Mechanische Kreislaufunterstützung bei STEMI-Patienten mit kardiogenem Schock

Karl Heinrich Scholz1, B. D. Lengenfelder (Würzburg)2, R. Lehmann (Langen)3, P. Reil (Ingolstadt)4, C. Schulze (Jena)5, S. Stefanow (Ludwigsburg)6, K. Toischer (Göttingen)7, L. C. Napp (Hannover)8, L. S. Maier (Regensburg)9, A. Jeron (Winnenden)10, L. Makowski (Münster)11, T. Meyer (Göttingen)12, T. Friede (Göttingen)13

1Deutschland; 2Universitätsklinikum Würzburg Medizinische Klinik und Poliklinik I Würzburg, Deutschland; 3Asklepios Klinik Langen Medizinische Klinik I, Kardiologie und Angiologie Langen, Deutschland; 4Klinikum Ingolstadt GmbH Medizinische Klinik I Ingolstadt, Deutschland; 5Universitätsklinikum Jena Klinik für Innere Medizin I - Kardiologie Jena, Deutschland; 6RKH Klinikum Ludwigsburg Medizinische Klinik II Ludwigsburg, Deutschland; 7Universitätsmedizin Göttingen Herzzentrum, Klinik für Kardiologie und Pneumologie Göttingen, Deutschland; 8Medizinische Hochschule Hannover Kardiologie und Angiologie Hannover, Deutschland; 9Universitätsklinikum Regensburg Klinik und Poliklinik für Innere Med. II, Kardiologie Regensburg, Deutschland; 10Rems-Murr-Klinikum Winnenden Kardiologie Winnenden, Deutschland; 11Universitätsklinikum Münster Klinik für Kardiologie I: Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und Angiologie Münster, Deutschland; 12Universitätsmedizin Göttingen Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Göttingen, Deutschland; 13Universitätsmedizin Göttingen Institut für Medizinische Statistik Göttingen, Deutschland

 

Hintergrund: Patienten mit akutem ST-Hebungsinfarkt und kardiogenem Schock haben eine hohe Sterblichkeit. Neben der Pharmakotherapie kommen in den letzten Jahren stark zunehmend mechanische Kreislaufunterstützungssysteme (MCS) zum Einsatz. Das Ziel der Untersuchung war es, Einsatzhäufigkeit und Ergebnisse von unterschiedlichen MCS-Verfahren wie intraaortaler Ballongegenpulsation (IABP), Impella und extrakorporaler Membranoxygenation (va-ECMO) in einem großen Infarktversorgungs-Netzwerk hinsichtlich Mortalität zu vergleichen.

Methodik: Im FITT-STEMI-Netzwerk erfolgt seit vielen Jahren bei Patienten mit akutem STEMI (Symptomdauer <24 h) eine standardisierte prospektive Datenerfassung mit systematischem Feedback der Behandlungsergebnisse zur Verbesserung der Versorgungsqualität. 

Ergebnisse:

Bis Oktober 2023 wurden in FITT-STEMI an 61 Kliniken 58.024 Patienten mit akutem STEMI eingeschlossen, darunter befanden sich 7.023 Pat mit kardiogenem Schock bei Aufnahme, von denen 3.145 (44,8%) im Krankenhaus verstarben. 

Die IABP wurde bei insgesamt 41 Kliniken zur Kreislaufunterstützung eingesetzt und kam bei 651 STEMI-Patienten zum Einsatz. Bei STEMI-Patienten mit Schock bei Aufnahme betrug die Sterblichkeit unter IABP 49,6% (240/484). Seit 2015 wurde die IABP nur noch sporadisch eingesetzt. Die Assistsysteme Impella und ECMO wurden zwischen 2008 und 2014 nur sehr vereinzelt eingesetzt, die Zahl der Einsätze stieg seit 2015 deutlich an, und seit 2017 wurden ca. 100 STEMI-Patienten mit kardiogenem Schock pro Jahr mit Impella und/oder ECMO behandelt. 

Die Impella kam bei 407 STEMI mit Schock bei Aufnahme zum Einsatz, die Sterblichkeit lag mit 57,8 % (235/407) höher als unter IABP. Die ECMO wurde bei 149 Patienten bei laufender Reanimation als sogenannte e-CPR eingesetzt, in dieser Gruppe sind 127 Patienten (85,2%) verstorben. Darüber hinaus wurde die ECMO bei 201 STEMI-Patienten mit Schock als alleiniges Verfahren eingesetzt; dabei lag die Sterblichkeit mit 60,7% (122/201) vergleichbar hoch wie beim alleinigen Einsatz der Impella im Schock. Der Einsatz der Impella in Kombination zusätzlich zur ECMO im kardiogenen Schock („ECMELLA“) führte zu keiner Verbesserung der Prognose; die Sterblichkeit lag auch bei diesem Konzept bei 60,0% (27/45). Auch bei ECMO als e-CPR konnte die extrem schlechte Prognose durch den zusätzlichen Einsatz der Impella als Venting-Strategie bei weiteren 28 Patienten nicht verbessert werden; die Sterblichkeit lag hier mit 89,3% (25/28) exzessiv hoch und war vergleichbar mit der in der e-CPR-Gruppe ohne Impella.

 

Schlussfolgerungen: Diese deskriptive Analyse von Versorgungsdaten legt nahe, dass die Prognose bei STEMI mit kardiogenem Schock durch den Einsatz von mechanischen Assistsystemen offenbar nicht verbessert wird. Interessanterweise schneidet die IABP bei STEMI mit Schock im Vergleich der Systeme am besten ab. Weiterführende Auswertungen, insbesondere im Hinblick auf Adjustierungen für Confounder, wurden initiiert.

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