https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
1Universitätsklinikum Augsburg I. Medizinische Klinik Augsburg, Deutschland; 2Medizinisches Versorgungszentrum Kardiologie, Angiologie, Radiologie, Nuklearmedizin Dresden, Deutschland; 3Isarkliniken GmbH Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin München, Deutschland; 4KIZ - Kardiologie im Zentrum München, Deutschland; 5iATROS GmbH München, Deutschland; 6Universitätsklinikum Münster Münster, Deutschland; 7AOK Plus - Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen Dresden, Deutschland
METHODEN: Es wurde eine systematische Real-World Auswertung von 67 konsekutiv im Elektrophysiologie-Zentrum (EP-Zentrum) nach primär erfolgreicher interventioneller Rhythmisierung der in das Programm eingeschlossenen Patienten durchgeführt. Das 12-monatige Programm besteht aus den Funktionen: (1) Selbst-Ableitung von 1-Kanal-EKGs und anderen Vitalparametern, (2) bei Bedarf kurzfristige EKG-Befundung und ärztliche Beratung über Videokonsultation, und (3) Patientenschulung zu Krankheitskompetenz und Lebensstiloptimierung. Alle Patienten erhielten ein EKG-wearable und Zugang zur App. Das Programm wurde mittels Beratungen durch Teleärzte begleitet.
RESULTATE: Eine hohe Programmadhärenz wurde mit einer durchschnittlichen aktiven Programmbeteiligung von 10,5 Monaten festgestellt. Insgesamt wurden 29.092 EKGs aufgezeichnet, durchschnittlich 1,42 EKGs pro Tag während der aktiven Phase, von denen 4.338 vom EKG-Algorithmus als Vorhofflimmern klassifiziert wurden. Von den 39 Patienten mit nachgewiesener Arrhythmie innerhalb des 12-monatigen Zeitraums nach der Indexprozedur erhielten 30 eine erneute Intervention (Abbildung), durch Pulmonalvenenisolation (PVI, n = 20 Eingriffe), elektrische Kardioversion (eKV, n = 16 Eingriffe) und/oder antiarrhythmische Medikation (n = 6) oder andere interventionelle Verfahren (n = 3). Die meisten Patienten (n = 30) hatten eine Videosprechstunde als ersten medizinischen Kontaktpunkt nach Auftreten der Arrhythmie. In 100% der Fälle wurde die Arrhythmie zuerst durch das tragbare EKG über die Plattform identifiziert und dokumentiert, und nicht durch ein herkömliches EKG oder Holter-EKG in einer Praxis oder Klinik. Blutdruck und Körpergewicht wurden signifikant reduziert.
ZUSAMMENFASSUNG: Das Programm integrierte sich gut in den Praxisalltag und unterstützte schnelle, datenbasierte Entscheidungen im EP-Zentrum. Die Kombination aus selbst aufgezeichneten EKGs mit hoher Patientenadhärenz, dem Feedback durch die App und der Möglichkeit, kurzfristig einen Termin für eine teleärztliche EKG-Bewertung zu buchen, ermöglichte eine schnelle und zuverlässige Befundung sowie konkrete ärztliche Empfehlungen an den Patienten. Die diagnostischen und therapeutischen Ergebnisse waren mit einem erhöhten Sicherheitsgefühl der Patienten verbunden. Darüber hinaus wurden im begleitenden Bildungsprogramm ein reduzierter Blutdruck und ein vermindertes Körpergewicht gemessen. Diese Real-World systematische Auswertung des Digitalen Gesundheitsprogramms Vorhofflimmern zeigt, dass das hybride Programm im Praxisalltag anwendbar ist, und die Patientenversorgung verbessert. Diese Ergebnisse müssen in einer kontrollierten randomisierten Studie bestätigt werden.
ABBILDUNG: Zeit bis zur ersten erneuten Behandlung aufgrund einer im Programm durch EKG-Selbstableitung und ärztliche Befundung identifizierten wiederaufgetretenen Arrhythmie. Grüne Linie: Patienten nach PVI bei paroxysmalem Vorhofflimmern; blaue Linie: Patienten nach PVI bei persistierendem Vorhofflimmern; rote Linie: Patienten nach eKV bei persistierendem Vorhofflimmern.