Rauchen: Diese Giftstoffe schaden dem Herzen

Trotz aller Warnhinweise: Noch immer führt das Rauchen von Zigaretten jedes Jahr zu etwa 7,6 Millionen Todesfällen. 1 Grund dafür sind über 200 im Tabakrauch enthaltene Substanzen, die unter anderem die Herzgesundheit angreifen und das Risiko von Herzinfarkten erhöhen. Wir gehen auf einige dieser herzschädigenden Substanzen ein.

Von Benjamin Müller

 

25.06.2024

 

Bildquelle (Bild oben): Adobe Stock / Doucefleur

Welche Giftstoffe verstecken sich in Zigaretten?

Zwar unterscheiden sich Zigaretten unterschiedlicher Marken und Macharten natürlich in ihrer genauen Zusammensetzung, grundsätzlich enthalten sie aber allesamt eine Vielzahl verschiedener Giftstoffe. „Zigarettenrauch enthält ca. 4.800 verschiedene Substanzen. Davon sind bisher 250 als eindeutig giftig oder krebserregend identifiziert“, so Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Gielen, Chefarzt der Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Klinikum Lippe in Detmold. Diese Substanzen werden beim Verbrennungsprozess während des Rauchens freigesetzt, vom Menschen eingeatmet und richten im Körper teils schwerwiegende Schäden an – unter anderem auch in Bezug auf die Herzgesundheit. 

 

Zu den prominentesten der, durch das Rauchen von Zigaretten aufgenommenen Giftstoffe zählen:

 

  • Nikotin: Suchtmittel, das in Konsumenten eine körperliche Abhängigkeit verursacht, Adrenalin freisetzt und die Herzfrequenz steigert
  • Kohlenmonoxid: farb- und geruchloses Gas, das sich mit dem Hämoglobin im Blut verbindet
  • Teer: zähflüssiges Nebenprodukt des Verbrennungsprozesses, das sich in der Lunge ablagert
  • Krebserregende Chemikalien wie Benzol, Formaldehyd, Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Nitrosamine
  • Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Arsen
  • Radioaktive Stoffe wie Polonium-210

 

So wirken sich Giftstoffe in Zigaretten auf das Herz aus

Da jede einzelne der etwa 5.300 in Zigaretten enthaltenen, chemischen Substanzen auf unterschiedliche Weisen mit dem menschlichen Körper interagiert, sind auch die schädlichen Auswirkungen des Rauchens auf das Herz vielfältig. Von den prominentesten Giftstoffen in Zigaretten schädigen besonders Nikotin und Kohlenmonoxid das Herz direkt.

 

So erklärt Prof. Dr. Gielen: „Im Herz-Kreislaufsystem beschleunigt Nikotin beschleunigt den Herzschlag und führt durch eine Verengung peripherer Blutgefäße zu einer Erhöhung des Blutdrucks. Da der Blutdruck wesentlich die sog. Nachlast des Herzens bestimmt, muss das Herz beim Raucher mehr arbeiten. Durch Nikotin wird damit ein bestehender Bluthochdruck verschlimmert, bei bisher Gesunden seine Entwicklung begünstigt. Hoher Blutdruck wiederum ist der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall.“

 

Kohlenmonoxid wiederum belastet den Herzkreislauf indem es sich, anstelle von Sauerstoff, an das Hämoglobin im Blut bindet und so die Kapazität des Blutes reduziert, den lebenswichtigen Sauerstoff zu transportieren. Das begünstigt bei einer bereits bestehenden, koronaren Herzerkrankung auch die Entstehung eines Herzinfarktes, wie der Experte warnt.

 

„Weitere negative Wirkungen des Rauchens auf das Herz-Kreislaufsystem – wie der Erhöhung des gefäßschädigenden Cholesterins LDL im Blut oder das erhöhte Thromboserisiko – sind multifaktoriell und hängen auch mit reaktiven Sauerstoffverbindungen (sog. Radikalen) zusammen, die mit dem Tabakrauch aufgenommen werden“, warnt Prof. Dr. Gielen.

 

Welche Folgen haben Zigaretten für die Herzgesundheit?

Die Auswirkungen von Tabakrauch auf das Herz-Kreislauf-System können schwerwiegend sein: Jährlich sterben deutschlandweit etwa 40.000 Menschen an einer tabakbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankung, wobei die koronare Herzkrankheit (KHK), Herzinfarkte, Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelschwächen die meisten Opfer fordern. Erste Gefährdungen für die Herzgesundheit zeigen sich schon bei geringem Konsum und kurzer Dauer, denn schon eine Zigarette am Tag erhöht das Herzinfarktrisiko deutlich. 80 Prozent aller Herzinfarkte bei Patienten unter 45 Jahren lassen sich direkt auf das Rauchen zurückführen. „In Summe ist bei Rauchern das Herzinfarktrisiko um fast zwei Drittel (65 Prozent) gegenüber einem Nichtraucher erhöht“, so Prof. Dr. Gielen.

