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Der Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und kardiovaskulären Erkrankungen (1,2) wurde bisher nicht in Städten mit relativ guter Luftqualität untersucht. Die EPIC-MI-Studie prüft deshalb, ob auch in Bremen, einer Stadt mit moderaten Luftverschmutzungswerten (3), ein signifikanter Zusammenhang zwischen Luftschadstoffen und der Rate von Myokardinfarkten (MI) besteht.
Das Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen verschiedenen Luftschadstoffen und der Myokardinfarktrate in einer städtischen Umgebung zu quantifizieren. Dabei wurden insbesondere Unterschiede in der Wirkung dieser Schadstoffe auf verschiedene Altersgruppen sowie saisonale Variationen in der Exposition und die Inzidenz von Myokardinfarkten untersucht.
Es wurden alle konsekutiven Patient:innen eingeschlossen, die zwischen März 2013 und März 2023 mit einem akuten Myokardinfarkt im Herzzentrum Bremen behandelt wurden. Luftverschmutzungsdaten, einschließlich monatlicher Durchschnittswerte für PM10, PM2.5, NO₂, O₃, SO₂ und CO, wurden von fünf Überwachungsstationen in Bremen erhoben (4). Poisson-Regressionen wurden angewendet, um die Assoziationen zwischen den Konzentrationen dieser Luftschadstoffe und der MI-Inzidenz zu analysieren, wobei klimatische Einflussfaktoren wie relative Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Niederschlagsmenge und Sonnenscheindauer adjustiert wurden.
Im Zeitraum von zehn Jahren wurden 19.262 Fälle von Myokardinfarkten analysiert. Es zeigte sich, dass selbst in einer Stadt mit relativ guter Luftqualität signifikante Assoziationen zwischen der Luftverschmutzung und der Inzidenz von Myokardinfarkten bestehen (Abbildung 1). Konkret führte eine Erhöhung der CO-Konzentration um 0,1 mg/m³ zu einem Anstieg der MI-Inzidenz um 4,7 % (p = 0.009). Ein Anstieg von O₃ um 10 µg/m³ war mit einem Anstieg der MI-Inzidenz um 3,6 % (p = 0.017) assoziiert, während eine Zunahme von SO₂ um 1 µg/m³ mit einem Anstieg der MI-Inzidenz um 5,7 % (p = 0.011) verbunden war.
Die Analyse nach Altersgruppen legt nahe, dass jüngere Patient:innen (≤55 Jahre) besonders empfindlich auf O₃ (p = 0.035), SO₂ (p = 0.033) und NO₂ (p = 0.002) reagierten, während bei älteren Patient:innen (>60 Jahre) vor allem CO (p = 0.02) und SO₂ (p = 0.03) signifikant mit der MI-Inzidenz assoziiert waren. Eine saisonale Analyse zeigte, dass während der Sommermonate eine signifikante Reduktion der Luftschadstoffkonzentrationen im Vergleich zum Winter auftrat, begleitet von einer 7,8-prozentigen Reduktion der MI-Inzidenz (p = 0.02).
Diese Studie zeigt, dass Luftschadstoffe auch in Städten mit guter Luftqualität, wie Bremen, einen signifikanten Einfluss auf die Inzidenz von Myokardinfarkten haben können. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der kontinuierlichen Überwachung und Reduktion von Luftschadstoffen, um kardiovaskuläre Risiken in der Bevölkerung zu minimieren. Besonders im Sommer, wenn die Luft sauberer ist, sinkt auch die Zahl der Herzinfarkte. Dies ist ein Hinweis, wie wichtig es wäre die Luftverschmutzung weiter zu reduzieren, um die Gesundheit des Herzens zu schützen – nicht nur in Regionen mit starker Luftverschmutzung, sondern überall.
Abb. 1: Zusammenhang zwischen der monatlichen durchschnittlichen Myokardinfarkt-Inzidenz und den Schadstoffkonzentrationen im selben Monat.