Pflegerische Interventionen bei der Erstdiagnose einer HFrEF im Alter von 33 Jahren

Clin Res Cardiol (2025). DOI 10.1007/s00392-025-02737-x

Teklit Birhane (Frankfurt am Main)1, A. Dirksen (Frankfurt am Main)1, L. Solano (Frankfurt am Main)1

1Universitätsklinikum Frankfurt Frankfurt am Main, Deutschland

 

Hintergrund:
Ein 33-jähriger Patient wurde aufgrund belastungsabhängiger Dyspnoe (NYHA II) auf Empfehlung des Kardiologen stationär aufgenommen. Sechs Monate zuvor war er an einer Bronchitis mit thorakalen Beschwerden erkrankt. Nach anfänglicher Besserung traten bei körperlicher Belastung, insbesondere im Rahmen seiner sportlichen Aktivität als Amateurfußballer, erneut Beschwerden auf.

Aufnahmebefunde und Diagnostik:
Die Vitalzeichen waren stabil (RR 132/88 mmHg, HF 83/min). Anamnestisch bestanden ein Nikotinkonsum von 15 Zigaretten/Tag sowie gelegentlicher Alkoholgenuss.
EKG: AV-Block I°, doppelgipflige P-Wellen in Ableitung II, T-Negativierung in aVL, abgeflachtes T in V6.
Labor: NT-proBNP 3332 pg/ml, Troponin 32.
TTE: EF 27 %, diastolische Dysfunktion Grad II, leichtgradige konzentrische Hypertrophie, systolische RV-Funktionsminderung, keine relevanten Klappenvitien.
Eine CT-Koronarangiografie schloss eine KHK aus. Das anschließende Kardio-MRT bestätigte die deutlich eingeschränkte linksventrikuläre Funktion (EF 26 %) und zeigte narbige Areale. Aufgrund des Myokarditis-Verdachts sowie der Differenzialdiagnose Sarkoidose wurde eine Myokardbiopsie durchgeführt. Das Ergebnis steht noch aus.

Therapie & Management:

Der Patient wurde leitliniengerecht medikamentös eingestellt mit:

  • Bisoprolol 2,5 mg
  • Sacubitril/Valsartan (Entresto) 24/26 mg
  • Eplerenon 25 mg
  • Empagliflozin 10 mg

Aufgrund des erhöhten Risikos eines plötzlichen Herztodes erhielt der Patient eine tragbare Defibrillatorweste (LifeVest). Vor der Entlassung erfolgte durch eine Advanced Practice Nurse (APN) eine strukturierte Schulung zur Symptomkontrolle, Medikation und Alltagsbewältigung.

Pflegerische Interventionen:
• Überwachung der Vitalzeichen und des Herzrhythmus mittels Telemetrie
• Tägliches Wiegen, Beobachtung auf Ödeme, Patientenermutigung
• Aufklärung bei Adhärenz Problemen mit der Telemetrie – Schulung durch APN nach Erkennen von Wissensdefiziten
• Psychokardiologische Unterstützung in der Diagnostik- und Therapiephase
• Koordination der diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen
• Edukation zur Selbstpflege, Medikamentenverständnis und zum Krankheitsmanagement

Lernpunkte:
• Eine verständliche, patientenzentrierte Kommunikation verbessert die Adhärenz
• Pflegefachpersonen sind zentral in der psychokardiologischen Begleitung und Befähigung der betroffenen Person im Shared-decision-Making Prozess
• Enge multidisziplinäre Zusammenarbeit von Pflegefachpersonen, ärztlichem Team und spezialisierten Pflegefachpersonen wie heart failure Nurse und APNs ist essenziell
• Pflegerisches Handeln trägt nachweislich zur Prognoseverbesserung bei.

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