PDF enthält Tabellen und/oder Abbildungen
PDF enthält Tabellen und/oder Abbildungen
Hintergrund
Die roboterassistierte Chirurgie wurde zu Beginn des neuen Jahrtausends primär in der Herzchirurgie etabliert. Zunächst konnte sich diese neue Operationsmethode nicht in Deutschland durchsetzen. Ausgelöst durch stabile Ergebnisse bei minimaler chirurgischer Traumatisierung der Patient:innen steigt seit mehreren Jahren das Interesse an roboterunterstützter Herzchirurgie in Europa. Im Jahr 2020 konnten ca. 1.000 roboterunterstützte Herzoperationen in Europa mit stark steigender Tendenz verzeichnet werden. Mit Roboterunterstützung lassen sich sowohl MIDCAB-Operationen (Einfach-in-situ-Bypass der LITA zum RIVA) als auch Mehrfachbypassoperationen (MIS-CABG) unter Verwendung beider Mammaria-Arterien ausführen. Durch die Einführung dieser innovativen Technik erlangen auch Hybrid-Revaskularisations-Konzepte zunehmendes Interesse. Die hybride koronare Revaskularisation (HCR) kombiniert die Stärken der Koronararterien-Bypass-Operation mit denen der perkutanen Koronarintervention (PCI) für ausgewählte Patient:innen.
Ziel
Ziel dieser Studie war es, die Machbarkeit, Wirksamkeit und die Früh-Ergebnisse der robotergestützten minimal-invasiven Off-Pump-Koronarchirurgie während der Etablierungsphase zu bewerten.
Methoden
Aufbauend auf einer langjährigen Erfahrung mit minimalinvasiven Bypassoperationen ohne Sternotomie (>1.300 seit 2008) wurde im Jahr 2019 die roboterunterstütze Koronarchirurgie in unserer Abteilung etabliert. Alle Patient:innen mit koronarer Bypassoperation, die sich seit Juli 2019 einer roboterunterstützter, minimal-invasiver Koronaroperation unterzogen haben, wurden ausgewertet. Die Daten wurden prospektiv erhoben. Operationstechnik: Die linke und/oder rechte Mammaria-Arterie wurden mit dem DaVinci-System (Intuitive®) präpariert. Die T-Graft Anastomose, sowie die distale Koronaranastomosen wurden durch eine linksseitige Mini-Thorakotomie (4 – 8 cm) durchgeführt.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 190 Patient:innen untersucht, 88 erhielten einen robotergestützten MIDCAB und 102 MIS-CABG. Das mittlere Alter betrug 65 ± 12 Jahre und der mittlere EuroSCORE II lag bei 2,0 ± 2,1. Im ersten Jahr gab es acht Konversionen zur Sternotomie, im zweiten Jahr zwei zur Sternotomie, wobei in einem Fall mit zusätzlicher extrakorporaler Zirkulation. In den ersten 30 Tagen gab es drei Todesfälle, zwei aufgrund einer Covid-Pneumonie und einer aufgrund eines kardiogenen Schocks als Folge eines Bypass-Verschlusses. Die Rate postoperativer Komplikationen war sehr gering. Am häufigsten war neu aufgetretenes Vorhofflimmern mit 17,3 %. Die durchschnittliche Dauer des Intensiv- und Krankenhausaufenthalts betrug 0,9 bzw. 6,0 Tage.
Bei 44 Patient:innen wurde eine Hybridrevaskularisation geplant. Von den 44 Patient:innen erhielten 21 eine PCI Prozedur vor der Operation und 14 Patient:innen in den ersten 60 Tagen nach der Operation. Die Hybridtherapie wurde in 70 % der ursprünglich geplanten Hybridfälle vervollständigt.
Schlussfolgerung
Die robotergestützte minimalinvasive CABG war während der Etablierungsphase mit sehr guten Frühergebnissen verbunden. Die HCR ist eine sichere und wirksame Strategie zur Revaskularisierung der Koronararterien bei ausgewählten Patient:innen mit koronarer Zwei- oder Dreigefäßerkrankung. Zukünftig muss der Fokus auf die interdisziplinäre Organisation der PCI nach Koronaroperation bei HCR-Patient:innen gerichtet werden.