Weltweit gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, also gravierende Störungen des Herzens und der Blutgefäße, zu den häufigsten Todesursachen. In Deutschland beträgt ihr Anteil etwa 33 Prozent. Das Statistische Bundesamt führt unter den zehn meistermittelten Todesursachen hierzulande allein fünf Herzerkrankungen auf.
Die gute Nachricht: Viele der für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wichtigsten Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Bewegungsmangel sind positiv beeinflussbar. Und bereits die rechtzeitige Kontrolle und Behandlung nur einiger dieser Risikofaktoren kann eine sehr große Anzahl kardiovaskulär (Herz und Gefäße betreffend) bedingter Todesfälle verhindern. „Wenn wir frühzeitig Patientinnen und Patienten mit einer genetischen Veranlagung für bestimmte Risikofaktoren oder einer Herzinsuffizienz erkennen, können wir gut therapieren. Die beste Vorsorge ist dabei ein Lebensstil, der Risiken wie Übergewicht oder Bluthochdruck verringert“, sagt der Bremer Kardiologe Prof. Rainer Hambrecht.
Was sind Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bestimmte erblich bedingte Vorbelastungen, Verhaltensweisen, Gewohnheiten oder andere Bedingungen, durch die sich die Wahrscheinlichkeit, eine kardiovaskuläre Problematik zu entwickeln, erhöht. Diese Faktoren lassen sich in zwei Kategorien einteilen: in beeinflussbare, also jene, die durch verändertes Verhalten reduziert oder kontrolliert werden können (modifizierbare) und nicht beeinflussbare (nicht modifizierbare), also solche, die auch durch Behandlung nicht grundlegend verändert werden können.
Egal, ob beeinflussbar oder nicht: Sind ein oder mehrere dieser Risikofaktoren vorhanden, ist die Gefahr, am Herz-Kreislauf zu erkranken, erhöht. Allerdings bedeutet es nicht, dass eine Herz-Kreislauf-Erkrankung unausweichlich ist. „Bei Patientinnen und Patienten, die eine genetische Veranlagung für bestimmte Risikofaktoren aufweisen, können wir die Diagnostik und Therapie entsprechend abstimmen und intensivieren“, so Prof. Hambrecht.
Wie lässt sich das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung beeinflussen?
Zu den wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören Bluthochdruck (Hypertonie), zu hohe Cholesterinwerte im Blut, Bewegungsmangel, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Fettstoffwechselstörungen (zum Beispiel die familiäre Hypercholesterinämie) und sehr starkes Übergewicht (Adipositas). Dazu kommen gesundheitsschädigende Verhaltensweisen wie Bewegungsmangel, Rauchen und ungesunde Ernährung – beispielsweise mit vielen verarbeiteten Lebensmitteln, zu viel rotem Fleisch und zu viel Salz.
„All diese Risikofaktoren können sowohl durch gesundheitsbewusstes Verhalten als auch medikamentöse Therapien positiv beeinflusst werden“, sagt Prof. Hambrecht. Beides bildet damit einen sehr wichtigen Grundstein für eine erfolgreiche Prävention, aber auch Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Wie gefährlich ist Bluthochdruck (Hypertonie)?
Eine unerkannte beziehungsweise unbehandelte Hypertonie mit einem dauerhaft zu hohen Blutdruck kann zu Schäden am Herzen, den Nieren, dem Gehirn und an den Gefäßen führen. Idealerweise sollte Ihr Blutdruck nicht höher als 120/80 sein. Achten Sie auf Ihr Gewicht und eine salz- und zuckerarme Ernährung.
Was macht zu hohe Cholesterinwerte zum Risiko?
Ungünstige Cholesterinwerte, also ein zu hoher Wert des sogenannten „schlechten Cholesterins“ Low Density Lipoprotein (LDL), beschleunigen die Ablagerung von Cholesterin in den Blutgefäßwänden. Diese Ablagerungen (Plaques) verengen die Gefäße (Arteriosklerose) und können sie im Laufe der Zeit verschließen.
Ebenso wichtig wie die Kontrolle des LDL ist die des Lipoprotein (a). „Der Wert des Lipoproteins (a) sollte möglichst bei jedem einmal im Leben bestimmt werden, denn wer einen erhöhten Spiegel hat, kann eine arterielle Gefäßerkrankung entwickeln“, sagt Prof. Hambrecht. Das Lipoprotein (a) ist ein Eiweißkörper, der Cholesterin – so wie das LDL – im Blut transportiert.
Warum ist Diabetes ein Risikofaktor?
Hohe Blutzuckerwerte fördern Entzündungsreaktionen im Körper und stören bestimmte Vorgänge im Stoffwechsel des Herzens. So beschleunigt ein chronisch hoher Blutzucker die Schädigung von Gefäßen (Arteriosklerose) und führt zu einer Verschlechterung der Pumpleistung des Herzens. „Gegenüber Stoffwechselgesunden haben Menschen mit Diabetes ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so Prof. Hambrecht.
Warum ist Bewegungsmangel schlecht für Ihr Herz?
Bereits moderate Bewegung wie zum Beispiel ein 30-minütiger Spaziergang hilft dabei, das Fortschreiten von Fett- und Kalkablagerungen in den Gefäßen (Arteriosklerose) zu verlangsamen. Damit verringert sich die Gefahr eines Herzinfarkts. Außerdem unterstützt sportliche Betätigung die Fettverbrennung, bestätigt Prof. Hambrecht: „Wir können beobachten, dass diejenigen, die sich auch noch im Alter sportlich bewegen, deutlich weniger pflegerische Maßnahmen benötigen als diejenigen, die körperlich inaktiv sind.“
Warum ist Übergewicht so riskant?
Wer zu viel wiegt, belastet das Herz mehrfach: Das Organ muss sehr viel mehr leisten, unter anderem, um die größere Masse des Körpers mit Sauerstoff zu versorgen. Außerdem verstärkt Adipositas das Risiko, an Bluthochdruck oder Diabetes zu erkranken. Auch erhöhte Blutfettwerte wie zu hohes LDL-Cholesterin finden sich bei übergewichtigen Patientinnen und Patienten häufiger. All diese Faktoren fördern speziell die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit.
Durch Adipositas steigt das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Bildquelle: iStock / Antonio_Diaz
Wie schädigt Rauchen die Blutgefäße?
Die Giftstoffe von Zigaretten schädigen die Innenschicht der Blutgefäße (das Endothel). Dadurch werden Ablagerungen (Arteriosklerose) begünstigt, die zu Verschlüssen an den Gefäßen führen können. Prof. Hambrecht: „Aufs Rauchen zu verzichten, gehört zu meinen wichtigsten Empfehlungen für die Herzgesundheit.“
Warum ist (zu viel) rotes Fleisch ungesund?
Wissenschaftler der US-amerikanischen Cleveland Clinic in Ohio fanden heraus: L-Carnitin, ein Bestandteil von rotem Fleisch, wird von Bakterien im Darm in eine Substanz umgewandelt, die die Arterienverkalkung fördert.