Auswirkungen von Ein- und Mehrklappen-herzerkrankungen auf den langfristigen Outcome bei Patient:innen mit chronischer Herzinsuffizienz

Dr. Kai Hu und PD Dr. Peter Nordbeck, Würzburg

Hintergrund

Es gibt nur begrenzte Daten über den Outcome und die Risikostratifizierung von Ein- und Mehrklappenherzerkrankungen (VHD) bei Patient:innen mit Herzinsuffizienz (HF).

 

Ziel

Die vorliegende Studie zielt darauf ab, die langfristige Gesamtmortalität und die langfristige kardiovaskuläre (CV) Mortalität von HF-Patient:innen mit oder ohne VHD zu untersuchen.

 

Methoden

Es handelt sich hierbei um eine retrospektive Kohortenstudie mit Propensity-Score-Matching.  Von 4.245 HF-Patient:innen, die zwischen 2004 und 2018 zur Diagnose und Behandlung von VHD in die kardiologische Abteilung überwiesen wurden, hatten 1.417 Patient:innen keine VHD und 2.828 Patient:innen mindestens eine Klappenerkrankung, einschließlich mittelschwerer Aortenstenose oder Aorteninsuffizienz, mittelschwerer Mitralstenose oder Mitralinsuffizienz und mittelschwerer Trikuspidalinsuffizienz. Mithilfe logistischer Regressionsmodelle wurde für jeden Patient:innen ein Propensity-Score berechnet und so wurden 1.016 Patient:innen ohne VHD und 1.016 Patient:innen mit VHD, die hinsichtlich Alter, Geschlecht und NYHA-Klasse gematcht waren, in die endgültige Analyse einbezogen (Durchschnittsalter 68±12 Jahre, 77,4 % Männer, 30,6 % NYHA-Klasse III-IV). Als primärer Endpunkt wurde die Mortalität aus CV-Gründen definiert.

 

Ergebnisse

Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 30 (17-47) Monate. Die CV-Mortalität war in der VHD-Gruppe signifikant höher als in der Gruppe ohne VHD (13,2 % vs. 7,2 %, P<0,001). Die Gesamtmortalität war in beiden Gruppen ähnlich (25,8 % vs. 22,4 %, P=0,078).

Im Vergleich zur Gruppe ohne VHD waren die Anteile von Hyperlipidämie, Vorhofflimmern, Hyperurikämie und chronischen Nierenerkrankungen in der VHD-Gruppe signifikant höher, während die Anteile von Adipositas, koronarer Herzkrankheit und Diabetes in der VHD-Gruppe signifikant niedriger waren. Die linksventrikuläre Auswurffraktion (LVEF, 46,8±15,8% vs. 38,5±9,4%, P<0,001) war in der VHD-Gruppe signifikant höher als in der Gruppe ohne VHD.

Die Gesamtmortalität und die CV-Mortalität waren bei Patient:innen mit multipler VHD signifikant höher als bei Patient:innen mit einfacher VHD (0- vs. 1- vs. 2- vs. 3-Klappenerkrankung: Gesamtmortalität 22,4 % vs. 21,5 % vs. 32,1 % vs. 43,3 %, P<0,001; CV-Mortalität 7,2 % vs. 10,6 % vs. 17,3 % vs. 22,4 %, P<0,001). Von 1.016 Patient:innen mit VHD unterzogen sich 462 (45,5 %) Patient:innen keinem Klappenersatz oder keiner Klappenreparatur, während bei 554 (54,5 %) Patient:innen mindestens ein Klappenersatz oder eine Klappenreparatur durchgeführt wurde. Die Gesamtmortalität (18,6 % vs. 34,4 %, P<0,001) und die CV-Mortalität (10,6 % vs. 16,2 %, P=0,026) waren bei Patient:innen mit Klappenersatz oder -reparatur signifikant niedriger als bei Patient:innen ohne Operation (Abbildung 1). Multivariable Cox-Regressionsmodelle zeigten, dass, nach der Adjustierung für die klinischen Risikofaktoren und die LVEF, ein Klappenersatz oder eine Klappenreparatur zu einer signifikanten Verbesserung des CV-Tod freien Überlebens führte (HR 0,631, 95% CI 0,441-0,903).

 

Schlussfolgerungen

Im Vergleich zu den alters-, geschlechts- und NYHA-Klasse gematchten chronischen HF-Patient:innen ohne VHD, ist die begleitende VHD bei Patient:innen mit chronischer HF mit einer schlechteren Gesamtmortalität und CV-Mortalität im Verhältnis zur Anzahl der betroffenen Klappen assoziiert. Ein Klappenersatz oder eine Klappenreparatur kann die Gesamtmortalität und die CV-Mortalität in dieser Patientenkohorte signifikant reduzieren.

Diese Seite teilen