https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Medizinische Klinik II / Kardiologie, Angiologie, Intensivmedizin Lübeck, Deutschland
Eine stattgehabte intrazerebrale Blutung stellt eine von verschiedenen Indikationen für den interventionellen Vorhofohrverschluss dar und betroffene Patienten sind möglicherweise mit einem schlechteren Outcome assoziiert. Das HANSE-LAAC-Register untersuchte die Fragestellung, ob sich Patienten mit stattgehabter intrazerebraler Blutung als Indikation während einer einjährigen Nachbeobachtungszeit in Bezug auf kardiovaskuläre Ereignisse und das klinische Outcome von Patienten ohne stattgehabte intrazerebrale Blutung unterscheiden.
Methodik
Das Lübecker HANSE-LAAC-Register ist ein real-world, all comers, monozentrisches Register, das alle Katheter-basierten LAA-Interventionen der Klinik für Kardiologie in Lübeck seit Januar 2014 erfasst. Die Daten wurden retrospektiv aus den Patientenakten und Interventionsprotokollen erhoben und falls notwendig durch ein standardisiertes telefonisches Interview ergänzt. Für die Auswertung wurden der Indexkrankenhausaufenthalt sowie standardisierte Follow Up-Untersuchungen nach 3 und 12 Monaten analysiert. Von besonderem Interesse waren dabei das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen, Tod und Blutungsereignissen.
Ergebnis
Insgesamt erhielten in den Jahren 2014 bis 2022 n= 401 Patienten einen Vorhofohrverschluss. Von diesen wiesen n= 340 keine intrazerebrale Blutung (NICHT-BLUTER) und n=61 eine intrazerebrale Blutung (BLUTER) in der Vorgeschichte auf.
Bezogen auf Alter und Geschlecht waren keine Unterschiede vorhanden. Während die BLUTER einen signifikant höheren CHA2DS2-VASc-Score (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 4.6±1.4 vs. 5.1±1.4; p= 0.0211) und HAS-BLED-Score (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 3.5±0.9 vs. 4.0±0.77; p= 0.0013) aufwiesen, waren sie signifikant weniger von KHK (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 56% vs. 36%; p=0.005), pAVK (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 14.4% vs. 3.2%; p=0.012) und verringerter eGFR in ml/min/1.73m2 (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 51.3±22.8 vs. 61.1±18.5; p=0.0007) betroffen. Trotz längerer Fluoroskopiezeit (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 13.13±13.5min vs. 15.9±16.5min; p=0.0313), konnten BLUTER früher aus dem Krankenhaus entlassen werden (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 7.7±7.5 Tage vs. 5.3±6.2 Tage; p= 0.0056), ohne dass Unterschiede in der Komplikationsrate oder der verordneten Medikation auftraten.
Die Follow-Up-Rate (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 88.2% vs. 85.2%; p=0.5) sowie der Zeitpunkt des einjährigen Follow Up waren ebenso wie die Medikation zu diesem Zeitpunkt vergleichbar. Obwohl BLUTER numerisch in allen erfassten Endpunkten geringere Ereignisraten aufwiesen, ließ sich kein statistischer Unterschied bei der Rate an Schlaganfällen (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 2.4% vs. 1.6%; p>0.9), Myokardinfarkten (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 1.5% vs. 0%; p>0.9) oder Todesfällen (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 14.4% vs. 6.6%; p=0.1) feststellen. Nur bezüglich der Blutungsereignisse wiesen BLUTER eine signifikant niedrigere Rate auf (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 11.8% vs. 3.3%; p= 0.0463). Die Zusammenfassung aller erfassten Endpunkte (Netto Clinical Benefit) ergab eine signifikant niedrigere Ereignisrate in der Gruppe der BLUTER (NICHT-BLUTER vs. BLUTER: 30.0% vs. 11.5%; p= 0.0027).
Zusammenfassung
Die Gruppe der BLUTER stellte sich bereits in den Baseline-Charakteristika als weniger multimorbide dar. Dies bestätigte sich im einjährigen Follow Up durch numerisch geringere Ereignisraten in allen erfassten Endpunkten und statistisch signifikant geringerem Auftreten von Blutungsereignissen und einem besseren Netto Clinical Benefit.