Faktendossier der DGK zum Herzbericht 2022 – Aktuelle Zahlen zu Herzerkrankungen in Deutschland

Der Herzbericht 2022 zeigt einmal mehr, welche großen Herausforderungen wir bei der Bewältigung von Herz-Kreislauf-Krankheiten in Deutschland noch immer haben. Zwar ist ihr Anteil an den zehn häufigsten Todesursachen erstmals mit 48,1% knapp unter die Marke von 50% gesunken. Das muss jedoch darauf zurückgeführt werden, dass COVID-19 mit über 71.000 Todesfällen auf Platz zwei gerückt ist. Noch immer machen Herz-Kreislauf-Erkrankungen mehr als 40% aller Todesfälle in unserem Land aus. Entgegen der landläufigen Meinung betreffen Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht nur alte Menschen: Gerade bei Männern sehen wir schon ab Anfang 40 einen starken Anstieg beim Auftreten der ischämischen Herzerkrankungen und ab 50 eine Zunahme der Rhythmusstörungen. (Herzbericht 2022, S. 13-19)

 

Chronisches Koronarsyndrom / Koronare Herzkrankheit

Es gibt einen merklichen Rückgang der vollstationär behandelten Patient:innen im Zeitraum 2011 bis 2021. Dies hat mehrere Gründe: Das Chronische Koronarsyndrom oder auch stabile koronare Herzerkrankung (KHK) kann inzwischen vermehrt ambulant diagnostiziert und therapiert werden, außerdem ist die Inanspruchnahme von Krankenhausleistungen während der Hochphase der Corona-Pandemie zurückgegangen. Obwohl wir in Prävention und Therapie besser geworden sind, bedeutet der Rückgang der Krankenhausaufnahmen nicht unbedingt, dass weniger Menschen am Chronischen Koronarsyndrom erkranken. (Herzbericht 2022, S. 33)

 

Auch die Sterblichkeit des Akuten Herzinfarkts ging in den letzten zehn Jahren zurück: um 26% bei den Männern und um 33% bei den Frauen. Das hat gleich mehrere Gründe: Immer weniger Deutsche rauchen und präventive, therapeutische sowie rehabilitative Möglichkeiten haben sich verbessert. Besonders hervorzuheben sind Verbesserungen in der Rettungskette und den Strukturen, beispielsweise die von der DGK zertifizierten Chest Pain Units. (Herzbericht 2022, S. 37)

 

Herzklappenerkrankungen

Herzklappenerkrankungen sind seltener als das Chronische Koronarsyndrom, dennoch sind nicht Wenige betroffen: 100 von 100.000 Menschen in Deutschland wurden im Jahr 2021 deswegen stationär behandelt und die Zahl der stationären Aufnahmen nimmt seit 2011 kontinuierlich zu. Eine Abflachung des Trends in den Jahren 2020 und 2021 ist wahrscheinlich auf die Corona-Pandemie zurückzuführen.

 

Die Aortenklappenstenose ist die häufigste und gut durch eine Katheterintervention behandelbare Herzklappenerkrankung. Immer mehr Menschen können von dieser schonenden Methode profitieren. Wurden 2011 noch 4.588 sogenannte TAVIs in Deutschland durchgeführt, waren es im letzten Jahr bereits 22.321 Eingriffe. Ein Großteil der Patientengruppe (38,7 %) ist zwischen 60 und 70 Jahren alt. (Herzbericht 2022, S. 55-57)

 

Herzinsuffizienz

Die Herzschwäche blieb auch in 2021 die häufigste Einzeldiagnose von in deutschen Krankenhäusern vollstationär behandelten Patient:innen. Dank bedeutender Verbesserungen bei den Behandlungsoptionen mit Medikamenten (bspw. zuletzt bei den SGLT2-Hemmern) und Devices ist die Sterblichkeit zwischen 2011 und 2021 von 60,7 auf 35,8 Gestorbene pro 100.000 Einwohner:innen gesunken. Dennoch sterben hieran 35.131 Menschen pro Jahr in Deutschland und weit mehr sind durch die Krankheitssymptome stark eingeschränkt. Die DGK setzt sich daher für die Einführung strukturierter Früherkennungsprogramme für die asymptomatische Herzinsuffizienz ein. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto eher lässt sich der Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. (Herzbericht 2022, S. 85-88)

 

 

Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen gehören zu den häufigen Herzerkrankungen, wobei Vorhofflimmern hier einen Großteil ausmacht. Nachdem die altersstandardisierte vollstationäre Hospitalisationsrate insgesamt von 2011 bis 2019 deutlich angestiegen ist, fiel sie im Corona-Jahr 2020 stark ab. Für 2021 steigt der Trend wieder mit 1,5%. Der Anstieg in den Jahren 2011 bis 2019 kann unter anderem durch eine bessere Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten erklärt werden. Auch die fortlaufende Alterung der Gesellschaft spielt eine Rolle. (Herzbericht 2022, S. 68-69)

 

Im Zeitraum 2011 bis 2021 schwankte die altersstandardisierte mittlere Mortalitätsrate für Herzrhythmusstörungen um 30 Gestorbene pro 100.000 Einwohner:innen. Frauen sind in der Regel weniger häufig betroffen. In den letzten beiden Jahren des Beobachtungszeitraums wurden mit 26,2 (2020) und 26,3 (2021) Gestorbene pro 100.000 Einwohnerinnen die niedrigsten Sterblichkeitsraten erreicht. Für Männer lag der Wert im Jahr 2021 bei 30,6, insgesamt ist er von 28,1 in 2020 auf 28,5 in 2021 gestiegen.

 

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