https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
1Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg I. Medizinische Klinik, Schwerpunkte: Kardiologie, Angiologie, Hämostaseologie und Internistische Intensivmedizin Mannheim, Deutschland; 2Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg IV. Medizinische Klinik, Geriatrisches Zentrum Mannheim, Deutschland; 3Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung Mannheim, Deutschland; 4Aster Clinic Dubai, Deutschland; 5Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg Neurologische Klinik Mannheim, Deutschland
Hintergrund: Zur Optimierung des interventionellen Vorhofohrverschlusses (left atrial appendage occlusion, LAAO) werden zunehmend komplexe prä- und periprozedurale Ansätze verfolgt, die eine aufwändige Bildgebung und Prozedurdurchführung erfordern. Das steht im Gegensatz zur Idee der Lean LAAO, die darauf abzielt, die Komplexität des Verfahrens und den prozeduralen Impact auf den Patienten zu reduzieren (Ausschluss intrakardialer Thromben mittels transösophagealer Echokardiografie, rein fluoroskopisches Guiding der Prozedur). Dies könnte insbesondere geriatrischen Patienten zugutekommen, die bei komplexen kardialen Eingriffen erhöhte Komplikationsraten aufweisen.
Ziel: Analyse von Erfolg und Sicherheit der Lean LAAO, insbesondere in der geriatrischen Population.
Methoden: In dieser retrospektiven Beobachtungsstudie wurden alle Patienten, die seit 2014 an unserem Zentrum eine Lean LAAO erhalten hatten und für die Nachbeobachtungsdaten verfügbar waren, hinsichtlich des technischen Erfolgs, der Prozedurdurchführung und der Effektivität in der Verhinderung von Tod, Schlaganfall oder systemischer Embolie untersucht. Die Sicherheit wurde primär anhand schwerer Blutungen (d. h. ≥ BARC Typ 3) bewertet. Daten für geriatrische Patienten (≥ 80 Jahren) wurden gegen die nicht-geriatrischer Patienten verglichen.
Ergebnisse: Von 230 verfügbaren Patienten (43.4 vs. 31.3 % Frauen; p=0.072) waren 43,0 % in der geriatrischen Gruppe (mittleres Alter 84±3 Jahre). Der prädominante LAA-Typ in beiden Gruppen war die Chicken-wing-Morphologie (38,9 %). Bei geriatrischen und nicht-geriatrischen Patienten lag eine hohe technische Erfolgsrate vor (96,0 vs. 98,5 %; p=NS). Die Durchleuchtungszeit war kurz (4,4 [7,4] vs. 6,2 [7,0] Min.; p=0,096) und die verwendete Kontrastmittelmenge gering (110,0 [84,0] vs. 100,0 [80,0] ml; p=NS). Prozedurbezogene Komplikationen traten bei 8,1 vs. 3,8 % der Patienten auf (p=NS). 70,7 vs. 82,4 % der Patienten blieben frei von Tod, Schlaganfall oder systemischer Embolie (p=0,035; mittleres Follow-up 633,9±651,5 vs. 708,9±753,6 Tage; p=NS). Geriatrische Patienten tendierten zu einer höheren Gesamtmortalität (nicht verfahrensbedingt; 22,2 vs. 13,0 %; p=0,064) und mehr kardioembolischen Schlaganfällen (10,1 vs. 3,8 %; p=0,056). Dies war jedoch nicht mit häufigeren Para-device-Leaks ≥ 5 mm (0 vs. 0 %; p=NS) oder LA-/Device-Thromben (2,0 vs. 1,5 %; p=NS) assoziiert. Klinisch signifikante Blutungen traten während des Gesamt-Follow-ups bei 7,1 vs. 6,9 % der Patienten auf (p=NS).
Schlussfolgerungen: Die Lean LAAO weist eine mit anderen aktuellen Studien vergleichbare hohe technische Erfolgsrate auf. Geriatrische Patienten könnten besonders von der kompakten Durchführung und der geringen Kontrastmittelmenge profitieren. Unter Berücksichtigung einer präprozeduralen Multimorbidität sollten nur jene Patienten für den Eingriff indiziert werden, die aufgrund einer ausreichenden Lebenserwartung von der LAAO profitieren. Der Trend zu mehr kardioembolischen Schlaganfällen im Follow-up ist ein wichtiges Signal, das bei geriatrischen Patienten den Fokus auf andere kardioembolische Schlaganfallursachen außer LAA-Thromben lenkt.