Ein stummer Herzinfarkt zeichnet sich dadurch aus, dass die klassischen Symptome wie heftiger Brustschmerz oder Atemnot fehlen. Trotzdem wird das Herz durch eine Verstopfung der Herzkranzgefäße nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was zu Schäden am Herzmuskel führt. „Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Personen mit Bluthochdruck oder mit Diabetes, da bei ihnen die autonomen Nerven, die für die Schmerzübertragung zuständig sind, bereits geschädigt sein können“, sagt Prof. Dr. med. Thomas Klingenheben, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologe in Bonn sowie Herausgeber für den Bereich Patienten & Interessierte auf Herzmedizin.de. „In solchen Fällen kann das Schmerzempfinden deutlich reduziert sein und Symptome nicht oder zu spät wahrgenommen werden.“ Bei Frauen – häufiger als bei Männern –, würden auch manchmal atypische Symptome des Infarktes, wie Rücken- oder Schulterschmerzen, vorkommen.
„Trotz des Fehlens typischer Schmerzen gibt es einige subtile Anzeichen, die auf einen stummen Herzinfarkt hindeuten können“, so Prof. med. Klingenheben. Dazu gehören:
- Ungewöhnliche Müdigkeit oder Schwäche
- Atemnot ohne körperliche Anstrengung
- Übelkeit, Schwindel oder leichtes Unwohlsein
- Schwitzen ohne offensichtlichen Grund
- Druckgefühl im Oberbauch, Nacken oder Rücken
Diese Symptome sind oft unspezifisch und können leicht übersehen oder anderen Ursachen zugeschrieben werden. Besonders bei Menschen, die zur Risikogruppe gehören, sollten solche Anzeichen ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden, so Prof. med. Klingenheben.
„Die Behandlung der koronaren Herzkrankheit und aller Risikofaktoren erfolgt wie beim symptomatischen Infarkt gemäß den geltenden Leitlinien“, so Prof. med Klingenheben. Die Behandlung des Stummen Infarktes könne hinsichtlich der Katheterintervention allerdings dann etwas komplexer sein, wenn der Infarkt und der zugrundeliegende Koronargefäßverschluß lange (Monate) zurückliege. „Denn dann ist der Verschluss chronisch; und manchmal nur langwierig sowie mit speziellem Kathetermaterial wieder zu eröffnen“, so Prof. med. Klingenheben. „In so einem Fall sollte zuvor geprüft werden, inwiefern noch vitales Herzmuskelgewebe im Areal des Infarktgefäßes vorliege, damit eine späte Wiedereröffnung überhaupt sinnvoll ist.“
Ein stummer Herzinfarkt bleibt oft lange unbemerkt, was die Gefahr von Komplikationen erheblich erhöht. Zu den möglichen Folgen gehören:
- Herzinsuffizienz: Durch den Infarkt wird das Herz dauerhaft geschädigt, was seine Pumpleistung beeinträchtigen kann. Dies führt zu einer chronischen Herzschwäche, die die Lebensqualität erheblich mindert.
- Herzrhythmusstörungen: Geschädigtes Herzgewebe kann zu unregelmäßigen Herzschlägen führen, was das Risiko für einen plötzlichen Herztod erhöht.
- Wiederholte Herzinfarkte: Wer einen unentdeckten Herzinfarkt erlitten hat, hat ein erhöhtes Risiko für weitere Infarkte, da die zugrunde liegenden Gefäßprobleme bestehen bleiben.
„Eine der effektivsten Maßnahmen zur Vorbeugung eines stummen Herzinfarkts ist eine gesunde Lebensweise“, sagt Prof. med. Klingenheben. Wichtige Faktoren, die das Risiko deutlich senken können, sind:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, fettarme Ernährung kann helfen, Ablagerungen in den Gefäßen zu verhindern.
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität stärkt das Herz und verbessert die Durchblutung.
- Raucherentwöhnung: Rauchen schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich.
- Stressreduktion: Chronischer Stress kann das Herz belasten und sollte durch Entspannungsmethoden wie Yoga oder Meditation reduziert werden.