Bild oben): niratsn2510 / Shutterstock.com

MC4R-Gendefekt: Geringes CVD-Risiko trotz Adipositas

 

Von 7.719 Personen mit Adipositas einer Kohortenstudie wurden 316 Personen sowie 144 Angehörige identifiziert, die eine Loss-of-Funktion-Mutation des Gens MC4R (Melanocortin-4-Rezeptor) aufwiesen. Trotz Adipositas hatten diese Personen niedrigere Lipidwerte und ein geringeres CVD-Risiko im Vergleich zu Gewichts-gematchten Kontrollen. Lipidspiegel und metabolomische Marker wiesen darauf hin, dass Personen mit MC4R-Gendefekt vermehrt Triglyceride im Fettgewebe speichern.1 In einer  Subanalyse von SURMOUNT-1 lag ein MC4R-Gendefekt bei 32 von 2.291 Personen vor. Trotz eines höheren BMI zu Studienbeginn, war der Gewichtsverlust mit Tirzepatid vergleichbar zur übrigen Kohorte.2 Zukünftig könnte MC4R als wichtiger Regulator des Lipidmetabolismus ein neues therapeutisches Target darstellen.

Prenatale Dyslipidämien: Lipidscreening für Schwangere   

 

In eine Analyse US-amerikanischer Gesundheitsdaten wurden mehr als 10.000 Frauen mit einer Hyperlipidämie vor der Schwangerschaft einbezogen. Frauen mit erhöhten Cholesterinspiegeln hatten ein signifikant höheres Risiko für Arrhythmien und akutem Koronarsyndrom innerhalb von 5 Jahren nach der Entbindung. Zusätzlich war das Risiko für Komplikationen während und nach der Schwangerschaft erhöht, wie Blutungen, Schwangerschaftsdiabetes, Entbindungskomplikationen und hypertensive Schwangerschaftserkrankungen. Laut den Autorinnen und Autoren sollte ein Lipidscreening in das Schwangerschaftsvorsorge-Programm mitaufgenommen werden.3

Orales Semaglutid: FDA-Zulassung für Diabetes

 

Wie der Hersteller, Novo Nordisk, bekanntgab, erhielt Semaglutid oral (Tabletten mit 7 mg oder 14 mg Semaglutid) als erster oraler GLP-1-Rezeptoragonist die FDA-Zulassung zur Behandlung von Erwachsenen mit Diabetes und hohem CVD-Risiko, unabhängig davon, ob bereits ein CVD-Ereignis aufgetreten ist (Primär- und Sekundärprävention).4 Ausschlaggebend für die Zulassung war die SOUL-Studie, die dieses Jahr auf dem ACC-Kongress präsentiert und zeitgleich publiziert wurde.5

Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM): LV-GLS für die SCD-Risikovorhersage

 

In einer Kohortenstudie mit 2.009 Personen mit HCM (mittleres Alter 50 Jahre, 70 % Männer) wurde untersucht, ob die Risikostratifizierung des plötzlichen Heztods (SCD) durch MRT-Messungen des LV-GLS (linksventrikulärer Globaler Longitudinaler Strain) verbessert werden kann. Während der medianen Dauer von 88 Monaten traten SCD bei 85 Personen auf, die signifikant niedrigere absolute LV-GLS-Werte aufwiesen. Die 5-Jahres-Vorhersagegenauigkeit der ESC- und ACC/AHA-Modelle konnten durch Implementation des LV-GLS deutlich verbessert werden.6

SGLT2-Hemmer: Kein Abbruch bei Harnwegsinfektionen

 

