Studien kompakt

 

Kurz und knapp informiert – dieses Mal geht es um das epigenetische Gedächtnis von Fettzellen, Abelacimab zur Schlaganfallprophylaxe bei VHF, Vergleich von verschiedenen Trainingsarten, Nahrungsergänzungsmittel für Herzinsuffizienz bei Amazon und den Zusammenhang von GLP-1-Agonisten mit NAION.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

29.01.2025

 

Bildquelle (Bild oben): niratsn2510 / Shutterstock.com

Jojo-Effekt: Das epigenetische Gedächtnis der Fettzellen

 

Nach einer Diät ist der Frust groß, wenn die verlorenen Pfunde schnell wieder zurückkehren. Aber woran liegt das? Einer internationalen Studie mit Beteiligung der Universität Leipzig zufolge, ist die veränderte Transkription im Fettgewebe von Mäusen und Menschen daran schuld. Verantwortlich sind wiederum Epigenom-Änderungen, die in Maus-Adipozyten mit der beschleunigten Gewichtszunahme nach der Diät assoziiert waren. Laut den Forschenden sorgt das epigenetische Gedächtnis der Adipozyten dafür, dass der Körper auf eine erneute energiereiche Ernährung bestens vorbereitet ist. Das Epigenom könnte daher ein neues vielversprechendes therapeutisches Target darstellen, nicht nur für die Behandlung von Adipositas, sondern auch von anderen chronischen Krankheiten, einschließlich Suchterkrankungen.1

AZALEA-TIMI 71: Weniger Blutungen mit Abelacimab bei VHF

 

Die Studie AZALEA-TIMI 71 sorgte bereits beim AHA 2023 für Aufmerksamkeit – die Daten wurden aber erst jetzt publiziert. Die Studie mit 1.287 Personen mit VHF, die entweder Abelacimab (150 mg oder 90 mg) oder Rivaroxaban (20 mg) erhielten, wurde vorzeitig abgebrochen, da Blutungsereignisse unter Abelacimab deutlich seltener auftraten (HR 0,38 und 0,31; p<0,001 für beide Vergleiche). Unklar bleibt jedoch weiterhin, ob Abelacimab auch genauso gut vor Schlaganfällen schützt wie Rivaroxaban – das müssen zukünftig weitere Phase-3-Studien, wie LILAC-TIMI 76 klären.2

Meta-Analyse: Trainingsarten im Vergleich


In einer Meta-Analyse wurden anhand von 36 Studien die Effekte von Sport auf Lebensqualität, Schlaf und mentale Gesundheit bei Personen mit Atherosklerose untersucht und dabei verschiedene Trainingsarten (u. a. Intervalltraining, Stretching, Training mit persönlicher Anleitung oder Heimtraining) miteinander verglichen. Mit Ausnahme des Heimtrainings waren alle anderen Trainingsarten mit signifikanten Verbesserungen verbunden gegenüber keiner sportlichen Aktivität, wobei das Training unter persönlicher Anleitung am besten abschnitt. Dagegen hatte das Online-Training zu Hause keinen signifikanten Effekt, was auf mangelnde Adhärenz oder fehlende soziale Interaktionen zurückzuführen sein könnte.3

Grund für Besorgnis: Nahrungsergänzungsmittel für Herzinsuffizienz bei Amazon

 

In einer aktuellen Studie wurden Nahrungsergänzungsmittel für Herzinsuffizienz, die beim amerikanischen Online-Dienst Amazon angeboten werden, untersucht. Gefunden wurden 111 Produkte mit durchschnittlich jeweils 8,2 unterschiedlichen Inhaltsstoffen, darunter am häufigsten Co-Enzym Q10. Nur 7,2 % der Produkte enthielten eine Gebrauchsanweisung und nur 40 % Sicherheitshinweise. Die Autoren und Autorinnen äußerten sich besorgt, auch da laut anderen Studien nur rund 30 % der Personen mit kardiovaskulären Krankheiten ärztlichen Rat einholen vor der Einnahme von Supplementen.4

Bluthochdruck: Besser im Liegen statt im Sitzen messen?

