Impfstoffe mit Spritze, Fläschchen auf gelbem internationalen Impfzertifikat , Bildquelle: ©Adobe Stock/peterschreiber.media
Impfstoffe mit Spritze, Fläschchen auf gelbem internationalen Impfzertifikat , Bildquelle: ©Adobe Stock/peterschreiber.media

Impfen trotz Herzkrankheit: Was der Kardiologe seiner Familie raten würde

Viele Herzkranke sind unsicher, ob sie sich impfen lassen sollen. Am liebsten würden sie jemanden aus der Familie fragen, der sich damit auskennt. Der Bonner Kardiologe Prof. Dr. Thomas Klingenheben, erklärt, warum Impfungen für Herzpatientinnen und Herzpatienten unverzichtbar sind und verrät, was er was er einem Familienangehörigen mit Herzerkrankung empfehlen würde.

Von Daniela Goldscheck
 

23.07.2025


Bildquelle (Bild oben): ©Adobe Stock/peterschreiber.media

Herzpatientinnen und Herzpatienten fragen sich häufig, wie sie sich wirksam vor Atemwegsinfektionen schützen können. Viele würden sich eine individuelle Impfberatung wünschen. Prof. Dr. Thomas Klingenheben, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, kennt die Fragen seiner Patientinnen und Patienten und erklärt, was er einem Familienangehörigen in Sachen Impfschutz ans Herz legen würde.

 

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Impfungen sind für Menschen mit Herzerkrankung ein wichtiger Schutz vor schweren Infektionen und verringern das Risiko für Komplikationen wie Herzinfarkt.
  • Besonders empfohlen sind Impfungen gegen Grippe (Influenza), COVID-19, Pneumokokken, Herpes Zoster (Gürtelrose) und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV).
  • Menschen mit koronarer Herzkrankheit, nach einem Herzinfarkt, mit Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder nach Herztransplantation profitieren besonders von einem vollständigen Impfschutz.

 

 

 

Haben Sie Patientinnen und Patienten schon immer zum Impfen geraten?

Zu Beginn meiner Ausbildung stand dieses Spezialthema‘ nicht im Vordergrund. Zwar wussten wir, dass Viren eine Myokarditis – also eine Herzmuskelentzündung – auslösen. Auch setzte sich die Erkenntnis durch, dass Arteriosklerose, die Verkalkung und Verengung der arteriellen Blutgefäße, immer auch mit Entzündungsprozessen in den Gefäßen verbunden ist – und dass Infektionen im Körper diese Entzündungen verstärken und so zum Beispiel einen Herzinfarkt begünstigen können.

 

In den vergangenen Jahren konnte klar gezeigt werden: Wer Atemwegsinfektionen durch gezielte Impfungen vermeidet, schützt damit auch seine Herzgesundheit. Ganz besondere praktische Bedeutung hat das in den großen Grippewellen und nicht zuletzt in der COVID-19-Pandemie erlangt.

 

Zum Experten

Prof. Dr. Thomas Klingenheben

Prof. Dr. Thomas Klingenheben, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie in Bonn. 

Prof. Dr. med. Thomas Klingenheben ist Kardiologe in Bonn.
Bildquelle: ©privat

 

 

Gibt es eine Patientengruppe, mit denen Sie Impfungen besonders intensiv besprechen?

In der Niederlassung vertrete ich die ganze Breite des kardiologischen Fachgebietes. Und alle Menschen mit koronarer Herzkrankheit (KHK), nach Herzinfarkt, mit Herzinsuffizienz oder Rhythmusstörungen zählen zu den Risikogruppen und profitieren daher besonders von einem vollständigen Impfschutz.

 

Das gilt auch für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) oder solchen nach einer Herztransplantation. Letztere sind ganz besonders vor unnötigen Atemwegsinfektionen zu schützen und Impfen spielt hier eine absolut lebensnotwendige Rolle.

 

Wie skeptisch reagieren Patientinnen und Patienten auf das Thema Impfungen?

Zwar sind wir in der Praxis auch mit Impfskepsis konfrontiert, allerdings deutlich seltener, als man es vielleicht aufgrund von einigen medial hochgepuschten impfkritischen Debatten her erwarten würde.

 

Die meisten herzkranken Patientinnen und Patienten sind erfreulicherweise recht gut informiert. Die meisten fragen daher nach, ob und welche Impfungen für sie empfohlen sind. Viele kennen allerdings die expliziten Impfempfehlungen nicht unbedingt im Detail und sind daher über zusätzliche fachärztliche Aufklärung und Beratung dankbar.

 

Welche Argumente hören Sie am häufigsten, wenn Menschen Impfungen ablehnen?