Soll die SGLT2i-Therapie bei Personen mit Diabetes (T2DM) abgesetzt werden, wenn eine Harnwegsinfektion (HWI) auftritt? Diese Frage untersuchte eine Kohortenstudie mit 61.606 Personen mit T2DM und SGLT2i-Therapie (zwischen 2015-2022), darunter 3.921 (6,36 %) mit HWI. Rund ein Drittel der Personen mit HWI brach die SGLT2i-Therapie ab. Bei Personen mit HWI war das MACE-Risiko um Faktor 3 und das renale Risiko um Faktor 2,5 erhöht. Der SGLTi-Abbruch vs. Fortsetzung war ebenfalls mit erhöhtem MACE- und renalem Risiko (jeweils um Faktor 1,5) assoziiert, dagegen wurde kein Unterschied für die Inzidenz rezidivierender HWI festgestellt. Die Behandlung mit SGLT2-Hemmern sollte trotz HWI fortgesetzt werden, um den Schutz vor kardiovaskulären und renalen Ereignissen aufrechtzuerhalten.6

TCT 2025: Playlist für das Katheterlabor?

 

Im Rahmen des TCT 2025 präsentierte Prof. Bernardo Cortese (Cleveland, USA) eine Pilotstudie (MUS.E I) zum Benefit von Musik während der PCI. 100 Personen (mittleres Alter 67 Jahre; 81 % männlich) hörten randomisiert entweder Musik vor und während der PCI, nur vor der PCI oder gar keine Musik (Standardtherapie). Die Playlists wurden durch einen Musiktherapeuten je nach den individuellen Vorlieben zusammengestellt (u.a. Pop, Jazz, Klassik oder Naturklänge). Musik vor und während der PCI war mit einem signifikant niedrigeren mittleren systolischen Blutdruck verbunden (primärer Endpunkt). Zusätzlich waren auch Schmerzen, Herzfrequenz und Troponinwerte in den Musik-Gruppen geringer gegenüber der Standardtherapie. Eine weitere Studie ist bereits in Planung.8

Referenzen

  1. Zorn S et al. Obesity due to MC4R deficiency is associated with reduced cholesterol, triglycerides and cardiovascular disease risk. Nat Med. 2025 Oct 16. doi: 10.1038/s41591-025-03976-1. Epub ahead of print. PMID: 41102563.
  2. Bhatnagar P et al. Tirzepatide leads to weight reduction in people with obesity due to MC4R deficiency. Nat Med. 2025 Oct;31(10):3294-3296. doi: 10.1038/s41591-025-03913-2.
  3. Maharjan S. Effect of preexisting hyperlipidemia on cardiovascular and pregnancy outcomes in women. Cardio-Obstetrics Essentials. October 17, 2025. Washington, DC https://www.acc.org/Latest-in-Cardiology/Articles/2025/10/15/09/58/Hyperlipidemia-Before-Pregnancy
  4. https://www.prnewswire.com/news-releases/fda-approves-novo-nordisks-oral-semaglutide-for-cardiovascular-cv-risk-reduction-in-adults-with-type-2-diabetes-who-are-at-high-risk-including-those-who-have-not-had-a-prior-cv-event-302588005.html
  5. McGuire DK et al. Oral Semaglutide and Cardiovascular Outcomes in High-Risk Type 2 Diabetes. N Engl J Med. 2025 May 29;392(20):2001-2012. doi: 10.1056/NEJMoa2501006.
  6. Ma X et al. Feature Tracking-Derived Global Longitudinal Strain Enhances Risk Stratification for Sudden Cardiac Death in Hypertrophic Cardiomyopathy. JACC Cardiovasc Imaging. 2025 Oct 9:S1936-878X(25)00520-0. doi: 10.1016/j.jcmg.2025.08.019. Epub ahead of print. PMID: 41074892.
  7. Wu MZ et al. Urinary tract infection and continuation of sodium-glucose cotransporter-2 inhibitors in diabetic patients. Eur Heart J. 2025 Oct 17:ehaf788. doi: 10.1093/eurheartj/ehaf788. Epub ahead of print. PMID: 41104542.
  8. Cortese B et al. MUS.E I RCT: Music therapy effects on the cardiovascular system during percutaneous coronary interventions. TCT 2025. October 25, 2025. San Francisco, CA..

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