Diagnostischer Stellenwert der CMR im Vergleich zur Knochen-Szintigraphie bei kardialer Amyloidose

Josefin Obergassel (Münster)1, M. Bietenbeck (Münster)1, N. Akyol (Münster)1, V. Vehof (Münster)1, A. Emara (Münster)1, M. Theofanidou (Münster)1, P. Stalling (Münster)1, A. Yilmaz (Münster)1

1Universitätsklinikum Münster Herz-MRT-Zentrum Münster, Deutschland

 

Hintergrund: Sowohl die kardiovaskuläre Magnetresonanztomographie (CMR) als auch die Knochen-Szintigraphie erlauben eine nicht-invasive Diagnose einer kardialen Amyloidose (CA). Bisher gibt es jedoch kaum Studien, die den diagnostischen Stellenwert einer CMR im Vergleich zur Knochen-Szintigraphie im direkten Vergleich hinsichtlich der Abklärung einer kardialen Amyloidose untersucht haben.

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven, monozentrischen Datenanalyse wurden für den Zeitraum 2020 bis 2023 alle Patienten erfasst, die sowohl einer CMR-Untersuchung als auch einer Knochen-Szintigraphie zur weitergehenden Abklärung einer möglichen CA unterzogen wurden und bei denen entweder mittels bioptischem Nachweis oder durch die Kombination aus Knochen-Szintigraphie und Leichtketten-Bestimmung die finale Diagnose einer kardialen Leichtketten-Amyloidose (AL) oder Transthyretin-Amyloidose (ATTR) gestellt werden konnte. Die CMR-basierte Diagnose einer CA basierte auf dem charakteristischen „late-gadolinium-enhancement“ (LGE)-Muster und nur eindeutige CMR-Befunde wurden als „CMR-positiv“ eingestuft. Die Bewertung der Knochen-Szintigraphien erfolgte anhand des Perugini-Scores und nur ein Perugini-Score von 2 wurde als „Szinti-positiv“ eingestuft.

Ergebnisse: Insgesamt wurden N=124 Patienten erfasst, die die o.a. Einschlusskriterien erfüllten. Bei N=115 Patienten (93%) wurde die finale Diagnose einer kardialen ATTR und bei den restlichen N=9 Patienten (7%) die Diagnose einer kardialen AL gestellt. Anhand der LGE-Aufnahmen wurde bei N=121 Patienten (97,5% = Sensitivität der CMR für ATTR und AL) ein positiver CMR-Befund und somit eine CMR-basierte Diagnose einer CA erhoben – wobei bei N=112 Patienten i.R. der weiteren Abklärung die finale Diagnose einer ATTR und bei N=9 die finale Diagnose einer AL registriert wurde.

Mittels Knochen-Szintigraphie wurde bei N=18 Patienten (14,6%) ein Perugini-Score von 0 bis 1 und bei N=106 Patienten (85,4% = Sensitivität der Knochen-Szintigraphie für ATTR und AL) ein Perugini-Score von ≥2 und somit eine Szintigraphie-basierte Diagnose einer CA erhoben – wobei sich für alle letztgenannten N=106 Patienten mittels anschließender Biopsie und/oder negativer Leichtketten-Bestimmung die finale Diagnose einer kardialen ATTR ergab. Ein CMR-positiver Befund ergab sich in N=104 dieser 106 Patienten (98,1%) mit ATTR und positiver Knochen-Szintigraphie.

Eine diagnostische Übereinstimmung („match“) ergab sich zwischen CMR und Knochen-Szintigraphie für N=104 Patienten (84%), während ein diagnostischer „mismatch“ bei N=20 Patienten (16%) registriert wurde: Die Konstellation CMR-positiv/Szinti-negativ zeigte sich in N=18 Fällen, wobei in allen 18 Fällen die CMR die richtige Diagnose einer CA ergab (davon N=9 mit AL, N=7 mit ATTR und N=2 mit bioptisch gesicherter, aber nicht-spezifizierter CA). Die umgekehrte Konstellation CMR-negativ/Szinti-positiv wurde in N=2 Fällen registriert, wobei in beiden Fällen eine kardiale ATTR mittels zusätzlicher negativer Leichtketten-Bestimmung diagnostiziert wurde.

Schlussfolgerung: Die CMR weist für die Diagnose einer CA bei gemeinsamer Betrachtung von ATTR- und AL-Fällen eine deutlich höhere Sensitivität auf als die Knochen-Szintigraphie (97,5% vs. 85,4%). Eine eindeutig positive Knochen-Szintigraphie (Perugini-Score 2) ist fast immer mit einem positiven CMR-Befund korreliert. Der diagnostische Zusatz-Nutzen einer Knochen-Szintigraphie ist bei eindeutig positivem CMR-Befund kritisch zu hinterfragen.
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