Bei Patientinnen und Patienten mit asymptomatischer, hochgradiger Aortenstenose (AS) ist das optimale Timing für einen Klappenersatz umstritten. Zuvor hatte die EARLY-TAVR-Studie mit 901 asymptomatischen Patientinnen und Patienten mit hochgradiger AS aus 75 Zentren ergeben, dass die frühzeitige TAVI im Vergleich zu einer abwartenden Strategie die Prognose signifikant verbesserte.2
In einer neuen Subanalyse der EARLY TAVR wurde überprüft, ob die Vorteile der frühen TAVI auch unabhängig vom Ausmaß der Herzschädigung bestehen bleiben.
In die Subanalyse gingen Daten von 538 Patienten aus der EARLY-TAVR-Studie ein, für die echokardiographische Daten über mindestens 2 Jahre vorlagen. Bei Studienbeginn wiesen insgesamt 85,6 % der Patientinnen und Patienten eine Herzschädigung auf: 19,6 % Stadium 1, 62,2 % Stadium 2 und 3,8 % Stadium 3/4. Das Ausmaß der Herzschädigungen war in beiden Gruppen (TAVI- und Kontroll-Arm) vergleichbar (p= 0,39).
Während der medianen Follow-up-Dauer über 3,8 Jahre stiegen die Raten des primären Endpunkts (Tod, Schlaganfall oder ungeplante kardiovaskuläre Hospitalisierungen) bei zunehmender Ausgangsschädigung des Herzens an: 26,1 % keine Schädigung, 37,4 % Stadium 1, 46,7 % Stadium 2 und 44,5 % Stadium 3/4 (p=0,06).
Bei Patientinnen und Patienten, die sich einer frühen TAVI unterzogen, traten Verbesserungen der Herzschäden in einem Zeitraum über 2 Jahre häufiger auf (24,1 % vs. 17,7 %) und Verschlechterung kamen seltener vor (14,1 % vs. 23,7 %; jeweils p=0,01).
Wie in der Hauptstudie zuvor beschrieben, senkte die TAVI das Risiko für den primären Endpunkt über das gesamte Spektrum der Herzschäden hinweg. Insgesamt unterzogen sich 312 Patientinnen und Patienten aus dem Kontrollarm einer TAVI während des Follow-ups (im Median 11,3 Monate nach der Randomisierung). Zum Zeitpunkt der Konversion hatten jeweils 33,3 %, 36,6 %, 42,0 % bzw. 50,0 % der Patienten mit Herzschäden im Ausgangsstadium 0, 1, 2 bzw. 3/4 ein akutes Klappensyndrom.
Die vorliegende Subgruppenanalyse zeigte zum einen, dass die eingeschlossenen Patientinnen und Patienten trotz Beschwerdefreiheit zu einem hohen Anteil Herzschädigungen aufwiesen und zum anderen, dass die frühzeitige TAVI die Prognose verbesserte, und zwar über das gesamte Spektrum von Herzschäden hinweg.
Die Tatsache, dass trotz Beschwerdefreiheit bei Patientinnen und Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose bereits bei 85 % eine kardiale Schädigung vorliegt, ist überraschend. Eine frühzeitige Therapie auch bei asymptomatischen Patienten wird hierdurch noch bekräftigt. Darüber hinaus ist möglicherweise auch eine konsequente medikamentöse Therapie entscheidend, um ein positives Remodeling und eine Reduktion der kardialen Schädigung im Verlauf zu erzielen.