Bluthochdruck ist eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems. Das Herz pumpt bei jedem Herzschlag Blut in die Gefäße, wobei Druck entsteht. Ist dieser Druck im Gefäßsystem dauerhaft erhöht, spricht man von Bluthochdruck beziehungsweise arterieller Hypertonie.
Ab welchem Wert wird von Bluthochdruck gesprochen?
Beim Messen des Blutdrucks unterscheidet man zwischen zwei Werten:
Der Blutdruck wird in mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule) angegeben. Als optimale Werte gelten weniger als 120 mmHg systolisch und weniger als 80 mmHg diastolisch – kurz: 120 zu 80.
Nach den aktuellen Leitlinien der Europäische Fachgesellschaft für Kardiologie (ESC) wird der Blutdruck in drei Kategorien unterteilt:
Warum ist hoher Blutdruck gefährlich?
Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck schädigt wichtige Organe wie das Herz und die Herzkranzgefäße, andere Blutgefäße, das Gehirn, die Augen und die Nieren. Unbehandelt kann Bluthochdruck auf Dauer lebensbedrohliche Folgen haben. Daher ist es besonders wichtig, Risikofaktoren zu erkennen und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Diese schwerwiegenden Folgeschäden können durch Bluthochdruck ausgelöst werden:
- Herz: Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder Herzinfarkt
- Gehirn: Schlaganfall, Demenz
- Nieren: Niereninsuffizienz bis hin zum Nierenversagen
- Augen: Schädigungen der Netzhaut
Durch welche Ursachen entsteht Bluthochdruck?
Die genauen Ursachen von Bluthochdruck sind bis heute nicht vollständig erforscht. Im Wesentlichen unterscheiden Ärztinnen und Ärzte zwei Grundformen des Bluthochdrucks: die primäre (essentielle) und die sekundäre Hypertonie.
Primäre Hypertonie
Hier lassen sich keine spezifischen Grunderkrankungen als Ursache feststellen. Verschiedene Risikofaktoren sowie genetische Veranlagungen spielen jedoch eine Rolle. Dazu zählen zum Beispiel eine familiäre Neigung zu hohem Blutdruck, Bewegungsmangel, Stress, hoher Salzkonsum, hoher Alkoholkonsum, eine niedrige Kaliumzufuhr, Rauchen und ein höheres Alter (Männer ≥ 55 Jahre, Frauen ≥ 65 Jahre; bei Frauen tritt Bluthochdruck nach den Wechseljahren gehäuft auf).
Überdurchschnittlich oft tritt die primäre Hypertonie gemeinsam mit Übergewicht (Body-Mass-Index > 25), Typ-2-Diabetes oder erhöhten Blutfettwerten auf.
Sekundäre Hypertonie
Von einer sekundären Hypertonie spricht man, wenn organische Erkrankungen für den hohen Blutdruck verantwortlich sind. Das können beispielsweise Nierenerkrankungen, Hormonstörungen oder andere Stoffwechselstörungen sein. In solchen Fällen sollte zunächst die Grunderkrankung behandelt werden, was oft auch den Blutdruck verbessert. Gegebenenfalls ist jedoch auch nach Behandlung der Ursache weiterhin eine Blutdrucktherapie nötig.
An welchen Symptomen lässt sich Bluthochdruck erkennen?
Bluthochdruck wird oft als „stiller Killer“ bezeichnet, da er zunächst kaum Beschwerden verursacht. Eine Hypertonie bleibt daher häufig lange unbemerkt. Jedoch treten oftmals Beschwerden auf, die auf Bluthochdruck hindeuten können:
Bei stark erhöhtem Blutdruck können zusätzlich folgende Symptome auftreten:
Treten genannte Symptome häufiger auf, sollte auf jeden Fall eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Ein einmalig erhöhter Wert bedeutet nicht gleich Bluthochdruck – aber regelmäßiges Blutdruckmessen ist wichtig, um Klarheit zu schaffen.
