Studien kompakt

 

Kurz und knapp informiert: Dieses Mal geht es um die kardioprotektive Wirkung von Fischöl-Kapseln unter Dialyse, chronische Schmerzen als Hypertonie-Treiber, das Online-Tool PREVENT zur 30-Jahres-Risikovorhersage, Effekte von GLP-1-RA auf VHF bei HFpEF/HFmrEF, komplette oder Culprit-Only-Revaskularisation sowie Schlaganfall-Sekundärprävention mit Asundexian.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

26.11.2025

 

Bildquelle (Bild oben): niratsn2510 / Shutterstock.com

PISCES: Kardioprotektion durch Fischöl

 

Während bei gesunden Menschen bisher keine Evidenz für die kardioprotektive Wirkung von Fischöl nachweisbar war, könnte jedoch die Hochrisikogruppe der dialysepflichtigen Personen von den langkettigen Omega-3-Fettsäuren profitieren: In der PISCES-Studie erhielten 1.228 Dialyse-Patientinnen und -Patienten randomisiert täglich eine Kapsel entweder mit Fischöl oder mit Maisöl (Placebo-Gruppe). Das Risiko für den primären Endpunkt (Herztod, Myokardinfarkt, pAVK-bedingte Amputationen oder Schlaganfall) wurde in der Fischöl-Gruppe über 3,5 Jahre signifikant um 43 % gesenkt, sowie auch das Risiko für alle Einzelkomponenten (um 30 % bis 60 %). Die Einnahme der Fischöl-Kapseln war sicher - Blutungen traten in der Fischöl-Gruppe sogar seltener auf.1

Kohortenstudie: Chronische Schmerzen als Treiber für Hypertonie  

 

Basierend auf der UK Biobank wurden Daten von mehr als 200.000 Erwachsenen ohne Hypertonie (mittleres Alter 54 Jahre) analysiert, darunter hatten rund 40 % chronische Schmerzen (Dauer >3 Monate). Über den medianen Zeitraum von 13,5 Jahren entwickelten insgesamt rund 10 % der Personen eine Hypertonie. Chronische verbreitete Schmerzen waren mit dem höchsten Hypertonie-Risiko verbunden (HR 1,75), gefolgt von chronischen lokalen Schmerzen (HR 1,20) und akuten Schmerzen (HR 1,10). Bei chronischen lokalen Schmerzen nahm das Hypertonie-Risiko mit der Anzahl der Schmerzzonen zu. Eine wichtige vermittelnde Rolle scheinen Depressionen und Entzündungen (erhöhte CRP-Werte) zu spielen.3

PREVENT: Online-Tool für 30-Jahres-Risiko

 

Der PREVENT-Rechner wurde 2023 von der AHA entwickelt zur Verbesserung der kardiovaskulären Risiko-Einschätzung. Neben den klassischen Framingham-Risikofaktoren wurden zusätzliche Faktoren, wie Nierenfunktion, Statinverordnungen und HbA1c implementiert. Jetzt wurde das Modell erweitert durch die Analyse der Daten von 8.686 Personen der NHANES-Studie (30-59 Jahre alt), die rund 90 Mio. Erwachsene aus den USA repräsentieren sollen. Das neue Online-Tool schätzt das Risiko für ASCVD, CVD und Herzinsuffizienz über einen Zeitraum von 10 und 30 Jahren ein von Personen im Alter von 30-79 Jahren ohne bekannte CVD gegenüber Gleichaltrigen. Diese Langzeit-Vorhersage könnte bei jüngeren Erwachsenen für die Arzt-Kommunikation und bessere Wahrnehmung hilfreich sein.3

GLP1-RA: Weniger VHF bei HFpEF/HFmrEF 

 

In einer Meta-Analyse wurden 4 randomisierte Studien zum Einfluss von GLP1-RA auf VHF bei HFpEF/HFmrEF identifiziert und analysiert (SELECT, FLOW, STEP-HFpEF, STEP-HFpEF DM) mit insgesamt 3.743 Personen. Die Behandlung mit GLP1-RA reduzierte das Risiko für VHF signifikant (RR 0,54; p=0,003). Auch die sekundären Endpunkte (Körpergewicht, Blutdruck und linkes Vorhofvolumen) wurden stärker reduziert gegenüber Placebo. Obwohl VHF nicht zu den präspezifizierten Endpunkten gehörte, weisen diese Ergebnisse daraufhin, dass GLP1-RA zusätzlich zu den Effekten auf Gewicht und Hämodynamik auch rhythmusstabilisierende Eigenschaften haben könnten.4

Revaskularisation: Komplett oder Culprit-Only?

 

Zu der häufig diskutierten Frage, welche Strategie bei akutem Koronarsyndrom und Mehrgefäßerkrankung günstiger ist, wurde eine Meta-Analyse von 6 randomisierten Studien mit 8.836 Personen (mittleres Alter 65,8 Jahre und 23,6 % Frauen) durchgeführt. Über das mediane Follow-up von 36 Monaten reduzierte die komplette Revaskularisation sowohl den Komposit aus CV-Todesfällen oder Myokardinfarkten signifikant als auch die Gesamtmortalität und die kardiovaskuläre Mortalität allein. Diese Daten liefern die bislang stärkste Evidenz dafür, dass die komplette gegenüber der Culprit-Only Revaskularisation mit günstigeren Outcomes verbunden ist.5

OCEANIC-STROKE: Asundexian erfolgreich

 

Nach der großen Enttäuschung von OCEANIC-AF im letzten Jahr gab es jetzt positive Nachrichten für die Schlaganfall-Sekundärprävention mit dem Faktor-XIa-Inhibitor Asundexian: In der randomisierten Studie OCEANIC-STROKE mit 12.300 Personen mit vorhergehendem ischämischen Schlaganfall oder transienter ischämischer Attacke (TIA) senkte Asundexian (50 mg, 1 x täglich) das Schlaganfallrisiko signifikant, ohne das Risiko für schwere Blutungen zu erhöhen.6

Referenzen

  1. Lok CE et al. Fish-Oil Supplementation and Cardiovascular Events in Patients Receiving Hemodialysis. N Engl J Med. 2025 Nov 7. doi: 10.1056/NEJMoa2513032. Epub ahead of print. PMID: 41201837.
  2. Qin P et al. Chronic Pain and Hypertension and Mediation Role of Inflammation and Depression. Hypertension. 2025 Nov 17:10.1161/HYPERTENSIONAHA.125.25544. doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.125.25544. Epub ahead of print. PMID: 41243808; PMCID: PMC7618362.
  3. Krishnan V et al. Age and Sex-Specific Percentiles of 30-Year Cardiovascular Disease Risk Based on the PREVENT Equations. J Am Coll Cardiol. 2025 Nov 25;86(21):2017-2027. doi: 10.1016/j.jacc.2025.09.1509. PMID: 41260756.
  4. Ravikulan R et al. Glucagon-like peptide-1 receptor agonists reduce atrial fibrillation among patients with heart failure with preserved and mildly reduced ejection fraction - a meta-analysis of randomized controlled trials. Eur J Heart Fail. 2025 Nov 11. doi: 10.1002/ejhf.70085. Epub ahead of print. PMID: 41216984.
  5. Mehta SR et al. Complete versus culprit lesion-only revascularisation for acute myocardial infarction (Complete Revascularisation Trialists' Collaboration): an individual patient data meta-analysis of randomised trials. Lancet. 2025 Nov 9:S0140-6736(25)02170-1.
  6. https://www.bayer.com/en/us/news-stories/oceanic-stroke

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