 

Zu den schädlichen Effekten des Rauchens von Zigaretten zählen unter anderem:

 

  • Gefäßverengung: Giftstoffe im Zigarettenrauch (z. B. Teer) lagern sich in den Blutgefäßen ab und bilden sogenannte Plaques. So kommt es zu einer „Arteriosklerose“ – einer krankhaften Verengung der Gefäße. In der Folge wird der Blutfluss behindert und das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkte und Schlaganfälle steigt.
  • Hypertonie: Das im Rauch enthaltene Nikotin steigert den Blutdruck dauerhaft, wodurch das Herz zusätzlich belastet wird und das Risiko von Herzkrankheiten wächst.
  • Schädigung und Verengung der Blutgefäße: Verschiedene Chemikalien im Rauch können die Innenwände der Blutgefäße schädigen und zu einer krampfhaften Verengung der Gefäßwände (Vasokonstriktion) führen. So fließt weniger Blut zum Herzen und Herzinfarkte sowie Schlaganfälle werden wahrscheinlicher.
  • Gesteigerte Blutgerinnung: Durch Zigarettenrauch kann es zu einer erhöhten Blutgerinnung und verklebten Blutplättchen kommen. Schlimmstenfalls führen diese zur Bildung von Blutgerinnseln in den Arterien, die den Blutfluss behindern. Auch in diesem Fall steigt das Infarktrisiko.
  • Mangelhafte Sauerstoffversorgung: Beim Rauchen aufgenommenes Kohlenmonoxid verringert die Kapazität des Blutes, Sauerstoff zu transportieren. So gelangt weniger Sauerstoff zum Herzen, was dessen Funktion beeinträchtigt.

 

Darüber hinaus fördern die in Zigaretten enthaltenen Giftstoffe das Auftreten von Entzündungen im Herz-Kreislauf-System sowie die Aufnahme von LDL-Cholesterin. Letzteres kann sich wiederum an den geschädigten Wänden der Blutgefäße ablagern und zu einer Arteriosklerose führen. 

 

Wie schädlich ist Passivrauchen für die Herzgesundheit?

Auch wer selbst nicht raucht, ist nicht immun gegen die Konsequenzen des Rauchens: Wer zu Hause oder im Büro regelmäßig dem Zigarettenrauch anderer ausgesetzt ist, der läuft Gefahr, eine koronare Herzkrankheit (KHK) zu entwickeln. Prof. Dr. Gielen erklärt: „Der Raucher selbst erzeugt beim Rauchen einen Temperaturanstieg in der Zigarettenglut. Er atmet v.a. Nikotin, CO, Teer und Rauchpartikel ein.  Aber auch die glimmende ungenutzte Zigarette setzt bei niedrigeren Temperaturen weiter den Nebenstromrauch frei. Passivrauch entsteht aus dem Nebenstromrauch und dem ausgeatmeten Zigarettenrauch.“ 

 

Viele der in Zigaretten vorkommenden Giftstoffe sind im Nebenstromrauch deutlich höher konzentriert als im Hauptstromrauch. So ist der Anteil an Kohlenmonoxid etwa doppelt so hoch. Auch Giftstoffe wie Ammoniak, Benzol, Cadmium, Formaldehyd und viele mehr sind im Nebenstrom höher konzentriert. Darüber hinaus sind die Partikel des Nebenstromrauchs deutlich kleiner und lagern sich damit leichter in den Lungenbläschen (Lungenalveolen) ab.

 

Wie langfristige Studien zum Thema zeigen, führt Passivrauchen langfristig zu einem erhöhten KHK-Risiko. Dieses Risiko steigt, umso mehr Zeit man im Umfeld von Rauchern verbringt und umso mehr Zigaretten geraucht werden. Ein Nichtraucher, der auf diesem Wege eine bis 19 Zigaretten pro Tag „passiv mitraucht“, hat ein um 23 Prozent gesteigertes Risiko, an einer KHK zu erkranken. Bei 20 oder mehr Zigaretten klettert dieser Wert auf etwa 54 Prozent. Damit liegt das KHK-Risiko für Passivraucher nur knapp unter dem eines aktiven Rauchers oder einer Raucherin (75 Prozent). „Man schätzt, dass allein in Deutschland jährlich ca. 3.300 Menschen an den Folgen des Passivrauchens sterben“, so Prof. Dr. Gielen.

