Die optimale Behandlung von Patientinnen und Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) und symptomatischer hochgradiger Aortenklappenstenose (AS), die für eine TAVI in Frage kommen, bleibt unklar. Jüngste Studien zum Vergleich der PCI gegenüber einer konservativen Behandlung bei KHK-Patientinnen und -Patienten, die sich einer TAVI unterzogen, lieferten widersprüchliche Ergebnisse.
In der FAITAVI-Studie wurde untersucht werden, ob eine FFR-gesteuerte PCI gegenüber einer Angiographie-gesteuerten PCI bei stabilen Patientinnen und Patienten mit KHK und TAVI-Indikation mit einer besseren Prognose über einen Beobachtungszeitraum von 12 Monaten verbunden ist.
In die Studie wurden 320 Patientinnen und Patienten eingeschlossen und 1:1 zur FFR- oder Angiographie-gesteuerten PCI randomisiert. Die Baseline-Charakteristika beider Gruppen waren vergleichbar (mittlere Alter 86 Jahre und medianer SYNTAX-Score 7). Im Angiographie-Arm wurden alle Läsionen ≥50 % in einem Gefäß >2,5 mm behandelt und im FFR-Arm alle Läsionen mit FFR ≤0,80 (Läsionen mit FFR>0,85 wurden zurückgestellt). Für FFR-Werte zwischen 0,81 bis 0,85 wurde eine Wiederholung der Messung nach der TAVI-Implantation empfohlen, da sich die FFR nach der Klappenimplantation verändern kann.
Die PCI wurde jeweils in der FFR- und Angiographie-Gruppe entweder gleichzeitig mit der TAVI durchgeführt (42 % bzw. 40 % vor der TAVI und 18 % bzw. 24 % nach der TAVI) oder nacheinander in 2 separaten Prozeduren (16 % bzw. 12 % vor der TAVI und 24 % nach der TAVI in beiden Gruppen).
Der primäre Endpunkt MACCE (Major Adverse Cardiac and Cerebrovascular Events) während der 12-monatigen Follow-up-Dauer favorisierte die FFR-gesteuerte PCI: MACCE-Ereignisse traten seltener in der FFR-Gruppe auf: 14 (8,5 %) vs. 25 (16,0 %). Dieser Unterschied war vor allem auf die Gesamtmortalität (2,4 % vs. 7,7 %) und ischämiebedingten Zielgefäßrevaskularisierungen (0 vs. 3 Fälle) zurückzuführen.
Die Daten der FAITAVI-Studie weisen darauf hin, dass die FFR-gesteuerte gegenüber der Angiographie-gesteuerten PCI mit besseren Outcomes verbunden sein könnte - allerdings bei einem hochbetagten Patientenkollektiv und einer relativ kurzen Beobachtungsdauer von 12 Monaten.
Nach der NOTION-3-Studie, die einen Vorteil der Revaskularisation (FFR-gestützt bei intermediären Läsionen) gegenüber einem konservativen Procedere gezeigt hat, bestätigt die FAITAVI-Studie den Wert der FFR zur Beurteilung der hämodynamischen Relevanz von epikardialen Stenosen bei Patientinnen und Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose.