https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
1Universitätsklinikum Ulm Klinik für Innere Medizin II Ulm, Deutschland; 2Universitätsklinikum Ulm Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin Ulm, Deutschland; 3Uniklinikum Ulm Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie Ulm, Deutschland; 4Klinikum Esslingen Klinik für Kardiologie, Angiologie u. Pneumologie Esslingen am Neckar, Deutschland
Hintergrund:
Ablationen von Herzrhythmusstörungen mittels komplexer elektrophysiologischer Verfahren nehmen zu. Für eine sichere und effiziente Ablation ist eine tiefe Sedierung zur Vermeidung von Patientenbewegungen und für den Patientenkomfort unerlässlich. Die Verabreichung von Sedativa und Analgetika birgt jedoch das Risiko einer Atemdepression, die zu Komplikationen wie Hyperkapnie, Hypoxie und Hypotonie führen kann. Diese Studie zielt darauf ab, den Einfluss der transkutanen Kohlendioxid (CO2)-Überwachung zusätzlich zur Standardüberwachung bei elektrophysiologischen Interventionen auf Sauerstoffsättigungs(SpO2)-Abfälle und pathologische Veränderungen in der peripheren Blutgasanalyse zu bewerten.
Methoden:
In diese monozentrische, prospektive, kontrolliert, randomisierte Studie (clinicaltrials.gov, NCT04038476) wurden Patienten eingeschlossen, bei welchen im Universitären Herzzentrum Ulm eine elektrophysiologische Intervention unter tiefer Sedierung erfolgte und älter als 18 Jahre waren. Die Patienten wurden 1:1, entweder in die Gruppe mit Standardüberwachung oder in die Gruppe mit zusätzlicher kontinuierlicher transkutaner CO2-Partialdrucküberwachung (TCM-Gruppe) randomisiert. Die Standardüberwachung umfasste nicht-invasive Blutdruckmessung, SpO2-Überwachung und regelmäßige periphere venöse Blutgasanalyse. Der primäre kombinierte Endpunkt umfasste SpO2-Abfälle unter 90% und pathologische Veränderungen in der peripheren venösen Blutgasanalyse. Der sekundäre Endpunkt umfasste die einzelnen Komponenten des kombinierten primären Endpunkts, hämodynamische Parameter und die Menge der verabreichten Sedativa und Opioide.
Ergebnisse:
Insgesamt wurden 726 Patienten randomisiert. 357 Patienten wurden der TCM-Gruppe und 349 Patienten der Standardgruppe zugewiesen. In der TCM-Gruppe erreichten 221 Patienten (61,9%) den primären kombinierten Endpunkt, verglichen mit 227 Patienten (65,2%) in der Standardgruppe (p=0,359). Hinsichtlich der sekundären Endpunkte war ein Anstieg des peripheren venösen CO2-Partialdrucks um mehr als 30% im Vergleich zum Ausgangswert in der Standardüberwachungsgruppe signifikant häufiger als in der TCM-Gruppe (p = 0,005). Zudem war ein venöser pH-Wert unter 7,25 in der Standardüberwachungsgruppe signifikant häufiger als in der TCM-Gruppe (p = 0,047).
Schlussfolgerung:
Zusammenfassend zeigt unsere Studie, dass die Ergänzung der Standardüberwachung mit der transkutanen CO2-Messung signifikante CO2-Erhöhungen und respiratorische Azidose während komplexer elektrophysiologischer Verfahren unter tiefer Sedierung wirksam reduzieren kann.