Bis Februar 2025 wurden im G-CAR 1.894 Patienten aus 23 Zentren erfasst (durchschnittlich 66 Jahre, 74 % Männer). Häufige Vorerkrankungen waren Myokardinfarkt (15 %), Schlaganfall (7,6 %) und periphere arterielle Verschlusskrankheit (8,2 %). Insgesamt überlebten 447 Personen mindestens 6 Monate und 438 Personen mindestens 1 Jahr. In die Nachuntersuchungen gingen 321 (6 Monate) bzw. 243 (12 Monate) Personen ein, die standardisierte Fragebögen zu Kognition, Lebensqualität, Angst und Depression, sozialer Reintegration und posttraumatischen Symptomen beantworteten.
Die Ergebnisse zeigten: Rund zwei Drittel hatten keine wesentlichen kognitiven Defizite, über 75 % der Personen berichteten über eine gute Lebensqualität. Einschränkungen traten am ehesten bei Alltagsaktivitäten und Schmerzen auf, Probleme bei der Selbstversorgung waren selten. Angstsymptome wurden bei 13–15 %, depressive Symptome bei 12–13 % festgestellt; weitere 20 % lagen im Grenzbereich. Die soziale Reintegration war im Durchschnitt gut. Posttraumatische Symptome blieben unterhalb des Cut-offs, und zwischen 6 und 12 Monaten ergaben sich keine wesentlichen Veränderungen.
Bei der Interpretation der Ergebnisse sind aber auch Limitationen zu berücksichtigen, wie die Referentin anmerkte. Die Rekrutierung erfolgte überwiegend in großen Tertiärzentren mit besonderer Expertise in Reanimation und Postreanimationsmedizin, sodass Patientinnen und Patienten aus kleineren Häusern oder ländlichen Regionen nicht in gleicher Weise repräsentiert sind. Etwa die Hälfte der eingeschlossenen Fälle wies initial einen schockbaren Rhythmus auf, ein Faktor, der bekanntermaßen mit einer günstigeren Prognose verbunden ist und die Ergebnisse positiv beeinflusst haben dürfte. Zudem gingen in die Nachbeobachtung naturgemäß nur diejenigen ein, die die ersten Monate überlebt hatten. Damit werden vor allem vergleichsweise stabile Überlebende abgebildet, während schwerer Betroffene möglicherweise nicht erfasst wurden. Die Ergebnisse beruhen auf Selbstangaben in standardisierten Fragebögen. Diese sind zwar etablierte Instrumente, erfassen die komplexe psychosoziale Belastung nach einem Herzstillstand wahrscheinlich jedoch nur eingeschränkt. Objektive neuropsychologische Testungen oder klinische Interviews wären eine wertvolle Ergänzung.
Neben diesen methodischen Aspekten könnten auch psychologische Faktoren zu den günstigen Ergebnissen beigetragen haben. Manche Überlebende entwickeln nach einem so einschneidenden Ereignis eine besondere Resilienz oder erleben den Herzstillstand als „zweite Chance“, wie das Forscherteam ausführt. Dieses als posttraumatisches Wachstum beschriebene Phänomen kann mit einer veränderten Lebensperspektive und verbessertem seelischen Befinden einhergehen und könnte die positive Einschätzung der Lebensqualität nach OHCA teilweise erklären. Psychologische Resilienz rückt zudem zunehmend in den Fokus bei kardiovaskulären Erkrankungen und zeigt dort einen günstigen Einfluss.2
Darüber hinaus wurden relevante Einflussgrößen wie Dauer der Reanimation, Hypothermiebehandlung, Einsatz von eCPR oder neuroprotektive Maßnahmen nicht differenziert berücksichtigt, obwohl sie die Prognose wesentlich beeinflussen können. Ebenso fehlen Angaben zu psychosozialen Kontextfaktoren wie sozialem Status, familiärer Unterstützung oder beruflicher Reintegration, die für die langfristige Lebensqualität nach OHCA eine zentrale Rolle spielen. Schließlich ist die Nachbeobachtung bislang auf ein Jahr begrenzt, sodass unklar bleibt, ob die beobachtete Stabilität auch langfristig anhält.
Patientinnen und Patienten mit außerklinischem Herzstillstand in Deutschland, die die Akutphase überleben (ca. 25 %), gewinnen eine relativ gute Lebensqualität zurück und integrieren sich wieder gut ins soziale Leben. Als ermutigende zentrale Botschaft formuliert das Forschungsteam: „It is well worth fighting for these patients!“ Gleichzeitig begründen offen gebliebene Fragen zu Langzeitverläufen, psychosozialen Kontextfaktoren und neuropsychologischen Aspekten weiteren Forschungsbedarf.
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