Wie wird Bluthochdruck festgestellt?
Um eine Hypertonie festzustellen, müssen mehrere Messungen durchgeführt werden. Außerdem berücksichtigt die Ärztin oder der Arzt die Werte, die ein Patient oder eine Patientin eventuell schon selbst zuhause gemessen hat. Die Blutdruckmessung zu Hause sollte mit einem halbautomatischen, geprüften Blutdruckmessgerät über drei Tage durchgeführt werden. Noch besser ist ein Messen über sechs bis sieben aufeinanderfolgende Tage vor jedem Praxisbesuch. Der Blutdruck sollte morgens und abends in einem ruhigen Zimmer nach fünfminütiger Ruhe gemessen werden, und das sitzend auf einem Stuhl mit Rückenlehne und unterstütztem Arm. Bei jeder Messung sollten zwei Messungen in ein bis zwei Minuten Abstand vorgenommen werden.
Zusätzlich kann die Ärztin oder der Arzt eine 24-Stunden-Blutdruckmessung durchführen. Alle Werte zusammen zeigen dann, ob eine Hypertonie vorhanden und wie schwer sie ausgeprägt ist. Liegen an mindestens zwei bis drei verschiedenen Tagen in der Arztpraxis Werte von ≥ 140/90 mmHg vor, spricht man von einer bestätigten Hypertonie (bei sehr stark erhöhten Werten ≥ 180/110 mmHg genügt oft schon eine Messung).
Mit welcher Therapie wird Bluthochdruck behandelt?
Eine Umstellung auf einen gesunden Lebensstil ist die erste blutdrucksenkende Maßnahme und grundsätzlich sinnvoll. Dazu gehören etwa eine Ernährungsanpassung und regelmäßige Bewegung. In vielen Fällen reichen Lebensstiländerungen allein jedoch nicht aus. Die wichtigste Behandlung von Bluthochdruck ist dann die medikamentöse Therapie mit blutdrucksenkenden Medikamenten (Antihypertensiva). Diese Medikamente senken den Blutdruck zuverlässig, können eine Hypertonie aber nicht heilen. Deshalb müssen Betroffene die Medikamente in den meisten Fällen lebenslang einnehmen. Ein dauerhaft gesunder Lebensstil kann in manchen Fällen so stark unterstützen, dass geringere Mengen der Medikamente eingenommen werden müssen.
Die Auswahl der Medikamente sollte immer durch eine Ärztin oder einen Arzt erfolgen. Dabei gibt es fünf Hauptgruppen an Medikamenten, die bevorzugt zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt werden:
Oft wird heute von Anfang an mit einer Kombination aus zwei Medikamenten in niedriger Dosierung gestartet, um schneller eine Wirkung zu erzielen. Zeigt diese Kombination nicht genug Erfolg, kann die Therapie auf drei Wirkstoffe erweitert und deren Dosierung bei Bedarf erhöht werden. Betablocker werden ergänzend gegeben, wenn eine bestimmte Indikation vorliegt (z. B. Angina pectoris, nach Herzinfarkt oder bei bestimmten Herzrhythmusstörungen).
Wann sind blutdrucksenkende Medikamente erforderlich?
Nach aktuellen europäischen Leitlinien (ESC 2024) sollen alle Patientinnen und Patienten mit anhaltend hohem Blutdruck (Hypertonie ≥ 140/90 mmHg) medikamentös behandelt werden. Bei Werten darunter – im Bereich des erhöhten Blutdrucks – hängt das Vorgehen von den individuellen Risikofaktoren ab:
Welcher Zielblutdruck soll erreicht werden?
Das Behandlungsziel besteht heute meist darin, den Blutdruck auf Werte unter 130/80 mmHg zu senken. Idealerweise liegt der systolische Wert nach Therapie im Bereich von 120–129 mmHg. Dieses Ziel sollte innerhalb von etwa drei Monaten durch Lebensstiländerungen und/oder Medikamenten erreicht werden.