 

Es sind eher kritische Fragen aufgrund zirkulierender Impf-Mythen, aber auch aus Unkenntnis heraus, beispielsweise: ‚Verträgt mein schwaches Herz überhaupt eine Impfung?‘ oder ‚Ist Impfen nicht gefährlich für mich?‘.

 

Wie gehen Sie darauf ein, und welche Informationen helfen, um Unsicherheiten abzubauen?

Unsicherheiten und Nachfragen versuche ich durch eine möglichst verständliche Erklärung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu begegnen. Da helfen in der Regel schon einige eindrucksvolle Fakten, zum Beispiel, dass eine akute Influenza bei Menschen mit Herzerkrankungen die Gefahr eines Herzinfarkts um das Sechsfache erhöht.

 

Welche Impfungen sind Ihrer Meinung nach besonders wichtig für Menschen mit Herzerkrankung – und warum?

Besonders wichtig – und daher ja auch empfohlen – ist die Impfung gegen die saisonale Grippe, Pneumokokken und COVID-19. Ebenso kann eine Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus empfohlen werden. Auch eine Impfung gegen Herpes Zoster (HZV) kann bei Menschen über 50 Jahren mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts deutlich senken.

 

Haben Sie Patientinnen und Patienten erlebt, bei denen eine Impfung einen positiven Verlauf bewirkt hat?

Das lässt sich nur schwer beurteilen, da ein ‚positiver Verlauf‘ vor allem bedeutet, dass es dank der Impfung erst gar nicht zu einer Atemwegsinfektion kommt. Eher sind mir Negativbeispiele von Menschen, die sich nicht – oder nicht rechtzeitig – haben impfen lassen, in Erinnerung. Bei denen hat beispielsweise eine akute Grippeinfektion zu einer Verschlechterung einer Herz- oder Lungenerkrankung geführt.

 

Was würden Sie einem Familienangehörigen, der an einer Herzerkrankung leidet, zum Thema Impfen raten?

Nichts anderes, was ich auch meinen Patientinnen und Patienten rate: nämlich alle vom Robert Koch-Institut empfohlenen Impfungen durchführen zu lassen – denn diese Empfehlungen kommen nicht von ungefähr, sondern sind wissenschaftlich belegt.

 

Wie können Angehörige helfen, Patientinnen und Patienten zur Impfung zu motivieren?

Wichtig ist, dass auch Angehörige gut informiert sind, denn dann können sie dem herzkranken Familienmitglied eine gute Stütze bei seiner Entscheidungsfindung sein.

 

Wenn Sie Patientinnen und Patienten eine wichtige Botschaft zum Thema „Impfen und Herzgesundheit“ mitgeben könnten, wie würde diese lauten?

Informieren Sie sich ausführlich, am besten in Ihrer haus- oder fachärztlichen Praxis. Sinnvoll ist auch, sich über die Webseite des Robert Koch-Instituts oder auf herzmedizin.de zu informieren.

 

Das Wichtigste für Herzkranke ist: Der wirksame Schutz vor unnötigen Atemwegsinfektionen durch Impfen schützt vor Herzinfarkt und rettet Leben!

 

FAQ: Impfen trotz Herzerkrankung – Was rät der Kardiologe?

Atemwegsinfektionen wie Grippe oder Pneumokokken können das Risiko für einen Herzinfarkt deutlich erhöhen. Impfungen helfen, schwere Krankheitsverläufe zu verhindern und schützen das Herz wirksam vor zusätzlichen Belastungen.

 

Empfohlen werden vor allem die Impfungen gegen saisonale Grippe (Influenza), Pneumokokken, das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), COVID-19 sowie für über 50-Jährige gegen Herpes Zoster (Gürtelrose).

 

Alle Menschen mit koronarer Herzkrankheit (KHK), nach Herzinfarkt, mit Herzinsuffizienz, Rhythmusstörungen oder nach einer Herztransplantation zählen zu den Risikogruppen und profitieren besonders von einem vollständigen Impfschutz.

 

Angehörige sollten sich selbst umfassend informieren, die Patientin oder den Patienten begleiten, bei der Entscheidungsfindung unterstützen und gemeinsam bei Unsicherheiten ein klärendes Gespräch mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin führen.

 

Bei Sorgen hilft ein Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt. Impfreaktionen sind meist mild und vorübergehend, während die Vorteile – insbesondere der Schutz vor schweren Infektionen – deutlich überwiegen.

 

Sprechen Sie mit Ihrer Kardiologin oder Ihrem Kardiologen darüber, welche Impfungen für Sie sinnvoll sind und lassen Sie Ihren Impfstatus regelmäßig überprüfen.

 

Weitere informative und weiterführende Inhalte/Artikel rund um das Thema Herz und Impfschutz finden Sie hier.

 

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