Bildquelle: (Bild oben) fizkes / Shutterstock
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Düsseldorf, 3. Mai 2023 – Wenn wir an Herzkrankheiten im Zusammenhang mit Kindern denken, kommen uns als erstes die strukturellen Herzschäden in den Sinn: Unterentwickelte Herzkammern oder defekte Herzklappen. Was allerdings kaum jemand kennt ist die sogenannte Familiäre Hypercholesterinämie (FH). Dabei handelt es sich um eine genetisch bedingte Störung des Cholesterinstoffwechsels, die dazu führt, dass die Blutgefäße der Betroffenen schon in jungen Jahren verfetten und sich verengen. Hierdurch steigt das Risiko auf einen Herzinfarkt oder Schlaganfall bereits in jungen Jahren deutlich an. Etwa eins von 300 Kindern wird in Deutschland mit einer FH geboren. Damit ist sie eine der häufigsten Erbkrankheiten überhaupt. Dennoch werden laut Schätzungen gegenwärtig weniger als fünf Prozent der Fälle diagnostiziert, geschweige denn frühzeitig behandelt.
„Dabei wäre es ganz einfach und kostengünstig, diese Krankheit bei Kindern festzustellen. Durch die Messung des LDL-Cholesterinspiegels im Blut können wir erste Hinweise erhalten, ob die Krankheit vorliegt. Bei Verdacht kann eine nachfolgende genetische Bestimmung für Gewissheit sorgen“, so Prof. Dr. Matthias Gorenflo, Kinderkardiologe und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler (DGPK).
Familiäre Hypercholesterinämie ist nicht heilbar. Je früher sie aber erkannt wird, desto schneller kann man die Krankheit dank Cholesterin-senkender Medikamente behandeln und schädliche Gefäßveränderungen verhindern. Die Nationale Herz-Allianz, ein neues, deutschlandweites Aktionsbündnis aller großen Herz-Fachgesellschaften und der Patientenvertretung, plädiert deshalb für die Aufnahme der LDL-Cholesterinspiegelmessung in die ärztliche Grundversorgung bei Kindern.
Prof. Dr. Stephan Baldus, Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und Initiator der Nationalen Herz-Allianz: „Dies ist nur eines von zwei ersten Früherkennungsprojekten, für die wir uns aktuell stark machen. Die Cholesterinwert-Messung könnte im Rahmen der Routineuntersuchungen bei Kleinkindern stattfinden, die ohnehin durch die Kinder- und Jugendärzt:innen gemacht werden.“ Prof. Dr. Holger Thiele, amtierender DGK-Präsident ergänzt: „Der Mehraufwand und die Kosten wären gering, die Wirkung für die Betroffenen und die Gesellschaft aber enorm. Wir plädieren deshalb dafür, dass alle Krankenkassen diese Untersuchung in ihr Leistungsportfolio standardmäßig aufnehmen.“
Zu diesem Zweck stehen die Expertinnen und Experten der NHA im engen Austausch mit dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), sowie Krankenkassen und politischen Entscheidern. Aktuell läuft außerdem ein Pilotprojekt in Niedersachsen, das den Nutzen der Cholesterinwert-Messung bei Kindern spätestens im Alter von fünf Jahren noch weiter statistisch und einwandfrei belegen soll. An der Umsetzung der Studie beteiligt sich unter anderem die Deutsche Herzstiftung. Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Herzstiftung: „Wir unterstützen dieses Projekt, weil wir mit Hilfe eines solchen Screenings in der Bevölkerung effektiv Risikopersonen erfassen können, noch bevor es zum vollständigen Gefäßverschluss in Form eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls kommt. Bei früher Diagnose und konsequenter Behandlung lässt sich dieses Risiko auf das Normalmaß senken.“
Wie bei den allermeisten Herzkrankheiten sind ausreichend Bewegung und Sport sowie eine gesunde Ernährung das Beste, was man zur Vorbeugung machen kann. Dennoch reicht das bei dieser Stoffwechselkrankheit nicht aus. Um eine ausreichende Senkung des Cholesterinspiegels zu erreichen, ist eine frühzeitige und dauerhafte Therapie notwendig. Dies setzt jedoch auch eine frühzeitige Diagnose bereits im Kleinkindesalter voraus.
Ein breites Informationsangebot zu diesen und anderen Herzkrankheiten, sowie Tipps zur Vorsorge gibt es auf Herzstiftung.de und dem neuen Internetportal der Nationalen Herz-Allianz Herzmedizin.de.
Über die Nationale Herz-Allianz:
Die Nationale Herz-Allianz ist ein breites Bündnis, in dem sich alle großen herzmedizinischen Fachgesellschaften Deutschlands und die Patientenvertretung zusammen für eine Verbesserung von Forschung und Versorgung im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen engagieren. Sie steht seit 2022 unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit. Mehr Informationen unter Herzmedizin.de.
Über die DGK:
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 12.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen für Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Fachpersonal, aber auch für Nicht-Mediziner:innen stellt die DGK auf den Seiten ihres neuen Portals Herzmedizin.de zur Verfügung.
Über die DGPK:
Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler e.V. ist eine gemeinnützige medizinische Fachgesellschaft mit dem Ziel der Förderung von Wissenschaft, Diagnostik und Therapie sowie der Prävention von angeborenen und erworbenen Herz- und Kreislauferkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Sie nimmt Belange der Lehre (Ausbildung, Fort- und Weiterbildung) sowie die Erstellung von Leitlinien wahr.
Über die Deutsche Herzstiftung:
Die Deutsche Herzstiftung e. V. ist die größte gemeinnützige und unabhängige Anlaufstelle für Patient:innen und Interessierte im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland. Zu den Hauptaufgaben der Herzstiftung gehört es, Patienten in unabhängiger Weise über Herz-Kreislauf-Erkrankungen, deren Vorbeugung sowie über aktuelle Diagnose- und Therapiemöglichkeiten aufzuklären. Bekannt ist die Herzstiftung außerdem durch ihre bundesweiten Aufklärungskampagnen und als wichtige Förderinstitution in der Herz-Kreislauf-Forschung. Die hohe Qualität ihrer Informationsangebote beruht nicht zuletzt auf der Expertise der rund 500 Herzspezialist:innen im Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung. Zur Herzstiftungs-Homepage: www.herzstiftung.de
Medienkontakt:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Michael Böhm (Homburg/Saar)
Pressestelle: Tobias Kruse, Tel.: 0211 600 692 150 | Kerstin Kacmaz, Tel.: 0211 600 692 43