Herzinsuffizienz – also die verminderte Fähigkeit des Herzens, ausreichend Blut zu pumpen – ist häufig eine Folge von Gefäßerkrankungen. Besonders problematisch ist hier die sogenannte Herzkranzgefäßverengung, eine Form der koronaren Herzkrankheit (KHK). Diese Verengungen entstehen durch Ablagerungen (Plaques) in den Arterienwänden, die den Blutfluss behindern und somit die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Herzmuskels beeinträchtigen. „Sauerstoffmangel schwächt den Herzmuskel und kann zum Absterben von Gewebe führen, wie beispielsweise nach einem Herzinfarkt“, erklärt Prof. Dr. med. Birgit Aßmus, Leitende Oberärztin/Leitung Herzinsuffizienz am Universitätsklinikum Gießen. „Dabei entsteht narbiges Gewebe, das die Pumpkraft des Herzens dauerhaft reduziert.“ Aßmus‘ Kollege Dr. Jamschid Sedighi ergänzt: „Gleichzeitig belastet chronischer Sauerstoffmangel das Herz, was zu strukturellen Veränderungen wie einer Vergrößerung oder Versteifung des Herzmuskels führen kann.“
Die Symptome bei Gefäßerkrankungen treten oft schleichend auf und werden daher von vielen Betroffenen lange ignoriert, so die Medizinschaffenden. Sie raten auf folgende Warnzeichen zu achten.
- Brustschmerzen oder Druckgefühl: Ein Enge- oder Druckgefühl in der Brust, das oft bei Anstrengung, Stress oder Kälte auftritt und in Ruhe nachlässt. Der Schmerz kann in den linken Arm, Nacken, Kiefer oder Rücken ausstrahlen.
Atemnot: Ungewohnte Kurzatmigkeit, besonders bei alltäglichen Aktivitäten, die vorher problemlos bewältigt wurden.
Müdigkeit und Erschöpfung: Plötzliche oder zunehmende Müdigkeit, auch bei geringer Belastung.
Unregelmäßiger Herzschlag: Herzstolpern oder ein ungewöhnlich schneller Herzschlag können Hinweise sein.
Übelkeit oder Bauchbeschwerden: Vor allem bei Frauen können statt Brustschmerzen Symptome wie Übelkeit, Druck im Oberbauch oder Völlegefühl auftreten.
Schweißausbrüche und Schwindel: Unerklärlicher kalter Schweiß oder Schwindelgefühle sollten nicht ignoriert werden.
Die Behandlung von Herzinsuffizienz zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität sowie die Prognose zu verbessern, so Dr. Jamschid Sedighi. „Zu den vielversprechendsten Ansätzen gehören eine Kombination aus medikamentöser Therapie und interventionellen oder chirurgischen Verfahren, je nach Ursache und Schweregrad der Herzinsuffizienz“, sagt Prof. Dr. Aßmus. Zum Einsatz können kommen:
Neurohormonelle Modulatoren
Diese Medikamente blockieren Mechanismen, die das Fortschreiten der Herzinsuffizienz antreiben:
ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARBs): Reduzieren die Nachlast und verhindern das Umbau des Herzens.
ARNI (Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor, z. B. Sacubitril/Valsartan): Die Entspannung der Gefäße wird fördert und Herzbelastung mindert.
Beta-Blocker: Senken die Herzfrequenz und schützen das Herz vor Überlastung durch chronische Aktivierung des sympathischen Nervensystems.
Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Spironolacton): Wirken entwässernd und reduzieren die Fibrose im Herzgewebe.
SGLT2-Inhibitoren (z. B. Dapagliflozin, Empagliflozin): Ursprünglich zur Diabetesbehandlung entwickelt, haben sie sich als äußerst wirksam bei Herzinsuffizienz erwiesen, unabhängig vom Vorliegen von Diabetes. Sie verbessern die Herzfunktion und reduzieren Krankenhausaufenthalte.
Entwässernde Medikamente
Interventionelle und chirurgische Behandlungen können indes zum Beispiel folgende Maßnahmen umfassen:
Herzunterstützende Geräte
Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT): Ein Schrittmachersystem, das die Synchronität der Herzkammern verbessert und die Pumpleistung steigert.
Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD): Schützt Patienten mit hohem Risiko vor plötzlichem Herztod durch Herzrhythmusstörungen.
Linksventrikuläre Unterstützungssysteme (LVAD): Mechanische Pumpen, die das Herz bei schwerer Herzinsuffizienz unterstützen, oft als Überbrückung zur Herztransplantation.
Revaskularisation
Koronarangioplastie und Stents: Wiederherstellung der Durchblutung bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit.
Bypass-Operation: Umgehung verengter oder blockierter Gefäße, um die Sauerstoffversorgung des Herzens zu verbessern.
Herzklappeninterventionen
- Transkatheter gestützte AV-Klappenrepair: Reparatur einer undichten Mitralklappe oder Trikuspidalkappe, um die Belastung des Herzens zu verringern.
Behandlung von Herzrhythmusstörungen (Ablation)
Vorrhofflimmern kann sowohl zur Entstehung einer Herzinsuffizienz beitragen, als auch, durch diese begünstigt, vermehrt auftreten. In den letzten Jahren konnte gezeigt werden, dass durch die Ablationsbehandlung (Verödung des Ursprungs) der Herzrythmusstörungen auch die Herzschwäche verbessert wird.
- Ventrikuläre Herzrhythmusstörungen können ebenfalls in spezialisierten Zentren mittels Ablationstherapie behandelt werden
„Die Kombination aus modernen Therapien und konsequenter Lebensstiländerung bietet die besten Chancen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern“, sagt Dr. Jamschid Sedighi.
„Prävention ist der Schlüssel zur Reduzierung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinsuffizienz, da diese Erkrankungen häufig durch beeinflussbare Faktoren ausgelöst oder verschlimmert werden“, so Prof. Dr. Aßmus. Durch folgende Maßnahmen könne man aktiv die eigene Gesundheit fördern:
Herzinsuffizienz und Gefäßerkrankungen sind eng miteinander verknüpft. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Gefäßerkrankungen können dazu beitragen, die Entwicklung einer Herzinsuffizienz zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Wer die Symptome wie Brustschmerzen oder Atemnot frühzeitig erkennt und handelt, kann das Risiko einer Herzinsuffizienz deutlich reduzieren.
Hier spiele auch Prävention eine große Rolle, so die beiden Mediziner. Eine Kombination aus gesunder Ernährung, Bewegung, Stressreduktion und regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen sei der effektivste Weg, das Herz langfristig zu schützen. Prof. Dr. Aßmus: „Selbst kleine, kontinuierliche Änderungen des Lebensstils können einen großen Unterschied machen.“