Falls der Wert nicht ganz erreicht werden kann, gilt das pragmatische ALARA-Prinzip (As Low As Reasonably Achievable): Der Blutdruck sollte dann so niedrig wie vernünftigerweise machbar eingestellt werden. Für ältere oder gebrechliche Patientinnen und Patienten werden etwas weniger strenge Ziele empfohlen: Bei über 85-Jährigen genügen oft systolische Werte um 140 mmHg, sofern niedrigere Werte nicht gut vertragen werden. Wichtig ist immer, dass die Behandlung an die individuelle Situation angepasst wird und gut verträglich ist.
Wie lässt sich Bluthochdruck vorbeugen oder verbessern?
Ein gesunder Lebensstil ist das A und O, um hohen Blutdruck zu vermeiden oder zu senken. Schon relativ kleine Anpassungen im Alltag können viel bewirken – teils lassen sich dadurch sogar Medikamente einsparen oder eine beginnende Hypertonie ohne Tabletten in den Griff bekommen. Allerdings sollte man eine notwendige medikamentöse Therapie nicht unnötig hinauszögern. Die 2024 aktualisierten ESC-Leitlinien betonen den Stellenwert von Lebensstiländerungen jetzt noch stärker und geben konkrete Empfehlungen.
Worauf Sie besonders achten sollten:
Gesunde Ernährung mit viel Kalium: Eine mediterrane oder DASH-Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Fisch wirkt blutdrucksenkend. Frisches Obst und Gemüse liefert reichlich Kalium, das den Blutdruck positiv beeinflussen kann. Eine kaliumreiche Kost – z. B. auch durch Verwendung von kaliumreichem Mineralsalz anstelle von normalem Kochsalz – wird heute ausdrücklich empfohlen.
Gewicht reduzieren: Falls Übergewicht vorliegt, ist Abnehmen sehr effektiv. Schon 5–10 kg Gewichtsabnahme können den Blutdruck signifikant senken. Für Frauen und Männer wird ein BMI zwischen 20 und 25 angestrebt. Ein gesundes Gewicht verbessert zudem Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Herzschwäche.
Weniger Salz: Ein hoher Salzkonsum trägt zu Bluthochdruck bei. Die Aufnahme von Kochsalz sollte auf unter fünf Gramm pro Tag gesenkt werden (das entspricht etwa einem Teelöffel). Schon 2,5 Gramm weniger Salz pro Tag können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um ca. 25 Prozent reduzieren. Die neuen ESC-Leitlinien empfehlen sogar, die Natrium-Aufnahme auf etwa zwei Gramm zu begrenzen. Achten Sie daher auf verstecktes Salz in verarbeiteten Lebensmitteln und würzen Sie lieber mit Kräutern.
Weniger Alkohol: Hoher Alkoholkonsum kann den Blutdruck steigern und das Schlaganfallrisiko erhöhen. Die Alkoholmenge sollte daher eingeschränkt werden. Männern wird maximal 100 Gramm Alkohol pro Woche empfohlen, Frauen höchstens 50 Gramm (das entspricht etwa acht Gläsern Wein à 125 ml für Männer, bei Frauen entsprechend weniger). Eine Reduktion des Alkohols kann den Blutdruck um 2–4 mmHg senken.
Zusammenfassend gilt: Bluthochdruck kann heute sehr gut behandelt werden. Durch Änderungen des Lebensstils und – falls nötig – moderne Medikamente lässt sich der Blutdruck in den allermeisten Fällen in einen sicheren Bereich bringen. Die aktuellen ESC-Leitlinien empfehlen dabei ein früheres und konsequenteres Eingreifen als früher, um Folgeschäden vorzubeugen. Wichtig ist, gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen und diesen konsequent einzuhalten. So lassen sich die Risiken durch Bluthochdruck deutlich reduzieren und die Lebensqualität erhalten.