 

So beugen Sie Schäden durch Giftstoffe in Zigaretten vor

Nur ein vollständiger Rauchstopp und ein bewusstes Vermeiden von Situationen, in denen es zum Passivrauchen kommt, schützen die eigene Herzgesundheit zuverlässig vor den im Tabakrauch vorhandenen Giftstoffen. Dabei hat der Rauchstopp laut Prof. Dr. Gielen diverse Vorteile für die Gesundheit und das Wohlbefinden, selbst bei langjährigen Rauchern:

 

  • Bereits nach 12 Stunden sinken die Kohlenmonoxidwerte im Blut wieder auf ein normales Niveau. Die Versorgung der inneren Organe und des Gehirns mit Sauerstoff normalisiert sich.
  • Bereits drei Tage nach der letzten Zigarette erholt sich die Funktion des Flimmerepithels der Atemwege, der Abtransport von Staub und Schleim verbessert sich.
  •  Nach nur einigen Wochen bis drei Monaten erhöht sich die Vitalkapazität der Lunge um ein Drittel. Die Leistungsfähigkeit nimmt zu. Hustenanfälle und Kurzatmigkeit bessern sich in den Folgemonaten spürbar. 
  • Nach einer Woche normalisiert sich der Blutdruck, bei Hochdruckpatienten können Blutdruckmedikamente reduziert werden.
  • Das Herzinfarktrisiko sinkt innerhalb von etwa zwei bis fünf Jahren fast auf das gleiche Niveau wie bei einem Nichtraucher.

 

Auch das Risiko eine Arteriosklerose oder eine, die Herzgesundheit belastende Atemwegs-Erkrankung zu entwickeln, beginnt sofort nach der letzten Zigarette zurückzugehen.

 

Wer neben dem Rauchstopp noch mehr tun möchte, um die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems zu fördern, der sollte auf einen allgemein gesunden Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung achten und sich bewusst ausgewogen ernähren. Werden etwaige Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits mit Medikamenten behandelt, unterstützt ein Rauchstopp außerdem deren Wirksamkeit.

 

Zum Experten

Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Gielen

Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Gielen, Chefarzt der Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Klinikum Lippe in Detmold

Bildquelle: privat

Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Gielen, Chefarzt der Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Klinikum Lippe in Detmold

Sind E-Zigaretten frei von herzschädlichen Giftstoffen?

Nach aktuellem Kenntnisstand enthalten E-Zigaretten im direkten Vergleich zu herkömmlichen Tabak-Zigaretten deutlich weniger gesundheitsschädliche Giftstoffe. „Im Gegensatz zu herkömmlichen Zigaretten wird der Tabak in E-Zigaretten nicht verbrannt, so dass kein Tabakrauch, keine Asche und kein Zigarettengeruch entstehen. Gesundheitsschädliche Nebenprodukte wie Rauchpartikel, Teer oder Kohlenmonoxid fallen daher nicht an“, so Prof. Dr. Gielen. Trotzdem ist auch das Rauchen – oder auch „Vapen“ – von E-Zigaretten nicht ganz ungefährlich für die Herzgesundheit. So enthalten viele der enthaltenen Liquids hohe Konzentrationen von Nikotin, welches auch in dieser Form den Blutdruck  sowie die Herzfrequenz auf potenziell schädliche Weise erhöht.

 

Und auch beim Erhitzen der mittlerweile erhältlichen, nikotinfreien Liquids entsteht ein Aerosol. Über dessen feine und ultrafeine Flüssigkeitspartikel können Schadstoffe in den Körper gelangen und das Herz-Kreislauf-System schädigen. Inhaltsstoffe wie Propylenglykol und Glycerin könnten beispielsweise den Gasaustausch in der Lunge stören und so die Sauerstoffversorgung des Herzens beeinträchtigen. 

 

Generell gibt es zur Stunde noch kaum langfristige Untersuchungen zur gesundheitsschädlichen Wirkung von E-Zigaretten, gerade auch im Hinblick auf das Herz-Kreislauf-System. Erste Studien deuten jedoch auf einen Zusammenhang zwischen E-Zigaretten und einer verminderten Herzgesundheit hin.  „Insgesamt scheint die E-Zigarette weniger gesundheitsschädlich zu sein als das Tabakrauchen – wirklich gesund lebt aber nur ein Nichtraucher“, gibt Prof. Dr. Gielen abschließend zu bedenken.

 

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