https://doi.org/10.1007/s00392-024-02526-y
1Universitäts-Herzzentrum Freiburg / Bad Krozingen Klinik für Kardiologie und Angiologie Bad Krozingen, Deutschland; 2AstraZeneca GmbH Hamburg, Deutschland; 3AstraZeneca CVRM Evidence Strategy, BioPharmaceuticals Medical Mölndal, Schweden; 4AstraZeneca BPM Evidence Statistics, Medical Evidence, BioPharmaceuticals Medical Mölndal, Schweden; 5AstraZeneca BioPharmaceuticals Medical, CVRM Mölndal, Schweden; 6LMU Klinikum der Universität München Medizinische Klinik und Poliklinik IV München, Deutschland
Der Einsatz von RAASi ist essenziell für die Therapie kardiorenaler Erkrankungen, steigert jedoch das Hyperkaliämie (HK)-Risiko. Um eine RAASi-Therapie auch im Fall einer HK beizubehalten, empfehlen internationale Leitlinien u.a. der ESC die Überwachung der Kaliumspiegel und den Einsatz von modernen Kaliumbindern. Eine Heruntertitration und/oder ein Abbruch der RAASi-Therapie sollte vermieden werden, da dies mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einhergeht.
Gesamtziel der ZORA-Studie ist es das Management und die Konsequenzen der HK bei kardiorenalen Patient:innen zu untersuchen. Diese Analyse beschreibt das Ausmaß der HK-bedingten RAASi-Reduktion und die damit verbundenen Risiken für Hospitalisierungen und Notaufnahmenbesuchen bei deutschen Patient:innen mit chronischer Herzinsuffizienz (CHF).
Methoden
Eingeschlossen wurden Patient:innen mit einer HK-Diagnose (ICD-10 E87.5), einer Diagnose für CHF und einer Verschreibung von ≥1 RAASi (ACEi, ARB, MRA, ARNI) innerhalb von 120 Tagen vor dem HK-Indexereignis. Die deutsche Datenquelle erfasste die Gesundheitsdaten von mehr als 4 Millionen gesetzlich Versicherten der WIG2-Datenbank. Ein Propensity-Score (PS)-Matching wurde angewandt, um die Subgruppen (erhaltene vs. reduzierte RAASi-Therapie) für Ausgangscharakteristika auszugleichen. Die Risiken für Hospitalisierungen und Notaufnahmebesuchen innerhalb eines Jahres wurden mittels Kaplan-Meier-Methode geschätzt und mit Cox-Proportional-Hazards-Modellen analysiert.
Ergebnisse
Insgesamt wurden in Deutschland 8.325 Patient:innen mit einer HK-Episode bei bestehender CHF in die Analyse eingeschlossen. ACEi und MRA mit 48,6% bzw. 41,9% waren die am meisten eingesetzten Medikamente der RAASi-Klasse vor dem HK-Indexereignis. Nach dem HK-Ereignis wurde die RAASi-Therapie bei 4.452 (53,5%) Patient:innen in der vorherigen Dosierung aufrechterhalten oder auftitriert, wohingegen bei 3.873 (46,5%) Patient:innen die RAASi-Therapie reduziert (25,8% herabtitriert und 20,7% komplett abgebrochen) wurde. Von denjenigen, die die Therapie abbrachen und für die 1-Jahres-Follow-up-Daten vorlagen, wurde bei 51,0% (n/N=570/1.118) im entsprechenden Zeitraum keine RAASi-Therapie reinitiiert. Die MRA-Therapie wurde nach der HK insgesamt am häufigsten abgebrochen (53,9%), gefolgt von ACEi (34,0%) und ARB (30,4%). Nach dem Propensity-Score Matching war das Risiko für Gesamt- also auch CKD-bedingte Hospitalisierungen innerhalb eines Jahres nach einer HK für Patient:innen mit erhaltener RAASi-Therapie signifikant geringer als für diejenigen mit reduzierter RAASi-Therapie (p<0,001). Auch das Risiko des kombinierten Endpunkts (Komposit aus Hospitalisierungen und Notaufnahmebesuchen wegen CHF oder CKD) war signifikant geringer bei Patient:innen unter erhaltener RAASi-Therapie (p=0,03) (Abb. 1).
Schlussfolgerung
Die ESC-Leitlinienempfehlungen im Umgang mit HK-Ereignissen bei CHF-Patient:innen werden in Deutschland nur unzureichend umgesetzt. Die RAASi-Therapie wird nach einer HK häufig abgebrochen oder heruntertitriert und selten zeitnah wieder aufgenommen. Dieses Behandlungsmuster sollte im Hinblick auf diese Studienergebnisse überdacht werden, denn eine erhaltene RAASi-Therapie geht mit einem signifikant geringeren Risiko für kardiorenale Hospitalisierungen und Notaufnahmebesuchen einher.