Semaglutid überzeugt bei  Herzinsuffizienz und Adipositas

 

 

AHA-Kongress 2023 | Die kürzlich veröffentlichte STEP-HFpEF-Studie hatte bereits gezeigt, dass übergewichtige Patient:innen mit HFpEF von der Behandlung mit Semaglutid in mehrfacher Hinsicht profitierten. In einer weitergehenden Analyse wurden nun die positiven Effekte von Semaglutid näher beleuchtet. Die Ergebnisse stellte der Studienleiter, Mikhail N. Kosiborod, in einer Late-Breaking Science Session auf dem AHA-Kongress vor.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

15.11.2023

 

Bildquelle (Bild oben): AevanStock / Shutterstock.com

 

Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF; Heart Failure with preserved Ejection Fraction) macht den größten Anteil an HF-Erkrankungen in der Bevölkerung aus. Dennoch gibt es derzeit nur wenige wirksame Therapieoptionen. Über 50 % der HFpEF-Patient:innen leiden zusätzlich unter Übergewicht oder Adipositas, was mit besonders schwerer Symptomatik und körperlichen Einschränkungen sowie mit einer ungünstigen Hämodynamik einhergeht.

STEP-HFpEF: Doppelte Wirksamkeit von Semaglutid

 

In die STEP-HFpEF-Studie wurden 529 Patient:innen mit symptomatischer HF, EF > 45 % und BMI > 30 kg/m2 in die Behandlungsgruppen Semaglutid (2,4 mg, 1 x wöchentlich) oder Placebo randomisiert und über 52 Wochen beobachtet. Primäre Endpunkte waren die Veränderung der Symptomatik (KCCQ-CSS; Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire Clinical Summary Score) und des Körpergewichts. Konfirmatorische sekundäre Endpunkte waren die Veränderung der 6-Minuten-Gehstrecke (6MWD), ein hierarchisch zusammengesetzter Endpunkt (Tod, HF-Ereignisse, KCCQ-CSS und 6MWD) sowie die Veränderung des C-reaktiven Proteins (cRP).1

 

Die Ergebnisse von STEP-HFpEF überzeugten: Semaglutid ließ bei den übergewichtigen HFpEF-Patient:innen nicht nur die Pfunde purzeln, sondern verbesserte auch Symptome, körperliche Einschränkungen und Leistungsfähigkeit. Zusätzlich wurden auch die Marker für Entzündungen (cRP) und für kardiale Insuffizienz (NTproBNP) reduziert.1

Analyse der positiven Effekte von Semaglutid

 

In der auf dem AHA-Kongress vorgestellten und zeitgleich publizierten präspezifizierten Analyse der STEP-HFpEF-Studie wurden die positiven Effekte von Semaglutid genauer untersucht.2,3 Es wurden 2 Hauptziele definiert:

 

  1. Untersuchung der Effekte von Semaglutid stratifiziert nach dem Gesundheitsstatus zur Baseline (KCCQ-CSS)
  2. Untersuchung der Effekte von Semaglutid in allen wichtigen KCCQ-Domänen einschließlich der Einzel- und Summenscores

 

Die Patient:innen wurden nach den KCCQ-CSS-Baseline-Werten in folgende Tertile stratifiziert: ≤ 48,4; > 48,4 bis ≤ 66,7 und > 66,7.

Die Subgruppenanalyse ergab, dass Semaglutid unabhängig vom Gesundheitstatus zu Studienbeginn die Symptome verbesserte sowie das Körpergewicht reduzierte (jeweils p = 0,28 und p = 0,29 für den Vergleich der Tertile). Ebenso wurden auch die konfirmatorischen sekundären und explorativen Endpunkte in allen 3 Tertilen ohne signifikante Unterschiede verbessert (jeweils p > 0,1 für den Vergleich der Tertile).

Die positiven Effekte von Semaglutid gegenüber Placebo wurden ebenfalls für alle wichtigen KCCQ-Domänen (als Einzel- oder Summenscores) nachgewiesen (jeweils p < 0,001 für den Vergleich zu Placebo).

Fazit

 

Unabhängig vom Gesundheitsstatus zu Studienbeginn führte Semaglutid bei Patient:innen mit HFpEF und Adipositas zu deutlichen Verbesserungen der Symptome, körperlichen Einschränkungen und Leistungsfähigkeit sowie zur Verringerung von Entzündungen und Körpergewicht. Die positiven Effekte von Semaglutid zeigten sich in allen wichtigen KCCQ-Domänen, die Symptome, körperliche und soziale Einschränkungen sowie Lebensqualität umfassen.

 

Insgesamt bestätigte diese Analyse, dass Semaglutid eine neue wertvolle Therapieoption darstellt für die Behandlung von Patientent:innen mit HFpEF und Übergewicht.

Referenzen

 

  1. Kosiborod MN et al. Semaglutide in Patients with Heart Failure with Preserved Ejection Fraction and Obesity. N Engl J Med. 2023;389(12):1069-1084.
  2. Kosiborod MN. Apixaban for the Prevention of Stroke in Patients With Subclinical Atrial Fibrillation. Late-Breaking Science: Shocking Decisions in AFib Care. AHA Scientific Sessions 2023, Philadelphia 11.-13. November
  3. Kosiborod MN et al. Effects of Semaglutide on Symptoms, Function, and Quality of Life in Patients with Heart Failure with Preserved Ejection Fraction and Obesity: A Prespecified Analysis of the STEP-HFpEF Trial. Circulation. 2023. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.123.067505. Epub ahead of print. PMID: 37952180.

Weiterführende Links

Das könnte Sie auch interessieren

Medikamenten-Adhärenz: Wie effektiv sind Textnachrichten?

Ob Erinnerungs-SMS helfen können, die Einnahmetreue bei Medikamenten zu verbessern, untersuchte eine aktuelle Studie. Prof. Ulrich Laufs kommentiert.

Neue AHA-Leitlinie pAVK

AHA-Kongress 2024 | Guidelines: Die AHA/ACC-Guideline PAD (Peripheral Artery Disease) aus dem Jahr 2016 wurde aktualisiert. Kommentiert von Prof. C. Rammos.

Basic Science im Interview

Modelle des menschlichen Herzmuskels in der funktionellen medizinischen Forschung: Chancen und Herausforderungen. Mit Prof. P. Kohl.

Laden, bitte warten.
Diese Seite teilen