 

Nächtlicher Bluthochdruck im Schlaf ist bekannterweise mit einem erhöhten Risiko für CVD und Mortalität verbunden. Anhand von Daten der ARIC-Studie (Atherosclerosis Risk in Communities) mit mehr als 11.000 Erwachsenen im mittleren Alter ohne CVD wurde nun über einen Zeitraum von 25 Jahren untersucht, ob das erhöhte Risiko auch für Bluthochdruck in der Rückenlage gilt. 16 % der Teilnehmenden wiesen nur Bluthochdruck im Liegen auf und 74 % im Liegen sowie im Sitzen. In der Rückenlage gemessener Bluthochdruck war mit einem deutlich höheren Risiko für CVD und Mortalität assoziiert als Bluthochdruck im Sitzen, und zwar unabhängig von einer Antihypertensiva-Einnahme und vom Blutdruck im Sitzen. Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren könnten mit der Liegend- anstatt der Sitzend-Messung wesentlich mehr Personen mit hohem CVD-Risiko erkannt werden.5

GLP-1-RA: EMA prüft Zusammenhang mit NAION

 

Bereits im letzten Jahr wiesen Daten einer Kohortenstudie auf einen möglichen Zusammenhang der seltenen Augenerkrankung NAION (Nichtarteriitische Anteriore Ischämische Optikusneuropathie) mit der Anwendung von GLP-1-Rezeptor-Agonisten hin. Vor kurzem wurde auch in 2 weiteren Beobachtungsstudien ein erhöhtes NAION-Risiko unter Semaglutid-haltigen Arzneimitteln beobachtet, allerdings in 2 anderen Studien wiederum nicht. Jetzt hat der Sicherheitsausschuss der EMA, PRAC (Pharmacovigilance Risk Assessment Committee) eine Überprüfung aller verfügbaren Daten zu NAION unter Semaglutid angekündigt, einschließlich klinischer Studien, Beobachtungsstudien und der gesamten medizinischen Fachliteratur.6

Referenzen

 

  1. Hinte LC et al. Adipose tissue retains an epigenetic memory of obesity after weight loss. Nature. 2024 Dec;636(8042):457-465. doi: 10.1038/s41586-024-08165-7. Epub 2024 Nov 18. PMID: 39558077; PMCID: PMC11634781.
  2. Ruff CT et al. Abelacimab versus Rivaroxaban in Patients with Atrial Fibrillation. N Engl J Med. 2025 Jan 23;392(4):361-371. doi: 10.1056/NEJMoa2406674. PMID: 39842011.
  3. Toval A et al. Exercise type and settings, quality of life, and mental health in coronary artery disease: a network meta-analysis. Eur Heart J. 2025 Jan 15:ehae870. doi: 10.1093/eurheartj/ehae870. Epub ahead of print. PMID: 39809303.
  4. Vinsdata N et al. Online Marketing of Alternative Medicine for Heart Failure: An Assessment of Amazon.com. Am J Med. 2025 Jan 2:S0002-9343(24)00844-1.
  5. Giao DM et al. Supine blood pressure and risk of cardiovascular disease and mortality. JAMA Cardiol. 2025;Epub ahead of print.
  6. https://www.ema.europa.eu/en/news/meeting-highlights-pharmacovigilance-risk-assessment-committee-prac-13-16-january-2025

Zur Übersicht: Alle News

Das könnte Sie auch interessieren

Klare Überlegenheit für TAVI+PCI

TCW-Studie: Die Ergebnisse geben Anlass, herkömmliche Behandlungspfade zu überdenken und neue Wege zu definieren. Kommentiert von Prof. T. Rudolph.

Health in All Policies verankern

Anne-Kathrin Klemm, Vorständin BKK Dachverband, über den "Sicherheitsgurt" im Gesundheitssystem und Vorbilder international.

Edoxaban als Alternative zu VKA bei biologischem Klappenersatz?

AHA-Kongress 2024 | ENBALV: Edoxaban war zwar gleichwertig zu VKA, aber dennoch erlauben diese Befunde keine definitive Aussage. Von Prof. R. Wachter.

Laden, bitte warten.
Diese Seite teilen