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In den letzten Jahren haben sich viele Prozesse in Arztpraxen deutlich gewandelt. Immer häufiger bringen Patientinnen und Patienten selbständig Daten aus Apps und Wearables mit in die Sprechstunde. Diese Technologien, die zunächst wenig beachtet wurden, haben sich mittlerweile zu wichtigen Instrumenten entwickelt, die das Potenzial haben, die Behandlung chronischer Erkrankungen wie Bluthochdruck erheblich zu verbessern. Insbesondere die Prävention von Bluthochdruck durch den Einsatz von jederzeit zugänglichen und ortsungebundenen Smartphone-Apps haben hohes Potential [1], in dem sie Lifestyle-Interventionen für präventives Verhalten fördern, sowie die Medikamentenadhärenz verbessern, oder die körperliche Aktivität steigern. [2-6]. Doch bisher sind Hypertoniemanagement-Apps noch nicht fest in der Routineversorgung integriert. Um zu verstehen, warum dies so ist, müssen die Einstellungen von Versorgenden gegenüber diesen Technologien genauer betrachtet werden. Daraus ergeben sich folgende Forschungsfragen: Welche Einstellungen haben Kardiologinnen und Kardiologen sowie Hausärztinnen und Hausärzte gegenüber der Nutzung solcher Technologien? Welche Informationen fehlen ihnen, um diese in den Praxisalltag zu integrieren? Und welche Hindernisse stehen einer breiteren Anwendung noch im Weg? Diese Fragen werden in der vorliegenden Untersuchung beleuchtet.
Die Studie untersucht die Einstellungen von Kardiologinnen und Kardiologen sowie von Hausärztinnen und Hausärzten zur Nutzung von Apps in der Hypertonieversorgung. Ziel ist es, die Informationsbedarfe der Ärztinnen und Ärzte zu identifizieren und mögliche strukturelle sowie individuelle Hindernisse für die Integration von Apps in die Versorgung von Menschen mit Bluthochdruck zu ermitteln.
Zwischen Oktober 2023 und Januar 2024 wurde eine quantitative Fragebogenerhebung durchgeführt. An der Befragung nahmen 200 Kardiologinnen und Kardiologen und 204 Hausärztinnen und Hausärzte teil. Die Kardiologinnen und Kardiologen wurden über den Bundesverband Niedergelassener Kardiologen e.V. (BNK) bundesweit rekrutiert, während die Hausärztinnen und Hausärzte über die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg kontaktiert wurden. Die Erhebung bei den Kardiologinnen und Kardiologen erfolgte online, während die Hausärztinnen und Hausärzte entweder online oder per Papierfragebogen teilnehmen konnten. Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet.
Die Zwischenergebnisse belegen eine positive Einstellung der befragten Ärztinnen und Ärzte (87 %) gegenüber der Integration von Apps in die Hypertoniebehandlung. Dennoch äußerten nur 73 % die Bereitschaft, Apps auch tatsächlich ihren Patientinnen und Patienten zu empfehlen. Dies deutet auf eine gewisse Zurückhaltung hin, die in den folgenden Aspekten begründet sein könnte. Ein erheblicher Teil der Befragten (über 50 %) gibt an, dass ihnen wesentliche Informationen fehlen. Leidglich 16 % der Befragten gibt an, dass sie sich sehr gut oder gut hinsichtlich des Einsatzes von Apps in der Hypertoniebehandlung informiert fühlen. Besonders relevant sind für die Ärztinnen und Ärzte Informationen über das Angebot an Apps (54 %), die Kosten (59 %), die Ziele der Apps (53 %), den Nutzen für Patientinnen und Patienten (61 %), die Wirkweise (59 %) und die Wirksamkeit (65 %). Die größten Potenziale von Apps sehen die befragten Ärztinnen und Ärzte in der Verbesserung der Medikamentenadhärenz (76 %), der Förderung der Patientenautonomie (74 %) und der Unterstützung in der Gesundheitsversorgung (69 %). Die unzureichende Vergütung für die Integration von Apps in die Behandlung stellt für 81 % der Ärztinnen und Ärzte eine relevante Barriere dar. Auch technische Herausforderungen, wie die Kompatibilität unterschiedlicher Systeme und Schnittstellen, wurden von 78 % der Befragten als problematisch angesehen. Ein weiterer Aspekt, der in der Befragung deutlich wurde, ist die Differenzierung der Patientengruppen. 82 % der Ärztinnen und Ärzte sind der Meinung, dass Apps nicht für alle Patientinnen und Patienten gleichermaßen geeignet sind.
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass Kardiologinnen und Kardiologen sowie Hausärztinnen und Hausärzte grundsätzlich offen für die Integration von Apps in die Hypertoniebehandlung sind. Sie erkennen das Potenzial von Apps in der Hypertonieversorgung, insbesondere in der kontinuierlichen Überwachung und dem Management von Bluthochdruck und damit zur Förderung der Patientenautonomie. Allerdings bestehen Informationsdefizite sowie strukturelle und technische Hürden, die eine breitere Anwendung im Praxisalltag erschweren und auch verhindern, dass trotz einer positiven Grundeinstellung digitale Präventionsangebote in der Versorgung integriert sind.
Die Zwischenergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer intensiven und gezielten Informationsvermittlung sowie eines Wissenstransfers über die Anwendung und den Nutzen der Apps. Um diese Barrieren zu überwinden, ist Wissen notwendig, um den Übergang vom individuellen Selbstmanagement der Patientinnen und Patienten hin zu einer formalisierten, durch Apps unterstützten Gesundheitsversorgung zu fördern. Eine zentrale Rolle spielt dabei die aktive Einbindung der Ärztinnen und Ärzte, sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Implementierung von Apps. Nur durch ihre Mitwirkung kann der Übergang gelingen, der die Prävention von Bluthochdruck wirksam unterstützt. Zusätzlich sind technische und prozessuale Voraussetzungen im Gesundheitssystem zu schaffen, damit digitale Lösungen, wie Apps, effektiv in den klinischen Alltag integriert werden können. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Entwickelnden, Gesundheitsdienstleistenden sowie Patientinnen und Patienten ist hierbei unerlässlich, um die Implementierung nachhaltig und patientenzentriert zu gestalten.